Liliana Feierstein: Projektskizze
Der kindliche Blick auf den Terror und seine Verarbeitung in der postdiktatorischen Gesellschaft Argentiniens
Fantastische Erfahrungen macht man vor allem in der Kindheit, in einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion noch unklar sind. So vermischt sich in einer Welt, in der die Ängste noch nicht rational bewältigt werden können, das "Magische" bzw. “Übernatürliche” mit dem Alltäglichen sehr leicht. Freud selbst hat das Unheimliche als kindliche Reste in unserem psychischen Apparat charakterisiert. Gerade deswegen unterscheiden sich die Erfahrungen jener Generation, die in ihrer Kindheit eine Diktatur erleben musste, von denen Erwachsener.
Vor mehr als 15 Jahren begann eine neue Bewegung von jungen Filmemachern in Argentinien, die während der Diktatur aufgewachsen sind, in ihren Werken die kollektiven Traumata ihrer Generation zu reflektieren. In Filmen wie Kamchatka, ALUAP, Líneas de teléfonos, Hermanas, Los Rubios, M. oder Historias cotidianas werden die Erfahrungen der staatlichen Gewalt aus der kindlichen (bzw. jugendlichen) Perspektive dargestellt. Ihre “Resonanz” des sozialen Geschehens, wie sie die Kinder in Spielen, Liedern oder Interpretationen erlebten, wird z. B. im Kurzfilm ALUAP (Paula) thematisiert, der auf die Metapher von Alice in Wonderland bzw. Through the Looking-Glass rekurriert, eine Figur, die die argentinische Kindheit durchdrang und die Erfahrung im "Reich des Terrors" repräsentierte, einer Welt des Nonsense, der Willkür und des Alptraums.
Das hier skizzierte Projekt platziert sich an der Schnittstelle zwischen Psychoanalyse, Pädagogik und Kinoanalyse, Es soll den Spuren und Marken, der in der Diktatur gelebten Kindheit nachgehen und die Möglichkeiten darlegen, diese kritisch aufzuarbeiten.