Von Oliver Fink (Text und Foto)
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Dr. Hans-Georg Ulrichs bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland: Freigestellt von seiner Pfarrstelle in Karlsruhe-Durlach koordinierte er im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die kirchlichen Veranstaltungen zur WM. Zum 1. Oktober 2010 hat er nun das Pfarramt der Universitäts- und der Studierendengemeinde in Heidelberg übernommen.
Für Hans-Georg Ulrichs ist es eine Rückkehr. Im Jahr 1991 kam der gebürtige Ostfriese nämlich zum Studium der Theologie an die Ruperto Carola. Gerade die aufregende Geschichte der Stadt im Zeitalter der Reformation stellte für den Studenten mit dem ausgeprägten Faible für Kirchengeschichte einen zusätzlichen Reiz dar.Aber auch privat spielte die Stadt am Neckar fortan eine wichtige Rolle in seinem Leben: 1994 heiratete er hier seine Frau. Einer der damaligen Professoren an der Theologischen Fakultät traute das Paar, das inzwischen drei Kinder hat, in der Peterskirche – also in der Kirche, in der Hans-Georg Ulrichs jetzt selbst regelmäßig Gottesdienste hält.
Dass er dieses Amt, zunächst auf sechs Jahre befristet, übernehmen darf, bezeichnet er als großes Glück. „Worauf ich mich vor allem freue ist der universitäre Kontext, die intellektuelle Auseinandersetzung; alle Wissenschaften sind bemüht, die Welt zu erschließen – das verbindet sie mit der Theologie und der Kirche“, so der Hochschulpfarrer.
„Peterskirchen-Dialoge“ heißt denn auch ein neues Forum, in dessen Rahmen die Begegnung mit den verschiedenen Wissenschaften gepflegt werden soll. Weiter fortführen möchte Ulrichs den von der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) bereits etablierten interreligiösen Dialog, an dem auch die Muslimische Studierendengruppe (MSG) und der Heidelberger Hochschulrabbiner Shaul Friberg beteiligt sind. Ganz besonders liegt ihm darüber hinaus die Zusammenarbeit mit der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) am Herzen.
„Da viele junge Menschen für das Studium nicht nur ihr Elternhaus verlassen sondern auch zwangsläufig den Kontakt zu ihren ursprünglichen Gemeinden zumindest unterbrechen müssen, spielen die Studierendengemeinden gerade in einer so wichtigen Lebensphase eine enorm wichtige Rolle“, sagt Hans-Georg Ulrichs. Als Seelsorger fühlt er sich indes nicht nur für die Studierenden sondern auch für die Wissenschaftler verantwortlich.
Und der Fußball? Hans-Georg Ulrichs kommt von sich aus auf dieses Thema zu sprechen, auch wenn er zugleich betont, dass es für ihn beruflich momentan keine Rolle spielt. 2006 hatte er für die EKD die kirchlichen Veranstaltungen zur WM in Deutschland koordiniert, was ein enormes Medienecho auslöste und ihm zahlreiche Interviewanfragen bescherte. „Das war eine großartige Sache, wie ein Stammplatz bei Real Madrid“, blickt Ulrichs, der als Jugendlicher für die SV Concordia Ihrhove als Mittelstürmer auf Torjagd ging, auf dieses Ereignis zurück.
Die Außensicht auf die Kirche gehörte für ihn damals zu den besonders spannenden Erfahrungen. Das habe ihn gelehrt, seine Sache so zu vertreten, dass andere – gerade auch kirchenferne Menschen – sie nachvollziehbar finden. „Wir müssen öffentlicher und einladender werben für den Glauben“, beschreibt der neue Pfarrer, der ursprünglich aus einer evangelisch-reformierten Gemeinde stammt, seine Aufgabe.
Die Arbeit als „WM-Pfarrer“ 2006 sowie seine rund zehnjährige Tätigkeit in Karlsruhe-Durlach als Gemeindepfarrer sollen ihm dabei in Heidelberg zugutekommen: „Ich will Kirche in der universitären Welt repräsentieren. Religion und Kirche unter Theologen zu vertreten, ist ein Kinderspiel – das aber Medizinern oder Astronomen zu vermitteln, ist eine andere Herausforderung.“