Von Oliver Fink
Bereits 1986 schrieb der Heidelberger Kunsthistoriker Peter Anselm Riedl in einem Aufsatz für die Festschrift „Semper Apertus“ zum 600. Jubiläum der Ruperto Carola, dass vielen Universitätsangehörigen der „Reichtum des Kunstbesitzes“ an der Hochschule gar nicht bewusst sei. Dabei sind diese Kunstwerke im öffentlichen Raum zahlreich in der Heidelberger Altstadt, im Neuenheimer Feld und auch auf dem Campus Bergheim. Zugleich wird ein breites Spektrum an Formen und Gattungen abgedeckt – es reicht von Skulpturen über Wandbilder bis zu Architekturgestaltungen.
Im kommenden Herbst erscheint folgerichtig eine umfassende Bestandsaufnahme von Kunstprojekten, die seit 1945 vor allem im Zuge von Baumaßnahmen an der Heidelberger Universität entstanden sind. Ein bedeutendes Beispiel hierfür ist Karl Fred Dahmens großformatiger Beitrag für die Gestaltung des Hörsaalgebäudes der Chemischen Institute im Neuenheimer Feld.„Auf Sichtbeton, der unter den größeren Formationen leicht vorgezogen ist, sind schuppenartig Schieferplatten gesetzt, teils zugeschlagene Stücke, teils Fragmente. Eine nach Technik und Ausmaß ungewöhnliche Steincollage“, hieß es damals in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das 1963 entstandene Wandrelief.
„Die streng funktionelle Architektur der Eingangshalle (Beton, Glas, grauer Natursteinboden, weiße Kastenholzdecke, Innenwände holländischer Klinker) wird durch die große dynamische Figur gelockert und zugleich betont: Kunst als Vor- und Jenseits der Geometrie, als Anwesenheit des Unformulierbaren inmitten naturwissenschaftlicher Rationalität“, rühmte die FAZ weiter die bemerkenswerte Raumgestaltung des Hörsaalgebäudes der Chemie (Im Neuenheimer Feld 252).
Der in Aachen geborene Karl Fred Dahmen (1917 bis 1981) gehörte im Nachkriegsdeutschland zu den bedeutendsten Vertretern abstrakter Kunst; von 1967 bis 1981 wirkte er als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München. In den 1960er-Jahren begann er, Gegenstände in seine Bilder zu integrieren: Neben Objektkästen entstanden sogenannte Materialbilder, zu denen auch die Arbeit für die Ruperto Carola gehört. Laut Peter Anselm Riedl handelt es sich bei Dahmens fünf mal fünfundzwanzig Meter großem Wandbild um „eines der wichtigsten Zeugnisse“ moderner Kunst in Heidelberg überhaupt.