Verwendungsbeispiel: Biologische Fakultät
Von Cornelia Gräf
Werden Studierende nach ihrer Meinung zu Studiengebühren gefragt, fällt das Urteil eher wenig positiv aus. Zum Frust darüber, 500 Euro im Semester zahlen zu müssen, trägt bisweilen auch bei, dass manche das Gefühl haben, an ihrer Fakultät und in ihrem Studienalltag keine Verbesserung zu spüren.
Doch es geht auch anders. Deswegen moniert Dr. Karin Liebig, Geschäftsführerin der Fakultät für Biowissenschaften: „Mich stören etwas die pauschalisierten Berichte. Sicher gibt es Probleme, aber es gibt auch Fakultäten, an denen es gut läuft.“ So wie ihre eigene, wie sie findet, an der sowohl die klassische Biologie als auch Molekulare Biotechnologie und Pharmazie gelehrt werden.
Gelabelt: Anschaffungen aus Studiengebühren werden an der Fakultät für Biowissenschaften gut kenntlich gemacht. (Foto: Werschak)
Um der Fusion aus Biologie und Pharmazie Rechnung zu tragen, wurden zwei Kommissionen für Studiengebühren – kurz: KoSt – gegründet, welche über die Verwendung der Gelder entscheiden. In beiden Gremien sind die Studierenden in der Mehrheit, was bedeutet, dass ohne ihre Zustimmung kein Geld fließt.
Damit es aber gar nicht erst zu großen Unstimmigkeiten kommt, habe man sich anfangs selbst eine Geschäftsordnung auferlegt, erzählt Prof. Marcus Koch, Studiendekan für Biologie: „Immer wieder stellen wir die Frage: ‚Was ist Grundlehre?’“ Denn die soll keinesfalls aus Studiengebühren bezahlt werden, ebenso wenig wie bauliche Maßnahmen. Es sei denn, es ist der ausdrückliche Wunsch der Studierenden.
Aber auch so haben die Kommissionen keinerlei Schwierigkeiten, die Studiengebühren in Höhe von rund einer Million Euro im Jahr sinnvoll zu verwenden. „Das erscheint auf den ersten Blick sehr viel Geld“, gibt Koch zu. „Doch viele Budgets wurden in den letzten Jahren nicht erhöht, sodass das Geld dringend nötig ist.“
Auch der Vorsitzende der KoSt für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie Prof. Stefan Wölfl stellt ganz klar fest: „Für uns wäre trotz der vielen Drittmittel eine Abschaffung der Studiengebühren eine Katastrophe.“ Schließlich sind Anschaffungen in naturwissenschaftlichen Fächern auch immer mit immensen Kosten verbunden.
Darin wiederum sieht Karin Liebig in gewisser Weise auch einen Vorteil gegenüber den Geisteswissenschaften, die sich oftmals schwerer tun bei der Verteilung der Gebühren: „Wir haben sehr viel Verbrauchsmaterial, außerdem sind auch Geräte und Hilfsmittel sehr teuer. Ein einziger Pipettensatz kostet beispielsweise 1000 Euro.“
Das Murren der Studierenden über die Gebühren hält sich an dieser Fakultät denn auch in Grenzen. Für Koch ist klar warum: „Die Studierenden sehen Veränderungen und Verbesserungen sofort.“ Anna Gram, studentische Sprecherin der KoSt Biologie, fügt hinzu: „Das liegt auch daran, dass alle Sachen, die angeschafft werden, einen großen Sticker bekommen, damit die Studierenden sehen, was mit ihrem Geld bezahlt wurde.“
Diese orangefarbenen Aufkleber tragen nun beispielsweise die nagelneuen Mikroskope, die Modelle aus den 60er-Jahren abgelöst haben, mit denen die Grundpraktika bis vor kurzem noch auskommen mussten. „Mit neuen Geräten steigt die Motivation bei Professoren und Studierenden sofort, da man dank der besser funktionierenden Geräte die Zeit hat, um auch einmal größere Versuche zu starten“, berichtet Koch erfreut. Deswegen lautet das Motto an dieser Fakultät, so bringt es Fabian Polyak, studentischer Sprecher der Pharmazie-KoSt, auf den Punkt: „Erleben statt erlernen!“
Heidelberg, Februar 2009