Frl. Georgine Sexauer machte den Anfang
Erstmals im Mai 1900 durften sich vier Frauen an der Ruperto Carola einschreiben – Im 19. Jahrhundert waren lediglich „Hörerinnen“ toleriert
Das Universitätsarchiv ist das Gedächtnis der Ruperto Carola. In mehreren Folgen präsentiert der Unispiegel ausgewählte Dokumente und Themen aus sieben Jahrhunderten Geschichte der Universität Heidelberg. In dieser Ausgabe geht es um die Öffnung des Studiums auch für Frauen.Zum Sommersemester des Jahres 1869 erwarb die angehende russische Mathematikerin Sofja Kovalevskaja (1850-1891) als Erste die Zulassung als Hörerin an unserer Universität. Der Präzedenzfall sorgte dafür, dass in den folgenden drei Jahrzehnten auch weiterhin vereinzelt weibliche Studierende zugelassen wurden, allerdings unter noch recht wechselhaften Voraussetzungen und stets gebunden an die besondere Erlaubnis des Dozenten. Anfangs gegen eine ablehnende Mehrheit im Senat kämpfend, sprachen sich schließlich namhafte Vertreter der 1890 neu eingerichteten Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät für das auch in anderen Ländern Europas damals bereits mögliche Frauenstudium aus.
„Studien- und Sittenzeugnis“ (Ausschnitt) von Georgine Sexauer.
Foto: Universitätsarchiv Heidelberg
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Schon in den Jahren zuvor waren (noch als „Hörerinnen“) die ersten Frauen in Heidelberg promoviert worden – im Februar 1895 als Erste Katharina Windscheid mit einer Arbeit über „die englische Hirtendichtung 1579-1625“. Ihr folgten Marie Gernet, später Lehrerin an „ihrem alten“ Karlsruher Gymnasium, im Oktober 1895 sowie die Amerikanerin Ida Hyde im Februar 1896, beide mit Promotionen an der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät. Irma Klausner und Else von der Leyen waren lebenslang eng befreundet, wurden 1901 am selben
Gerda von Ubisch, die erste Frau, die sich in Heidelberg habilitierte.
Foto: Universitätsarchiv Heidelberg
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Tag in Halle promoviert und entschieden sich – wie auch Rahel Goitein
(Dr.med. München 1907) – für den Arztberuf. Am 3. März 1905 wurde
Martha Kannegießer als erste Frau von der Heidelberger Medizinischen
Fakultät „summa cum laude“ promoviert.
Bis Ende Mai 1909 gab es in Heidelberg insgesamt 239 Immatrikulationen weiblicher Studierender, wobei Medizin (91), klassische und neuere Philologie (75) und die naturwissenschaftlich-mathematischen Fächer (27) das größte Interesse fanden. Die beruflichen Wege dieser Frauen sind noch weitgehend unerforscht. Die Erste, der sich 1923 in Heidelberg mit einer Habilitation der Weg zu Lehre und Forschung an unserer Universität öffnete, war Gertrud
(„Gerta“) von Ubisch (1882-1965). Sie erhielt 1929 ihre Ernennung zur außerordentlichen Professorin für Botanik.