Von Mirjam Mohr (Text) und Oliver Fink (Foto)
Aus „Interesse an Fragen, die mit Politik und Gerechtigkeit zu tun haben“, schrieb sich Bernd Grzeszick in den 1980er-Jahren für das Studienfach Jura ein – einen Teil seines Studiums absolvierte er auch an der Ruperto Carola. 2010 kehrte er nach vielen Stationen wieder nach Heidelberg zurück: als Professor für Öffentliches Recht, Internationales Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie sowie als Direktor des Instituts für Staatsrecht, Verfassungslehre und Rechtsphilosophie. Wegen seiner zahlreichen Interessengebiete bezeichnet er sich selbst als „Spezialisten für das Allgemeine“.
Bernd Grzeszick liest in seiner Freizeit gern, vor allem amerikanische Literatur, er liebt Skifahren und Mountainbiken – doch für Hobbys bleibt ihm nicht viel Zeit. Staats- und Verwaltungsrecht, Europarecht, Völkerrecht, Verfassungsgeschichte, Medienrecht, Staatstheorie sowie Rechtsphilosophie und Rechtstheorie: Alle diese unterschiedlichen Gebiete zählen zu seinen Forschungsschwerpunkten.Daneben betreut Grzeszick die Auslandskontakte der Juristischen Fakultät und ist Mitglied des Heidelberg Center for American Studies (HCA). „Ich bin thematisch relativ breit aufgestellt. Das auch in der Tiefe aufrecht zu erhalten ist eine Herausforderung“, sagt der Vater dreijähriger Zwillinge, der auch bei der Familie keine Abstriche machen will.
Doch das wissenschaftliche Umfeld, das ihm die Universität Heidelberg bietet, wiegt für Grzeszick die Einschränkungen seiner Freizeit allemal auf: „Heidelberg hat eine sehr dichte Wissenschaftsstruktur, die nicht viele Hochschulen in dieser Intensität zu bieten haben. Es gibt einen engen Kontakt auch mit anderen Fakultäten. Das bringt viele Anregungen und Feedback.“
Eigentlich hatte der 45-Jährige „nicht gedacht, dass ich eines Tages wieder nach Heidelberg zurückkomme“. An der Ruperto Carola legte er 1992 sein erstes juristisches Staatsexamen ab, danach zog es ihn in die weite Welt: Von 1993 bis 1994 studierte er in Cambridge und arbeitete in einer Anwaltssozietät in London; 1994 bis 1996 war er Referendar beim Kammergericht in Berlin und arbeitete dabei auch in Paris und New York. Aus „Interesse und Neigung“ entschloss er sich zur Promotion und stellte schließlich fest, dass ihm „die Wissenschaft doch am meisten liegt“.
Nach Stationen als wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten Mannheim und Köln sowie als Professor für Öffentliches Recht an der Universität Münster kam Grzeszick 2004 an die Universität Erlangen-Nürnberg. Dort wirkte er ehrenamtlich auch als Rechtsberater des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg. Vor zwei Jahren wechselte Grzeszick dann an die Universität Mainz, an der er Direktor des Medieninstituts wurde.
„Beim Medienrecht kann man Theorie und Praxis sowie Juristerei und außerjuristische Dinge zusammenbringen“, erklärt er seine Leidenschaft für das Thema: „Sie können dieses sehr dynamische Rechtsgebiet, das durch die technologische Entwicklung bestimmt wird, nicht ohne Nachbarwissenschaften wie Soziologie, Politologie oder Medienwissenschaft bearbeiten. Probleme, die auf den ersten Blick banal wirken, können sich als sehr grundlegend herausstellen, wie etwa bei der Beschäftigung mit dem umstrittenen Datendienst Google Street View.“
Ebenfalls zu seinen beruflichen Schwerpunkten gehört das Themenfeld der Rechtspolitik. „Für diesen Bereich bietet das Profil, das ich an der Heidelberger Fakultät habe, hervorragende Voraussetzungen“, findet er. Und so kehrte Bernd Grzeszick sehr gerne wieder an seine Alma Mater zurück.