Sammlung Prinzhorn on tour
Die Sammlung Prinzhorn hat viele Freunde – nicht nur in Heidelberg. 2006 war für sie ein Jahr der Wanderschaft. Und auch 2007 sind erneut Werke in verschiedenen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen.Konträr zur konzentrierten Ruhe in den Ausstellungsräumen geht es im Museumsdepot nämlich derzeit zu wie in einem Taubenschlag. Bilder werden eingerahmt und ausgerahmt, Klimakisten ausgepackt, die Werke einer restauratorischen Kontrolle unterzogen, neu zusammen gestellt und wieder in die nächste Kiste verpackt. Die An- und Abtransporte müssen bei den begrenzten Räumlichkeiten logistisch gut geplant sein.
Im vergangenen Jahr waren es vor allem große Wander- und Gruppenausstellungen, an denen die Sammlung Prinzhorn mit Leihgaben beteiligt war. "Rough Magic – Inner Worlds Outside" war eine betitelt, sie tourte durch Madrid, London und Dublin. "Tödliche Medizin: Rassenwahn im Nationalsozialismus" kam von Washington nach Dresden (dort noch bis zum 24. Juni zu sehen), "Keeping Secrets" wiederum startete in Newcastle (England) und geht nun über Bexhill-on-Sea (noch bis zum 15. April) nach Manchester (5. Mai bis 29. Juli). In Heidelberg wurden Leihgaben an die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte für die Ausstellung "Wilhelm Fraenger & Heinrich George" gegeben. Und weitere Anfragen liegen vor. So plant beispielsweise das Frankfurter Architekturmuseum mit Gent zusammen eine Ausstellung über visionäre Architektur.
Oskar Voll, Zeichenheft, undatiert, Ausstellung "Keeping secrets". Abb.: Prinzhorn Sammlung |
Für erfolgreiche Ausstellungen, die von der Sammlung Prinzhorn selbst konzipiert wurden, ergaben sich ebenfalls neue Kooperationen. So fand die Ausstellung "irre ist weiblich" den Weg nach Gent, und zwar in das Museum Dr. Guislain, "Psychiatrie in Afrika" wanderte in das Haus Kannen (Münster) und das Psychiatriemuseum Bremen-Ost. Die Dialogausstellung Jörg Ahrnt und Ludwig Wilde – "In Persern Büchern steht’s geschrieben" – kam von Teheran zurück nach Deutschland in das Berliner Pergamonmuseum. Für die Fußball-WM beteiligte sich die Sammlung an der Stuttgarter Landesschau "Kunst lebt". Ende Januar schließlich eröffnete das Ernst Barlach Haus in Hamburg die Schau "wahnsinn sammlen", die im letzten Sommer hier zu sehen war.
Keine Frage, der grenzüberschreitende Ausstellungsbetrieb stellt wieder einmal unter Beweis, dass die Sammlung großes internationales Ansehen besitzt. Doch völlig grenzenlos ist ein solches Unternehmen nicht. Und so hat sich die Sammlung Prinzhorn vorerst ein Reiseverbot auferlegt. Nicht nur, dass der zunehmende Leihverkehr personell so nicht mehr zu bewältigen ist. Auch eine Inventur ist geplant, die voraussetzt, dass sich die Werke hier vor Ort befinden. Wenn Ende Juli die letzten Arbeiten wieder zurückkehren, heißt es also erst einmal Ausstellungsstopp und "zu Hause" bleiben. Für Freunde der Sammlung in aller Welt sollte das kein unüberwindbares Hindernis sein – denn Heidelberg ist schließlich auch eine Reise wert.