Das Portrait
Promotionsthema Strategieumsetzung
Alexandra Michel begleitet den Veränderungsprozess wissenschaftlich
Evaluationen in der Lehre gehören mittlerweile zum universitären Alltagsprogramm. Eine solch globale Evaluation aber, wie sie derzeit an der Ruperto Carola durchgeführt wird, gab es bislang nicht. Auf dem Prüfstand: Der Veränderungsprozess infolge der Umsetzung des Strategiepapiers. Mit beteiligt: Alexandra Michel – eine von zwei Doktorandinnen, die dieses Projekt wissenschaftlich begleiten.
Foto : privat |
Mit Evaluation und Qualitätssicherung kennt sich Alexandra Michel bestens aus. Nach ihrem Studium der Psychologie in Marburg und Stirling (Schottland), das sie 2000 mit Diplom abschloss, hat sie mehrere Jahre lang bei der AOK Rheinland im Bereich Personalentwicklung gearbeitet. Doch das wissenschaftliche Interesse ebbte nie ab. An der Universität Heidelberg verbindet sie seit vergangenem Jahr nun beides miteinander, nämlich Theorie und Praxis. In Form einer kombinierten Quer- und Längsschnittuntersuchung analysiert sie zusammen mit einer Kollegin, Daniela Meiser, und unter der wissenschaftlichen Leitung der beiden Arbeits- und Organisationspsychologen Professor Dr. Karlheinz Sonntag und Dr. Ralf Stegmaier, wie der Veränderungsprozess innerhalb der Universität sich gestaltet und aufgenommen wird – Frau Michels Schwerpunkt sind die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Doktoranden. Beabsichtigt ist es, Impulse und Rückmeldungen zu geben und damit eine Optimierung des Prozesses zu erreichen. "Formative Evaluation" nennen die Wissenschaftler das und meinen damit, dass "Ergebnisse und Erkenntnisse" im Sinne eines Korrektivs sogleich zurückgekoppelt werden. Profitieren sollen davon nicht nur die Mitarbeiter durch eine verbesserte Kommunikation und durch die Aufnahme ihrer Anregungen in den Veränderungsprozess der Heidelberger Universität – am Ende dieser Untersuchungen winkt ein "Best Practice Modell", das auch anderen Hochschulen Anregungen geben soll, wie solch komplexe Umgestaltungsprozesse erfolgreich zu bewältigen sind.
Die erste Querschnittsuntersuchung ist bereits erfolgt. Nicht weniger als 192 Fragen, unterteilt in verschiedene Kategorien, hatte Alexandra Michel nach den in der sozialwissenschaftlichen Forschung üblichen Vorgehensweisen und Standards entwickelt: Sichtung des internationalen Forschungsstands, Übersetzung und Rückübersetzung ausgewählter Items, Testlauf des Fragebogens. Von Dezember 2005 bis Januar 2006 befragte sie dann Mitarbeiter und Doktoranden zu ihrer Wahrnehmung der Veränderungen an der Universität Heidelberg. Dabei musste sie auch mit Gegenwind zurechtkommen. Denn wie eigentlich immer bei solchen Erhebungen hat es auch bei dieser Kritik gegeben. Im Schussfeld vor allem die "Fragen zur Person" – etwa von der Art, ob man "lieber die gewohnten Dinge als neue und andere" mache. Der Vorwurf: Hier würden "Persönlichkeitsprofile" ermittelt, die mit der Sache nichts zu tun hätten.
Dem aber widerspricht Frau Michel entschieden: Es ginge hier gar nicht um Profile, sondern um wichtige veränderungsrelevante personale Merkmale. Dazu Professor Sonntag: "Will man Wahrnehmung und Wirkung von Veränderungen angemessen verstehen, müssen solche Merkmale berücksichtigt werden. Nur so sind differenzierende Aussagen möglich. Das entspricht im Übrigen bewährter internationaler Praxis zur Erforschung von Veränderungsprozessen." Außerdem seien alle datenschutzrechtlichen Vorgaben in Kooperation mit der ZENDAS (Zentrale Datenschutzstelle der baden-württembergischen Universitäten) erfüllt worden. Auch die Behauptung, es sei kein Testlauf vorgenommen wurden, stimmt nicht, sagt Alexandra Michel: "Die Fragebogen wurde von verschiedenen Personen – sowohl Studierenden als auch wissenschaftlichen Mitarbeitern – im Hinblick auf die Kriterien Plausibilität, Verständlichkeit und inhaltliche Relevanz überprüft und anschließend optimiert."
Abschreckend hat die Teilnahme an der Befragung, die natürlich freiwillig und anonym ist, jedenfalls nicht gewirkt, Alexandra Michel spricht von einer "großen Resonanz". Zu den Ergebnissen kann sie aber noch nichts verraten. Einsendeschluss war Ende Januar, im Moment werden die Daten noch ausgewertet. Der Fragebogen mit seinen standardisierten Antworten ist im Übrigen nur ein Baustein, um die Resonanz auf die Veränderungen zu ermitteln. Daneben tritt die Befragung von "Fokusgruppen". Im April beispielsweise ist ein Gespräch mit Vertretern aus jeder Fakultät geplant. Auch dort besteht Gelegenheit, sich zum Thema Veränderungsprozess zu äußern: "Was läuft gut, was nicht, was lässt sich verbessern?" Auf die Antworten dürfte nicht nur Alexandra Michel gespannt sein.