Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Wechselnde Asymmetrien, eurasischer Zusammenklang

„Mit der Bewilligung des Exzellenzclusters ,Asien und Europa im globalen Kontext: Wechselnde Asymmetrien in kulturellen Austauschprozessen’ im Oktober 2007 hat die Universität bewiesen, wie handlungsfähig gerade ihre Geisteswissenschaften sind, allen voran die ,kleinen Fächer’.“ Mit diesen Worten begrüßte Rektor Bernhard Eitel die rund 200 Gäste der offiziellen Eröffnung des Forscherverbundes.

Ganz im Zeichen des Kulturaustauschs stand die Eröffnungsfeier in der Alten Aula der Ruperto Carola. Passend, denn der interdisziplinäre Forscherverbund will eine in Deutschland bislang nicht gegebene transkulturelle Perspektive in Forschung und Lehre entwickeln.

Mit dem Südasien-Institut, dem Zentrum für Ostasienwissenschaften, dem Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften, dem Sonderforschungsbereich 619 "Ritualdynamik" und dem Altertumswissenschaftlichen Kolleg ist Heidelberg ein Ort geballter Asienkompetenz. Noch nie sei ein Antrag von den Gutachtern des Wissenschaftsrats und der Deutschen Forschungsgemeinschaft so uneingeschränkt positiv bewertet worden, betonte die geschäftsführende Direktorin des Exzellenzclusters, Prof. Madeleine Herren-Oesch, die auch Grußworte von Wissenschaftsminister Prof. Peter Frankenberg überbrachte.

Als eines von fünf geistes- und sozialwissenschaftlichen Clustern im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern eröffnet "Asia and Europe" gleich mehrere Chancen: den Nachweis, dass Geisteswissenschaften in großen Verbünden besonders produktiv sind, die Stärken der Universität Heidelberg mit ihrem umfassenden Fächerspektrum voll auszuschöpfen, in einzigartiger Weise den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und mit den wechselnden Asymmetrien im Austausch zwischen Asien und Europa ein Thema von höchster politischer Aktualität zu erforschen.

Eröffnungsfreude: Direktoriumsmitglied Rudolf Wagner, Professor am Sinologischen Institut; Dr. Brigitte Merz, wissenschaftliche Projektmanagerin; Direktoriumsmitglied Axel Michaels, Professor für klassische Indologie am Südasien-Institut; die geschäftsführende Direktorin des Exzellenzclusters Madeleine Herren-Oesch, Professorin für Geschichte der Neuzeit am Historischen Seminar; Festredner Prof. Arjun Appadurai und Uni-Rektor Prof. Bernhard Eitel (v.l.n.r.).
Foto: Sibylle Zerr

Direktoriumsmitglied Prof. Axel Michaels erläuterte, wie die Mittel des Clusters eingesetzt werden – insgesamt 35 Millionen Euro in der ersten fünfjährigen Förderphase. Fünf neue Professuren sind vorgesehen, mehrere Nachwuchsforschergruppen, ein Graduiertenprogramm; zudem will die notwendige Infrastruktur für rund 50 Stipendiaten und Projektmitarbeiter geschaffen werden. Ferner ist ein Datenbanksystem im Aufbau, das die Forschungsergebnisse in zwei vernetzten Datenbanken für translinguale Konzepte und transkulturelle Bilder erfassen und allen Forschungsbereichen zugänglich machen soll.

Direktoriumsmitglied Prof. Rudolf Wagner stellte anschließend den Festredner vor, den New Yorker Prof. Arjun Appadurai. Appadurai skizzierte die Entwicklung des neuen Forschungsformates während der vergangenen 30 Jahre: Durch neue Medien und globale Märkte begünstigt seien neue Formen der Identifikation entstanden; und Akkulturation scheine nicht mehr nötig zu sein. In einer Zeit, in der Wirtschaftsunternehmen, humanitäre und religiöse Organisationen, aber auch kriminelle Netzwerke in den urbanen Zentren weltweit agieren, könne es nicht mehr darum gehen, Theorien der Hybridisierung von Kulturen aufzustellen.

Das Karl Jaspers Zentrum für Transkulturelle Forschung, seit Oktober dieses Jahres Sitz des Exzellenzclusters „Asien und Europa“.
Foto: Signe Mähler

Um künftigen Anforderungen gerecht zu werden, führte Appadurai weiter aus, sollten Theorien erarbeitet werden, die den Austausch von kulturellen Formen mit den Formen des kulturellen Austauschs in Zusammenhang bringen. Tempo und Grad des Austauschs gelte es zu erfassen, etwa die asiatische Moderne mit anderen Definitionen der Moderne zu vergleichen, um zu erkennen, dass Geschichtsschreibung und nationale Schilderungen von Sachverhalten ganz eigene Verortungen der Ungleichheit erzeugen.

Die Europapremiere "Three Dada Songs" der Komponistin Lam Bun-ching (Hongkong, New York) belegte schließlich eindrucksvoll, welche neuen Spielarten der Austausch kultureller Formen hervorbringen kann. Und so mündete die Feier in einem eurasischen Zusammenklang.

Kontakt:

Iris Mucha
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Exzellenzcluster "Asien und Europa im globalen Kontext"
Tel. 06221/544008
E-Mail: mucha@asia-europe.uni-heidelberg.de

Siehe auch: Exzellenzcluster "Asien und Europa"