Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Einst schwang die Artistenfakultät ein eigenes Zepter

Von Werner Moritz

Als die Ruprecht-Karls-Universität nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und nach einigen Jahren ihrer existenziellen Bedrohung Mitte des 17. Jahrhunderts wieder eröffnet wurde, zogen die Universitätsangehörigen in feierlicher Prozession durch die Stadt zur Heiliggeistkirche. An der Spitze des Zuges schritten fünf Studenten.

Sie trugen die damals als solche geltenden Insignien der Universität: Zepter und Siegel, Privilegien und Statutenbücher sowie – auf samtbezogenen Kisten – die Schlüssel für Bibliothek, Archiv und Karzer. Die emotionalen Grundlagen für den in früheren Zeiten selbstverständlichen Gebrauch von Universitäts-Insignien bei herausragenden feierlichen Anlässen sind über die Jahrhunderte hin bekanntlich verflacht. Als Insignien übrig blieben auch in Heidelberg im Grunde nur die beiden Zepter.
 
Konservatorische Sorge hat sie inzwischen zu Museumsstücken werden lassen; im ersten Raum des Universitätsmuseums werden sie in einer besonderen Vitrine dauerhaft ausgestellt. Beide Stücke (Silber, vergoldet) sind Arbeiten unbekannter Goldschmiedemeister. Das ältere ist das Zepter der Artistenfakultät und stammt aus dem Jahr 1454; das jüngere Universitätszepter dürfte 1492 gefertigt worden sein. Dass es noch ältere Zepter gab, verraten die Schriftquellen: Ein Universitätszepter ist schon 1387 bezeugt, ein Artisten-Zepter für 1403; sie gingen jedoch verloren.
Im Universitätsmuseum ist an der Kasse eine Broschüre erhältlich, die 1986 zu einer Ausstellung über "Mittelalterliche Universitätszepter" erschien. Aus ihr stammen die beiden hier gezeigten Abbildungen.