Ist das eine Metastase? Wo befindet sich der Primärtumor? Gibt es weitere Auffälligkeiten bei diesem Patienten? In einem neuen und innovativen Kurs, der auf Wunsch zahlreicher Studierender konzipiert und eingerichtet wurde, lernen Heidelberger Mediziner höherer Semester, wie sie klinische Bilder von Patienten interpretieren und dabei ihre anatomischen Kenntnisse einsetzen. Unter kompetenter Anleitung erproben sie ihre diagnostischen Fähigkeiten an Röntgen- und Ultraschallbildern aber auch in der Computer-, Kernspin- oder der „Positronenemissionstomographie“.
Ein Teil der Studierenden kann dabei auf Erfahrungen aus den ersten Semestern zurückgreifen: Seit 2007 wird in Heidelberg – als Ergänzung zum traditionellen Präparierkurs – ein virtueller Anatomiekurs angeboten, da sich am Bildschirm Organe, Blutgefäße und Knochen zum Teil besser freilegen lassen als an Leichen. Dazu werden Computerprogramme benutzt, die Radiologen ursprünglich zur Vorbereitung schwieriger Operationen entwickelt haben.Wichtiges Lehrmittel für Mediziner: bestechend scharfe CT-Bilder in drei Dimensionen. Hier zeigen sie eine Metastase in der Leber. | Repro: DKFZ |
In jedem der Seminare werden zwei häufige Krankheitsbilder präsentiert. Die radiologischen Original-Bilddatensätze zu diesen Fällen werden von den Teilnehmern zunächst selbstständig mittels einer speziellen Software interaktiv betrachtet und beurteilt. Anatomische und radiologisch-pathologische Checklisten geben Anhaltspunkte, was die Teilnehmer erkennen oder auch ausschließen sollen. Die Software bietet außerdem die Möglichkeit der dreidimensionalen Bildnachbearbeitung, die im klinischen Alltag immer häufiger eingesetzt wird. Erfahrene Dozenten besprechen dann die Befunde und Diagnosen. „Für die Studenten ist es wichtig, dass sie direkt Rückmeldung zu den selbstständig erarbeiteten Befunden erhalten“, unterstreicht Fabian Rengier. „Ein reines E-Learning-Angebot könnte diesen Kurs nicht ersetzen.“
Schon während des ersten Durchlaufs im vergangenen Sommersemester besuchten etwa 30 Studierende den Kurs; im aktuellen Sommersemester stehen bereits 80 Plätze zur Verfügung. Das neue Angebot hat bei den angehenden Medizinern offensichtlich einen hervorragenden Eindruck hinterlassen: „Die Rückmeldungen waren überwältigend. Die Studierenden haben immer wieder betont, wie sehr ihnen das hohe Maß an Interaktivität und selbstständiger Erarbeitung der Fälle gefallen hat“, resümierten die Kursleiter.
Kontakt:
Dr. Frederik Giesel
Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Radiologie
Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg
Tel. 0 62 21/56-39 461
E-Mail: f.giesel@dkfz.de
Weitere Infos:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Diagnostische-und-Interventionelle-Radiologie.106716.0.html