Mit einem Reporterteam auf den Straßen von Guadalajara
Die kommenden Feiertage werden die meisten wohl mit ihrer Familie verbringen. Und für manche dürfte es das erste Wiedersehen mit den Lieben nach längerer Zeit sein – so für jene, die zum Studium im Ausland waren. Die Heidelberger Studentin Corina Ballweg (Foto: privat) war in diesem Jahr viel unterwegs: Von März bis August absolvierte sie ein Praktikum in Guadalajara (Mexiko), seit September verbringt sie ein Semester an der Universidad Alfonso X el Sabio in Madrid (Spanien) im Zuge des ERASMUS-Programms. Mirjam Mohr und Oliver Fink haben die 24-Jährige interviewt, die am Institut für Übersetzen und Dolmetschen Spanisch und Englisch studiert.
Frau Ballweg, Sie kommen gerade aus Lateinamerika. Was haben Sie da gemacht?
„Als Praktikantin habe ich im deutschen Honorarkonsulat in Guadalajara gearbeitet. Wir haben zum Beispiel Visa-Angelegenheiten bearbeitet, etwa von jungen Menschen, die in Deutschland studieren wollen. Auch Anträge auf deutsche Staatsbürgerschaft werden im Honorarkonsulat abgegeben. Im Zuge meiner Tätigkeiten dort habe ich vor allem auch Übersetzungen gemacht. Außerdem ergab sich noch die Gelegenheit, zwei Wochen beim Fernsehsender TV Azteca zu hospitieren.“
Das klingt spannend.
„War es auch. Der Mexikaner Dr. Luis Moch, ein Arzt, der an der Universität Heidelberg studiert hat, hat das vermittelt. Er wirkt dort bei einer Art Frühstücksfernsehen mit. Da konnte ich hinter die Kulissen blicken. Ich war dann auch mit einem Reporterteam nachts auf den Straßen von Guadalajara unterwegs. Auch bei schlimmen Dingen, wie etwa einem Mord, waren wir vor Ort. Guadalajara hat zwar eine vergleichsweise niedrige Verbrechensrate, gänzlich unberührt von den Auswirkungen des Drogenkriegs ist die Stadt jedoch nicht. Persönlich hatte ich aber keine Probleme, kam nie in eine brenzlige Situation, wurde auch nicht ausgeraubt. Merkwürdigerweise wurde ich oft für eine Amerikanerin gehalten.“
Waren Sie zum ersten Mal in Mexiko?
„Nein, das war bereits mein drittes Mal. Das erste Mal war ich mit einer Freundin auf Urlaubsreise dort. Letztes Jahr habe ich einen ganzen Monat in Mexiko verbracht, zwei Wochen davon an einer Sprachenschule. Toll war, dass ich in Guadalajara einen Freund kannte, in dessen Haus ich für die Dauer meines Praktikums ein Zimmer beziehen konnte. Durch ihn habe ich auch eine Reihe netter Leute kennengelernt. Wir haben viel gemeinsam unternommen. Umso schwerer fiel mir jetzt der Abschied. Doch die Kontakte bleiben bestehen. Ich kann mir auch gut vorstellen, noch einmal für längere Zeit nach Mexiko zu gehen.“
Was nehmen Sie sonst noch mit von diesem Aufenthalt?
„Ein Praktikum ist Pflicht bei uns im Studium. Davon abgesehen sind die Erfahrungen, die ich im Konsulat und bei TV Azteca gemacht habe, unbezahlbar. Ich kann nur jedem empfehlen, ein Auslandspraktikum zu machen, auch wenn es für den Studiengang nicht erforderlich sein sollte. Die Motivation, nach Mexiko zu gehen, lag für mich zum einen darin, dass ich das Land sehr mag, zum anderen wollte ich meine spanischen Sprachkenntnisse erweitern. Gerade für Leute übrigens, die noch nicht vollkommen fit sind im Spanischen, ist Mexiko ideal, da die lateinamerikanische Aussprache leichter zu verstehen ist.“
Und jetzt geht es nach Madrid?
„Ja. Ursprünglich hatte ich überlegt, ein Semester in Mexiko zu studieren, hatte sogar schon eine Uni im Blick. Aber dann fand ich es auch reizvoll, noch einmal in Europa an einer anderen Universität zu studieren und dabei auch das in Spanien gesprochene Spanisch noch besser kennenzulernen. Darauf bin ich schon sehr gespannt und freue mich auf das Semester in Madrid.“
Praktika helfen, Berufsziele zu konkretisieren, Studieninhalte zu ergänzen und zu vertiefen. Viele Angebote dazu finden Studierende der Ruperto Carola in der Praktikums- und Stellenbörse. Außerdem ebnen eine Fülle von Austauschprogrammen den Weg an eine ferne Hochschule. Corina Ballweg war übrigens die erste Praktikantin eines neuen Programms, das von „Heidelberg Alumni Mexiko“ (HAMEX) ins Leben gerufen wurde: Ehemalige Studierende der Universität aus Mexiko – darunter der im Interview erwähnte Luis Eduardo Moch Zamora – vermitteln Studentinnen und Studenten Praktika in ihrem Heimatland. ERASMUS wiederum ist ein bekanntes Programm der Europäischen Union, das es Hochschülern ermöglicht, einen Teil ihres Studiums an einer europäischen Partneruniversität zu absolvieren. Weitere Infos gibt es unter: www.eu.uni-hd.de/outgoing