Ein weiterer, großer Schritt auf dem Weg zur Realisierung von Quantenkommunikation über große Distanzen ist Wissenschaftlern der Universität Heidelberg, der University of Science and Technology of China und der TU Wien gelungen: In ihren Experimenten konnten sie einen stabilen „Quantenrepeater“ (in etwa: Quanten-Umsetzer) realisieren, der das Potenzial hat, in künftigen Quantenkommunikations-Netzwerken als zentraler Baustein zu dienen.
Der sichere Austausch von Information ist ein wichtiger Eckpfeiler unserer Informationsgesellschaft. Quantenkommunikation, die Übermittlung von Daten codiert in Quantenbits, basiert auf den Gesetzen der Quantenmechanik und bietet eine effiziente und absolut sichere Methode, Informationen in einem Netzwerk auszutauschen.Will man Daten über große Entfernungen übertragen, muss man der unvermeidbaren Abschwächung durch Verstärkung des übermittelten Signals entgegenwirken. Diese Regeneration des übermittelten Signals wird bei klassischer Kommunikation in so genannten Repeater-Stationen erzeugt.
Wenn Quanteninformation übermittelt werden soll, verhindern die gleichen fundamentalen Prinzipien der Quantenphysik, die Quantenkommunikation absolut sicher machen, eine solche Verstärkung; ohne dass dabei die übermittelte Information verloren geht. Im Wissenschaftsmagazin "Nature" berichteten Professor Jian-Wei Pan und seine Kollegen jüngst über die Realisierung eines stabilen Quantenrepeaters und demonstrierten erstmalig einen Verschränkungsaustausch mit dem Speichern und Auslesen von Licht.
Im Experiment wurde Quantenverschränkung, ein essentieller Bestandteil von Quanteninformationsverarbeitung, zwischen zwei räumlich getrennten, durch ein 300 Meter langes Glasfaserkabel verbundenen Atomensembles erzeugt. Die gespeicherten, verschränkten Quantenzustände wurden nach einer festgelegten Speicherzeit auf Photonen übertragen und dadurch verifiziert.
Bislang beschränken unvermeidbare Verluste (Absorption der Photonen im Kommunikationskanal) die Reichweite von Quantenkommunikation. Daher wächst die Anzahl der benötigten Ressourcen exponentiell mit der Distanz. Um dieses Problem zu lösen, schlugen 1998 Briegel, Dür, Cirac und Zoller (BDCZ) vor, Quantenrepeater zu bauen.
Die Grundidee dabei ist, den Kommunikationskanal in mehrere kurze Segmente zu unterteilen. Die Verschränkung wird nun zuerst in hoher Qualität in den kurzen Segmenten aufgebaut. Anschließend werden diese durch einen so genannten Verschränkungstausch verbunden. Die benötigten Ressourcen dieses Quantenkommunikationsprotokolls wachsen deutlich langsamer mit zunehmender Kommunikationsdistanz als bei früheren Protokollen und sind damit praktisch umsetzbar. Dies setzt voraus, dass die in den Zwischenstufen erzeugte Verschränkung in einem Quantenspeicher konserviert werden kann.
In der Verbindung des BDCZ-Protokolls mit Quantenspeichern liegt die zentrale Herausforderung. Dies wurde in der aktuellen Arbeit durch die Realisierung eines funktionellen BDCZ-Quantenrepeaters erfolgreich demonstriert. Die Autoren gehen davon aus, dass die experimentell demonstrierten Elemente zu einem Quantennetzwerk erweitert werden können; für eine robuste Anwendung müssen aber Qualität des Quantenspeichers und Atom-Photon-Verschränkung noch signifikant verbessert werden.
Kontakt:
Prof. Dr. Jian-Wei Pan
Dr. Yu-Ao Chen
Physikalisches Institut
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Philosophenweg 12, 69120 Heidelberg
Tel. 06221/549374, Fax: 06221/475733
E-Mail: jian-wei.pan@physi.uni-heidelberg.de
E-Mail: yuao@physi.uni-heidelberg.de
Siehe auch: "Heidelberger Physiker weisen erstmals experimentell Quanten-Verschränkung in ultrakalten Gasen nach"
Siehe auch: "Ein Heidelberger hat die Quantenwelt sichtbar gemacht"
Siehe auch: "Die Stille gibt es nicht"