Editorial
Nur drei Lehrer bildeten das Rückgrat der Universität Heidelberg, als sie am 18. Oktober 1386 mit einer Messe in der Heiliggeistkirche ihre Existenz begann. Um einen Rektor wählen zu können, mussten sie drei Wochen warten, bis ein Prager Magister an den Neckar kam. Ende 2006 – so heißt es in der aktuellen Ausschreibung zur Rektorwahl – sind fast 400 Professorinnen und Professoren hier. Wie sich die Universität stets erneuert, zeigt jedes Jahr das "Professorium", in dem sich die Neuberufenen der universitären Gemeinschaft und den Medien in der Alten Aula vorstellen. Viele neue Gesichter, Lebensläufe, Visionen, Projekte. Ende Januar skizzierten 18 Neuberufene im "Professorium" ihre Herkunft – meist eindrucksvolle Stationen akademischer Wanderjahre zwischen Europa, den USA, Fernost und auch der Südsee –, gaben einen Ausblick darauf, was Studierende und Kollegen in Zukunft von ihnen erwarten können. Im Geist folgten wir der Ethnologin, die demnächst mit Heidelberger Studierenden auf den Philippinen forscht, nach Papua-Neuguinea. Oder dem Kirchenhistoriker in die frühe Neuzeit, wo ihn Juristen und die Einflüsse ihrer Konfession bewegen. Vom Zappelphilipp-Syndrom bis hin zu Schwarzarbeit oder der Frage, warum Stress schneller altern lässt, spannten die Neuberufenen eine faszinierende Denkwelt. Es ging um das Satiremagazin "Simplizissimus" und den Antisemitismus seines Chefredakteurs, neue Therapeutika in der Onkologie, Katalyse, Makroökonomik, molekulare Grundlagen des Schmerzes, Zahlentheorie und vieles mehr. Die wenigen Zeilen dieses Editorials reichen bei weitem nicht aus. Einige der Neuen hat der Unispiegel in seiner Reihe "Portrait" bereits vorgestellt, andere werden folgen.
Michael Schwarz