Siegel der Universität Heidelberg
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Einstige Stiftung war

Rückgabe wertvoller Handschriften und Inkunabeln an die Portheim-Stiftung


Die Universität Heidelberg hat der Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst eine spätmittelalterliche Handschrift sowie eine größere Anzahl von Inkunabeln und alten Drucken zurückgegeben, die sie 1936 beziehungsweise 1941 von der Stiftung erhalten hatte. Damit will man dem Vorwurf entgegenwirken, die Ruperto Carola hätte sich an Besitztümern der Portheim-Stiftung bereichert.

 

Nachdem bekannt geworden war, dass sich in der Universitätsbibliothek diese wertvollen Stücke befinden, hatte das Rektorat den Heidelberger Historiker Professor Frank Engehausen beauftragt, die Hintergründe der damaligen Schenkung aufzuklären. Engehausens Recherchen ergaben nun, dass diese Schenkung zumindest "anstößig" gewesen sei. Denn nach dem Tod von Professor Victor Goldschmidt, der 1919 die Stiftung ins Leben gerufen hatte und wegen seiner jüdischen Herkunft als Hochschullehrer beurlaubt worden war, befand sich seit 1935 die Leitung der Stiftung in den Händen von Universitätsangehörigen – entgegen dem Willen des Stifters, der immer ihre Autonomie betont hatte. Neben den jetzt zurückgegebenen Schriften aus der Bibliothek Goldschmidts gingen bis 1945 noch zahlreiche weitere Besitztümer aus der Portheim-Stiftung an die Universität (darunter beispielsweise eine volkskundliche Lehrschau), die aber heute als verschollen gelten.

Zur großen Freude der Universität Heidelberg hat sich die Portheim-Stiftung dennoch bereit erklärt, die wertvolle mittelalterliche Handschrift ("Der Herzog von Braunschweig") sowie die Inkunabeln weiterhin auf Leihbasis der Universitätsbibliothek zur Verfügung zu stellen – eine "überaus generösen Geste", wie Professor Peter Hommelhoff sagte, der während seines Rektorats die Untersuchung durch Engehausen in Auftrag gegeben hatte. Hommelhoff dankte in diesem Zusammenhang ausdrücklich Dr. Jobst Wellensiek, dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Stiftung.

Eine Seite aus der mittelalterlichen Versdichtung „Der Herzog von Braunschweig“. Die Handschrift gehört jetzt wieder der Portheim-Stiftung.   
Eine Seite aus der mittelalterlichen Versdichtung „Der Herzog von Braunschweig“. Die Handschrift gehört jetzt wieder der Portheim-Stiftung.
Foto: UB Heidelberg
Eine jetzt von beiden Seiten unterzeichnete Vereinbarung erstreckt sich auch über Stücke aus der Portheim-Stiftung, die eventuell noch gefunden werden, und garantiert der Stiftung, dass sie jederzeit ihre Ansprüche als Eigentümer geltend machen kann. Das Ministerium für Wissenschaft Forschung und Kunst hat die Bemühungen aller Beteiligten unterstützt und begleitet. Der umfassende Bericht von Frank Engehausen zur "Geschichte der Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst von 1919 bis 1955" soll Anfang 2008 in der "Buchreihe der Stadt Heidelberg" publiziert werden.
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