Seit 2004 ist die 1997 gestartete Raumsonde Cassini im Saturnsystem unterwegs, um den „Herrn der Ringe“ und dessen Monde zu studieren. Nach der spektakulären Landung der Sonde Huygens auf dem Saturnmond Titan (2005) steht nun ein anderer Satellit im Mittelpunkt des Interesses: Enceladus.
Bei Vorbeiflügen der Raumsonde zeigte sich, dass Enceladus überraschend geologisch aktiv ist und Fontänen aus Wasserdampf und Eispartikeln ins All schleudert, die aus Oberflächenrissen am Südpol austreten. Mit einem von Heidelberger Wissenschaftlern entwickelten Staubdetektor, den die Cassini-Sonde mit sich führt, konnte nun nachgewiesen werden, dass viele Eispartikel der Auswurffontänen bestimmte Natriumsalze enthalten.Laut einer jüngst veröffentlichten „Nature“-Studie ist es demnach wahrscheinlich, dass unter der Oberfläche des Mondes ein riesiger Ozean existiert. Der Erstautor und Physiker am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg wie am Max-Planck-Institut für Kernphysik, Dr. Frank Postberg, arbeitet derzeit in einem Kooperationsvorhaben an der Beschleunigung kleinster Staubpartikel. Ziel ist es, die Einschläge von ultraschnellen Staubpartikeln zu untersuchen – ein Projekt, das über den FRONTIER-Fonds des Zukunftskonzepts der Ruperto Carola in der Exzellenzinitiative gefördert wird.
„Unsere Beobachtung zeigt, dass es unter dem Eispanzer flüssiges Wasser gibt“, erklärt Postberg. „Die Eispartikel sind quasi schockgefrostete Salzwassertröpfchen. Wasserdampf und andere Gase steigen von der Oberfläche des Wasserreservoirs auf und reißen die Eispartikel mit, ehe sie schließlich mit hoher Geschwindigkeit durch Risse in der Eiskruste ins All geschleudert werden“, führt der Heidelberger Physiker weiter aus. „Und da die Salze aus dem Gesteinskern des Mondes ausgewaschen worden sein müssen“, sei es wahrscheinlich, dass dort unten noch heute ein riesiger Ozean existiert. Damit wäre Enceladus in unserem Sonnensystem „einer der wenigen Kandidaten für die Entstehung von primitiven Lebensformen“.
Der Saturnmond Enceladus. | Foto: NASA |
Frank Postberg gehört dem Heidelberger Cassini-Team seit seiner Doktorarbeit an. Die Untersuchung der Einschläge von ultraschnellen Staubpartikeln im Zuge seines gegenwärtigen Projektes erlaubt eine noch präzisere Rekonstruktion der ursprünglichen chemischen und mineralogischen Zusammensetzung der Partikel.
Solche Studien sind ausschlaggebend für die Interpretation der Messergebnisse und laut PD Dr. Mario Trieloff und Dr. Ralf Srama, Projektleiter am Institut für Geowissenschaften und am Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik, ein Beleg für „eine nicht nur vorbildliche Kooperation zwischen universitären und außeruniversitären Einrichtungen, sondern auch Konsequenz einer erfolgreichen systematischen Forschungsförderung durch die Exzellenzinitiative“.
Kontakt:
Dr. Frank Postberg
Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 234-236, 69120 Heidelberg
E-Mail: frank.postberg@min.uni-heidelberg.de