Von Sakina Wagner
„Sport ist Mord“ so lautet oftmals die Devise schon bei unseren Kleinsten. Zuhause herumsitzen und Süßigkeiten essen macht da schon mehr Spaß. Doch gerade für übergewichtige Kinder sind alltägliche Bewegung und eine gesunde Ernährung immens wichtig, um die lästigen Pfunde loszuwerden.
Das Projekt „Ballschule – leicht gemacht“ der Ballschule Heidelberg am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität will spielerisch übergewichtigen Grundschulkindern Lust und Spaß am Sport vermitteln. Gekoppelt ist das nach dem Konzept der Ballschule entwickelte Fitnesstraining an eine Ernährungsberatung für Eltern und Kinder.Dabei geht es nicht um Diäthalten sondern um das Erlernen, wie man gesund isst und trinkt. Die für das Projekt angemeldeten Kinder werden vorab einigen Tests unterzogen, dann per Los einer der vier Gruppen zugeteilt und los geht’s mit dem Programm.
Am Ende des sich über einen Zeitraum von sechs Monaten erstreckenden Therapiekonzeptes werden für die Eltern die individuellen Daten zum Gesundheits- und Motorikstatus ihres Kindes zusammengefasst. "Die Eltern erhalten am Schluss eine Auswertung über die Defizite ihres Kindes", erläutert Ulrike Hegar, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sportwissenschaften der Universität Heidelberg. "Wir hoffen dann, dass die Eltern etwas dagegen unternehmen".
Ermöglicht wird diese präzise Datenbestimmung durch die wissenschaftliche Einbettung des Projekts in eine Studie unter Leitung des Sportwissenschaftlichen Instituts und der Beteiligung der Kinderklinik sowie der klinischen Bereiche Sportmedizin und Innere Medizin der Universität, außerdem durch medizinische Untersuchungen der Kinder im Sport- und Ernährungskurs über einen Zeitraum von sechs Monaten. "Die Eltern sind der entscheidende Punkt des Projekts", betont Ulrike Hegar. Nur wenn sie auch nach Beendigung die erlernte Esskultur in der Familie dauerhaft fortführen und auf die ausreichende Bewegung ihres Kindes achten, kann ein Erfolg gewährleistet sein.
Die in der Rhein-Neckar-Region etablierte Ballschule Heidelberg bot bereits im Herbst 2006 von Oktober bis April erstmals ein Programm für übergewichtige Grundschulkinder an. Seit Oktober 2007 nun lassen viele Kinder wieder mit Spiel und Spaß die Pfunde purzeln.
Der zweite Kurs der "Bewegungsförderung und Ernährungsberatung für übergewichtige Kinder und adipöse Grundschulkinder" findet in Kooperation mit der Internationalen Gesamtschule Heidelberg (IGH) statt. Die Teilnahme an dem Projekt für Kinder und Eltern ist dank der finanziellen Unterstützung der Manfred Lautenschläger Stiftung und der Günter-Reimann-Dubbers-Stiftung kostenlos.
Das erfolgreiche Konzept der Ballschule ist mittlerweile sogar bis nach Japan durchgedrungen: Das japanische Erziehungsministerium plant für seine Grundschulen die Einführung eines entsprechenden Programms.
"Leider wurden dieses Mal nicht ganz so viele Kinder angemeldet", bedauert Ulrike Hegar: "Obwohl wir sehr viel Werbung gemacht haben, scheint es doch schwierig zu sein, die Zielgruppe auch tatsächlich zu erreichen." Das ist schade, denn das Projekt verdient großen Beifall, da es mit einem umfassenden Konzept ein Problem anpackt, dass in Deutschland immer größere Ausmaße annimmt – das Übergewicht. "Es ist eine tolle Sache für die Kinder", bestätigt Ulrike Hegar. "Durch das Projekt findet schon bei den Kleinsten ein Umdenken in Sachen Sport und Ernährung statt. Und das ist großartig."
Weitere Infos:
Ulrike Hegar
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sport und Sportwissenschaft
Tel. 06221/544338
E-Mail: Ulrike.hegar@issw.uni-heidelberg.de