Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Für verbesserten 3D-Genuss

„3D“ ist sozusagen in aller Augen – spätestens seit James Cameron mit „Avatar“ das räumliche Kinoerlebnis wiederbelebt hat. Neue Methoden der 3D-Bildverarbeitung in Filmproduktionen stehen im Mittelpunkt eines Kooperationsprojekts des Heidelberg Collaboratory for Image Processing (HCI) der Ruperto Carola und der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg; weitere Partner sind Unternehmen aus dem Bereich der Filmproduktion.

Gefördert wird die Zusammenarbeit mit rund 410 000 Euro durch das baden-württembergische Wirtschaftsministerium. Drei Heidelberger Doktoranden am HCI wollen dazu beitragen, den 3D-Eindruck bei der Filmbearbeitung zu verbessern. Dafür steht die Hälfte der bewilligten Fördergelder zur Verfügung.

Die sogenannte Stereoskopie – gemeinhin als „3D“ bezeichnet – dient der Wiedergabe von Bildern mit einem räumlichen Eindruck von Tiefe, die physikalisch nicht vorhanden ist. „Das enge Zusammenspiel von Aufnahmemethoden, digitaler Postproduktion und Anzeigetechnologien ist wichtig, um ansprechende Inhalte für den Endverbraucher zu erstellen“, erklärt Dr. Daniel Kondermann, Informatiker am HCI, der gemeinsam mit Volker Helzle von der Filmakademie das Projekt ins Leben gerufen hat.

Die Darstellung zeigt unten links die beiden Originalbilder eines sogenannten Stereo‐Rigs. Als Stereo‐Rig werden Aufnahmen von zwei miteinander verbundenen Filmkameras bezeichnet, die einmal Bilder für das linke und einmal für das rechte Auge aufzeichnen. Über die so entstandene Schwarzweiß‐Darstellung legen die Filmforscher ein Bild in Rot-Blau, das zeigt, wie weit jeder Punkt von der Kamera entfernt ist. Im Hintergrund ist ineinander überblendet die Abstandsinformation zu sehen, das daraus erzeugte geometrische Modell und das Originalbild aus einer anderen Perspektive.
Repro: Daniel Kondermann

Viele 3D-Methoden basieren bislang auf langwieriger Handarbeit, so beispielsweise in der Walt Disney-Produktion „Alice im Wunderland“ von 2010. Das jetzt geförderte Verbundvorhaben „Entwicklung von Systemen und Methoden zur effektiven Erstellung und Bearbeitung stereoskopischer Inhalte“ dient dazu, wiederkehrende Prozesse in der Bearbeitung des Filmmaterials zu automatisieren und damit die Qualität der Ergebnisse zu erhöhen.

Die drei Dissertationen am HCI behandeln den Einsatz neuartiger Kameras, die neben einer Farbe pro Pixel auch eine Abstandsinformation liefern. Außerdem geht es um neue Techniken der Umwandlung von zweidimensionalen Inhalten nach 3D sowie die Analyse von Bewegungen in Filmsequenzen. Die Forschungsergebnisse sollen während des dreijährigen Projekts zusammen mit den fünf Partnerunternehmen in der Praxis erprobt werden.

Blick in das „OpticLab“ des Heidelberg Collaboratory for Image Processing.
Foto: privat

Das Heidelberg Collaboratory for Image Processing (HCI) ist ein „Industry-on-Campus“-Projekt, das die Universität Heidelberg zusammen mit einer Reihe von Firmen zum 1. Januar 2008 für eine erste Laufzeit von fünf Jahren eingerichtet hat. Getragen vom Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) ist es Teil des durch die Exzellenzinitiative geförderten Zukunftskonzepts der Ruperto Carola. Das HCI ist Deutschlands größtes Zentrum für Bildverarbeitung, die als Querschnittswissenschaft bereits nicht nur erfolgreich in der Industrie sondern auch der Biologie, Medizin und Umweltphysik oder etwa in der kunsthistorischen Forschung angewandt wird. Dank des neuen Projekts ist durch die Zusammenarbeit mit der Kreativwirtschaft eine weitere interdisziplinäre Anwendung hinzugekommen.

Kontakt:

Prof. Bernd Jähne
Heidelberg Collaboratory for Image Processing (HCI)
Telefon: 0 62 21/54-88 27
E-Mail: bernd.jaehne@iwr.uni-heidelberg.de