Die Universität Heidelberg wird begabte Studierende über bereits bestehende Förderprogramme hinaus mit den sogenannten Deutschlandstipendien fördern. Diese sollen erstmals zum Wintersemester 2011/2012 vergeben werden. Die Förderung sieht für einen Zeitraum von mindestens einem Jahr eine monatliche Zuwendung von 300 Euro pro Stipendiaten vor – diese wird zur Hälfte von den Hochschulen aus privaten Mitteln eingeworben und im Zuge des nationalen Programms durch den Bund in gleichem Umfang aufgestockt. Die BASF hat zugesagt, die anteilige Finanzierung für die ersten Stipendien an der Ruperto Carola zu übernehmen.
Das einkommensunabhängige Deutschlandstipendium unterstützt begabte Studierende aller Nationalitäten. Zu den Förderkriterien zählen neben den bisherigen Leistungen in Schule und Studium auch das gesellschaftliche Engagement – so in der Hochschulpolitik, in Religionsgemeinschaften oder politischen Organisationen – sowie der Einsatz im sozialen Umfeld, in der Familie oder in einer sozialen Einrichtung. Besondere biografische Hürden, die sich aus der familiären oder kulturellen Herkunft ergeben, werden ebenfalls berücksichtigt.
Bewerbungen für ein zunächst einjähriges Stipendium zum kommenden Wintersemester werden voraussichtlich von Juni an möglich sein. Läuft die Förderung von einem Jahr aus, können sich die Studierenden wiederbewerben. Über die Vergabe, die künftig einmal jährlich erfolgen soll, entscheidet die Universität.
An der Ruperto Carola wird dazu momentan eine Auswahlsatzung erarbeitet. „Unser Ziel ist es, sowohl Studierende höherer Semester als auch Studienanfänger zu unterstützen, wobei wir bei der Vergabe soziale Kriterien sowie die individuelle Lebensgeschichte berücksichtigen wollen. Leistung ist wichtig, sie muss aber immer auch in Relation zu den persönlichen Lebensumständen stehen“, betont Rektor Prof. Bernhard Eitel. Und er appelliert an Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen, sich an der Schaffung weiterer Deutschlandstipendien zu beteiligen, um aktiv Heidelberger Hochschülern unter die Arme zu greifen. Mit einem Beitrag von 1800 Euro kann ein Studierender für ein Jahr mit einem Deutschlandstipendium gefördert werden; dabei ist es auch möglich, eine kleinere Summe in einen Pool zu investieren. Die Stipendienurkunden sollen bei einer feierlichen Veranstaltung im Beisein der Förderer zum Ende des Jahres vergeben werden.
www.uni-heidelberg.de/freunde/deutschlandstipendium.html
Siehe auch: „Startschuss für das Deutschlandstipendium“
Zwei exzellente Kooperationsnetzwerke mit Beteiligung der Ruperto Carola, die im Zuge des Spitzencluster-Wettbewerbs vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgezeichnet wurden, haben einen Meilenstein im Förderprogramm erreicht: Sowohl der Biotechnologie-Cluster Rhein-Neckar (BioRN) „Zellbasierte und molekulare Medizin in der Metropolregion Rhein-Neckar“ als auch der Cluster „Forum Organic Electronics“ haben die erste Förderphase erfolgreich abgeschlossen. Dank der positiven Zwischenevaluation Mitte Januar haben sich beide die weitere Unterstützung bis 2013 gesichert.
Bundesministerin Prof. Annette Schavan zeigte sich zufrieden: „Die Zwischenbewertung hat gezeigt, dass die ausgewählten Spitzencluster in ihren jeweiligen Technologiefeldern entscheidende Schritte nach vorn getan haben. Sie entwickeln genau dort Antworten, wo wir in Zukunft die größten Herausforderungen haben.“
Im BioRN-Spitzencluster sind seit 2008 insgesamt 36 Projekte mit bislang rund 15 Millionen Euro gefördert worden. Das gemeinsame Ziel der beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen ist die Entwicklung von Arzneimitteln, Diagnostika, Technologieplattformen und Dienstleistungen bis zur industriellen Reife. Im Spitzencluster „Forum Organic Electronics“ laufen derzeit sieben Projekte, die mit etwa 20 Millionen Euro unterstützt werden. Die Organische Elektronik, die auch Polymer- oder Plastikelektronik genannt wird, entwickelt das Netzwerk für eine zukunftsweisende Technik, nämlich zur Entwicklung intelligenter und umweltfreundlicher Bauteile aus Plastik, aus denen sich innovative Produkte für den Alltagsgebrauch herstellen lassen wie etwa energieeffiziente, leuchtende Tapeten oder transparente Solarzellenfolien.
Der Spitzencluster-Wettbewerb des BMBF ist Teil der Hightech-Strategie für Deutschland. Beabsichtigt ist, den leistungsfähigsten Netzwerken von Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und weiteren Akteuren einer Region dabei zu helfen, sich langfristig in der internationalen Spitzengruppe zu etablieren und so den Innovationsstandort Deutschland attraktiver zu machen.
Siehe auch: „High-Tech-Labor im Bereich Organische Elektronik eingeweiht“
Datenbanken stellen eine wichtige, nahezu unerschöpfliche Quelle an Informationen für Studium und Forschung dar – zum Beispiel die Datensammlungen zu historischen und asienbezogenen Themen, deren Lizenzen der Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ für die Universität Heidelberg erworben hat. Einen Schwerpunkt dieses Datenbanksystems bildet das Thema Islam.
So bietet die Enzyklopädie des Koran einen differenzierten Zugang zu dessen Inhalten und Auslegungen. Benutzer können sich per Volltextrecherche über die Rolle der Engel, die auf Arabisch „malak“ (Bote) heißen, oder über die Geschichte von Adam und Eva in dem heiligen muslimischen Buch informieren. Und wer nachlesen möchte, was eine Sure ist, findet eine ausführliche Definition im umfangreichen Stichwortkatalog des Lexikons.
Am Ende der Texte folgt jeweils eine weiterführende Literaturliste, anhand derer man die Suche in der bibliographischen Datenbank Index Islamicus fortsetzen kann. Dort sind Publikationen zum Islam über so unterschiedliche Themen wie die muslimische Glaubensphilosophie, die politische Situation im Iran oder auch die Mohammed-Karikaturen in Dänemark verzeichnet. Speziell mit der Rolle von Frauen im Islam beschäftigt sich die Encyclopedia of Women and Islamic Culture.
Das umfangreiche Datenbankangebot, das der Exzellenzcluster finanziert und die Heidelberger Universitätsbibliothek organisiert, ist allen Angehörigen der Ruperto Carola zugänglich. Es kann über die entsprechenden Seiten von „Asia and Europe“ oder auch über das Datenbankinformationssystem der UB abgerufen werden und umfasst weit mehr als das Thema Islam. Zugänglich sind neben Lexika auch umfangreiche Quelleneditionen wie die Western books on China sowie Zeitungen und Zeitschriften wie etwa die vollständigen Ausgaben des bekannten Magazins The Economist der Jahrgänge 1843 bis 2006.
Verena Vöckel
Die Geschichte schlug verstehbar Wellen: Wie das baden-württembergische Innenministerium mittlerweile einräumte, hatte man einen Polizisten als V-Mann in der Kritischen Initiative eingeschleust, die zu Heidelbergs linker Hochschulszene zählt. Unter dem Namen Simon Brenner wurde dieser unter Vorlage eines Personalausweises und eines Abiturzeugnisses zum Sommersemester 2010 an der Ruperto Carola immatrikuliert. Es gab jedoch keinerlei Hinweise darauf, dass es sich dabei um nicht ordnungsgemäße Papiere handelte, betont die Universität mit allem Nachdruck. Und man habe zu keinem Zeitpunkt Kenntnis von verdeckten Operationen oder Ermittlungen auf dem Campus gehabt.
Demgemäß verabschiedete der Senat der Ruperto Carola in seiner Sitzung vom 8. Februar – mit Zustimmung der studentischen Mitglieder – folgende Erklärung: „Universitäten sind kein rechtsfreier Raum: Gefahrenabwehr und die Beurteilung, ob und wann Mittel zur vorbeugenden Bekämpfung von Straftaten mit erheblicher Bedeutung eingesetzt werden müssen, sind gesetzlich geregelt und müssen politisch verantwortet werden. In seinen Beziehungen zu allen Mitgliedern der Universität setzt das Rektorat auf den offenen Dialog und den durch Argumente geleiteten akademischen Diskurs.“
Und weiter: „Der Senat der Universität Heidelberg bekennt sich zum Hausrecht des Rektors in allen Gebäuden der Universität und auf dem universitären Campus. Der Senat betont, dass Einsätze verdeckter Ermittler in der Universität ausschließlich in den hierfür vorgesehenen engen rechtlichen Rahmenbedingungen erfolgen dürfen und politisch verantwortet werden müssen.“
Unter Hinweis auf den entsprechenden Paragraphen des Polizeigesetzes (PolG §22 Abs. 3 und 5) schließt die Stellungnahme mit dem Satz: „Der Senat erwartet zum Schutz der Mitglieder der Universität, dass von dem Instrument des verdeckten Ermittlers nur mit der gebotenen Zurückhaltung Gebrauch gemacht wird, und verweist darauf, dass der Einsatz von Polizeibeamten unter Geheimhaltung ihrer wahren Identität nur dann zulässig ist, wenn er der vorbeugenden Bekämpfung von Straftaten mit erheblicher Bedeutung dient.“
Siehe auch: „Verdeckter Ermittler aufgeflogen“