Im Zuge der Exzellenzinitiative bietet die Universität Heidelberg seit zwei Jahren das Management-Programm „Auf dem Weg zur Professur“ an. Es richtet sich an Nachwuchswissenschaftler, die bereits eine Führungsposition innehaben oder in Kürze übernehmen werden. Zwei Absolventen der jüngsten Fortbildung, die Biologin Dr. Ann-Kristin Müller und den Geographen Dr. Bertil Mächtle (Fotos: Fink), hat Oliver Fink zu ihren Erfahrungen mit dem Programm befragt.
Der Schwerpunkt des Management-Programms liegt auf den sogenannten Soft Skills: Kommunikations- und Konfliktmanagement, Führungs-Knowhow oder auch Verhandlungsstrategien in Berufungsverfahren. Welche Inhalte waren für Sie besonders wichtig, was haben Sie in der Praxis bereits angewendet?Müller: „Ich konnte in einem persönlichen Fall durch das Coaching im Konfliktmanagement extrem profitieren. Ohne die Fortbildung hätte ich dieses Problem wohl nicht so einfach gelöst. Generell haben wir einige Werkzeuge und Techniken an die Hand bekommen, die ich seitdem regelmäßig anwende. Dazu gehören beispielsweise Strategien in der Gesprächsführung, die sich im Dialog mit meinen Mitarbeitern und Studierenden aber auch im Dialog mit meinen Vorgesetzten als äußerst nützlich erweisen. Ich gehe da jetzt mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein heran.“
Mächtle: „Ich möchte gar nichts speziell hervorheben. Das Gesamtpaket hat gestimmt. Zu meinen Beobachtungen gehört, dass für viele Dinge überhaupt das Bewusstsein geweckt wurde. Das reicht von scheinbar trivialen Tätigkeiten wie der Zusammenstellung einer Bewerbungsmappe bis hin zu arbeitsrechtlichen Zusammenhängen, die man bereits vor der Einstellung von Mitarbeitern beachten sollte.“
Ein Programmpunkt ist die Begegnung mit Professoren, die bei einem Kamingespräch in entspannter Atmosphäre von den eigenen Erfahrungen in ihrer Karriere berichten. Was haben Sie da gelernt?
Mächtle: „Vor allem, dass sich die Zeiten und Anforderungen doch sehr geändert haben. Hier ging es nicht nur um Tipps und Tricks sondern vor allem um allgemeine Reflexionen zum Professorenstand, um Freiheiten in Forschung und Lehre oder über den Professor als moralische Instanz. Aber es wurde zum Beispiel auch die Frage diskutiert, wie gehe ich mit begabten Studierenden um, wie kann ich sie am besten fördern.“
Müller: „Dieser Programmpunkt, also die Begegnung mit den Professoren, steht für mich stellvertretend dafür, was mir an dieser Fortbildung besonders gefallen hat, nämlich dass es sich nicht um einfache Lehrveranstaltungen mit Frontalunterricht handelt. Viel Wert wird auf Interaktion gelegt – dazu gehören Rollenspiele oder auch ein individuelles Coaching. Und der Alltagsbezug spielt eine große Rolle, so eben auch in dem Kamingespräch.“
An dem Programm, das sich über zwei Semester erstreckt und in verschiedene Module aufgeteilt ist, nehmen Nachwuchswissenschaftler aus allen Wissenschaftskulturen teil. Funktioniert diese Mischung?
Müller: „Unbedingt. Letztlich befinden wir uns alle im gleichen Boot. Die fächerspezifischen Unterschiede, die es zweifellos gibt, stellen kein Problem dar – im Gegenteil. Von den unterschiedlichen Perspektiven auf die vergleichbare Situation, in der wir uns befinden, und das Vorhaben, einmal eine Professorenstelle zu erhalten, kann man viel lernen.“
Mächtle: „Die Stimmung war sehr gut und die geknüpften Kontakte zu den Kollegen sind Gold wert. Zudem war es auch gut, dass die Fortbildung nicht an der Universität sondern in Klausur in einem Weiterbildungszentrum im Odenwald stattfand. Wir haben inzwischen auch einen Stammtisch. Durch den intensiven Austausch mit den Kollegen haben wir darüber hinaus auch die Universität Heidelberg noch besser kennengelernt.“
www.zuv.uni-heidelberg.de/personal/entwicklung/zurprofessur
Broschüre zum Management-Programm „Auf dem Weg zur Professur“ (pdf)
Siehe auch: „Gefragt sind Führungs- und Management-Qualitäten“