Von Oliver Fink
Prof. Dhruv Raina (Foto: Philipp Rothe) ist der erste Inhaber des „Heinrich Zimmer Chair for Indian Philosophy and Intellectual History“. Die Stiftungsprofessur ermöglicht es Wissenschaftlern aus Indien, sich zwei Jahre lang auf ihre Forschung zu konzentrieren und mit Kollegen an der Ruperto Carola auszutauschen. Benannt ist sie nach dem Heidelberger Indologen Heinrich Zimmer (1890 bis 1943), der die Universität 1938 unter den Nationalsozialisten verlassen musste.
Zurzeit, erklärt Dhruv Raina, befasse er sich unter anderem damit, wie über die Begegnung französisch-jesuitischer und indischer Astronomen im 18. Jahrhundert berichtet und geforscht wurde. „Es geht nicht nur darum, wie die französischen Jesuiten über die astronomischen Tätigkeiten Indiens geschrieben haben, sondern auch, wie Historiker diese Begegnung ausgelegt haben. Die übergeordnete Frage ist, wie Ideenflüsse und die sich verändernden Asymmetrien zwischen den Kulturen eingeschätzt werden.“Für die Bearbeitung solcher Forschungsprojekte ist Heidelberg genau der richtige Ort. Seit seiner Einrichtung im Jahr 2007 widmet sich der Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der interdisziplinären Analyse kultureller Austauschprozesse zwischen den beiden Kontinenten. Und vom Cluster ging denn auch die Initiative zur Gründung des Heinrich-Zimmer-Lehrstuhls aus, der schließlich gemeinsam mit dem Indian Council of Cultural Relations und dem Südasien-Institut der Ruperto Carola ins Leben gerufen wurde.
„Die Einrichtungen hier sind hervorragend und ebenso die Atmosphäre: Heidelberg vereint das Erbe einer alten Stadt mit dem Lebensgefühl einer Universitätsstadt – eine tolle Kombination“, so der indische Wissenschaftler über seinen Aufenthalt hier.
Geboren 1958 in Allahabad im Nordosten Indiens, studierte Dhruv Raina Physik am Indian Institute of Technology in Mumbai. Der Doktortitel (Ph.D.) wurde ihm im Bereich Wissenschaftsphilosophie von der Universität Göteborg in Schweden verliehen. Derzeit gehört der Professor für Wissenschaftsgeschichte und Bildung der Jawaharlal Nehru University in Neu-Delhi an.
Neben den französisch-jesuitischen Astronomen möchte sich Dhruv Raina in Heidelberg mit dem Austausch von Wissen zwischen Europa und China beschäftigen. Zusammen mit Prof. Joachim Kurtz vom Exzellenzcluster veranstaltet er im laufenden Wintersemester dazu auch ein Seminar. Und nicht zuletzt interessieren ihn die Einflüsse deutscher Intellektueller auf indische Wissenschaftler des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Welchen Einfluss die Heidelberger Wissenschaftler auf Dhruv Rainas Forschungen haben werden, dürften wir zum Abschluss seines Aufenthalts an der Ruperto Carola erfahren können.