Die „Polychaeten“ gehören zu den am weitesten verbreiteten Tieren mariner Lebensgemeinschaften – viele nehmen eine ähnliche ökologische Rolle ein wie an Land die Regenwürmer. Zwei kürzlich entdeckte Meerestiere, die dieser Gruppe zuzuordnen sind, wurden jetzt nach dem Heidelberger Zoologen Prof. Volker Storch benannt. Ernannt wurde Storch außerdem jüngst zum Seniorprofessor der Ruperto Carola.
Bereits in seiner Dissertation vor mehr als 40 Jahren hatte sich der im Frühjahr 2009 emeritierte Wissenschaftler den „Polychaeten“ gewidmet. Seitdem konnte der Zoologe mit zahlreichen Studien ganz wesentlich zu den heutigen Kenntnissen über diese Borstenwürmer – so die deutsche Bezeichnung – beitragen. Das ist auch der Grund, warum ihm jetzt die Ehre widerfuhr, dass zwei bis dato unbekannte Arten dieser Tiergruppe nach ihm benannt wurden.„Archinome storchi“, beschrieben von Dr. Dieter Fiege und Gordon Bock im „Journal of the Marine Biological Association of the United Kingdom“, stammt aus dem Pazifik. Die Beschreibung von Michael Reuscher und Dr. Thomas Wehe des im Roten Meer entdeckten Borstenwurms mit dem Namen „Samytha storchi“ findet sich in einem Sonderheft der Zeitschrift „Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung“.
„Jede Neubeschreibung einer Tierart“, so Storch, „muss eine Differentialdiagnose gegenüber ähnlichen, schon bekannten Arten beinhalten. Speziell bei ,Polychaeten‘ geht es um die Anzahl von Körpersegmenten, Größe, Körperanhänge, Sinnesorgane und Borsten.“ Die Borstenwürmer gehören zu den wichtigsten Fischnährtieren mariner Lebensräume, entweder am Boden (als erwachsene Tiere) oder im freien Wasser (als Larven). In der Südsee werden sie auch vom Menschen als Delikatesse angesehen: Die Fortpflanzungsstadien des Palolowurms werden gefischt und auf Bananenblättern gedünstet. Die Borsten geben dem Ganzen dabei einen prickelnden Beigeschmack, verrät Volker Storch.
Für seine Verdienste ist der international renommierte Zoologe jetzt vom Rektor der Ruperto Carola, Prof. Bernhard Eitel, zudem zum Seniorprofessor ernannt worden. Diesen Ehrentitel vergibt die Universität an bereits emeritierte Professoren, die sich als hervorragende Forscher und akademische Lehrer ausgezeichnet und sich durch ihr gesamtuniversitäres Engagement in besonderer Weise um die Hochschule verdient gemacht haben.
Volker Storch folgte 1979 einem Ruf an die Ruprecht-Karls-Universität. Dort hatte er bis zu seiner Emeritierung 2009 den Lehrstuhl für Morphologie und Ökologie der Tiere inne. 1943 geboren, studierte Storch Biologie und Chemie in Kiel und wurde dort 1968 promoviert. Die Habilitation folgte 1971 mit einer Arbeit über wirbellose Tiere. Von 1973 bis 1976 vertrat Storch eine Professur in Hamburg; 1978 nahm er eine Gastdozentur auf den Philippinen wahr, ehe er dann an die Universität Heidelberg wechselte. Auslandsaufenthalte führten ihn nach Südostasien, in die USA, nach Australien und in die Antarktis.
Zu den Arbeitsschwerpunkten des Zoologen gehört die vergleichende und experimentelle Ultrastrukturforschung – insbesondere interessiert ihn die Beeinflussung von Zellen durch Umwelteinflüsse. Volker Storch ist Co-Autor mehrerer Lehrbücher, die in sieben Sprachen übersetzt wurden. Seit dem Wintersemester 2001/2002 organisiert er außerdem die viel beachteten Sonntags-Matineen an der Ruperto Carola, in denen Redner aus verschiedenen Fächern Themen der Biologie in allgemeinverständlicher Weise einem größeren Publikum nahebringen. Im Jahr 2004 wurde Prof. Storch mit der Ehrendoktorwürde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald ausgezeichnet.
Mit der Ernennung von Seniorprofessoren verfolgt die Universität Heidelberg übrigens zugleich das Ziel, den reichen Erfahrungsschatz bereits emeritierter Hochschullehrer weiter aktiv zu nutzen. So wird Volker Storch nicht nur die Sonntags-Matineen fortführen sondern auch Exkursionen für Studierende anbieten.
Prof. Volker Storch im Interview mit Campus-Report (mp3)
Teil zwei des Campus-Report-Interviews mit Prof. Volker Storch (mp3)