Die Universität Heidelberg hat den herausragenden Ruf, den deutsche Wissenschaft und Forschung in der Welt genießen, ganz wesentlich mit erarbeitet. Das betonte Bundespräsident Christian Wulff in seiner Festrede während der Jahresfeier 2011. In Heidelberg zu studieren, zu lehren, zu forschen sei ein Privileg, das aber auch die Verantwortung mit sich bringe, eine Universität zu sein, die Vorbild ist. „Die Universitäten haben eine Orientierungsfunktion für ihre Studenten und für die Bürger und für unser Land“, sagte der Bundespräsident in der Aula der Neuen Universität.
Mit der festlichen Veranstaltung Ende Oktober beschloss die Ruperto Carola die Jubiläumsfeierlichkeiten zu ihrem 625-jährigen Bestehen und eröffnete zugleich das neue Akademische Jahr. Der Rektor der Universität, Prof. Dr. Bernhard Eitel, konnte dazu rund 850 Gäste in der sanierten Neuen Aula willkommen heißen.In seiner Begrüßungsrede erinnerte der Rektor an den Beginn der Feierlichkeiten mit der Jahresfeier im Oktober 2010. „Wir haben in den letzten Monaten akademische Feiern und wissenschaftliche Konferenzen von höchstem Niveau und mit prominenter Teilnahme erlebt, die den Wissenschaftsstandort Heidelberg international neu positioniert haben“, so Professor Eitel. Er würdigte dabei zugleich die zahlreichen Veranstaltungsangebote für die breite Öffentlichkeit und sagte weiter: „Die Universität hat sich mit großen Projekten wie der gelungenen Modernisierung der Neuen Universität und dem Heidelberger Wissenschaftsatlas eindrucksvoll präsentiert.“ Für dieses „beispielgebende Miteinander und Füreinander“ dankte er Mitarbeitern, Studierenden und Wissenschaftlern, Freunden, Förderern und Alumni sowie Kollegen der außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
In seiner Rede skizzierte der Rektor auch die erfolgreiche Entwicklung der Ruperto Carola seit dem Start der Exzellenzinitiative vor fünf Jahren – so durch eine Steigerung der Drittmittel, einen Zuwachs der beschäftigten Wissenschaftler sowie zahlreiche Preise und Erfolge in Wettbewerben der Europäischen Union. Zugleich verwies Eitel auf den konsequenten Ausbau der disziplinären Stärken und die notwendige fächerübergreifende Zusammenarbeit in Querschnittsfragen, die Stärkung der Allianzen und Partnerschaften mit außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen und eine Fortführung der Internationalisierung. Konsequent habe die Universität auch daran gearbeitet, herausragende Ergebnisse der Grundlagenforschung und Kompetenzen für die Gesellschaft schneller in Wert zu setzen.
Das Bild zeigt von links Bundespräsident Christian Wulff, den Rektor der Universität Heidelberg Prof. Dr. Bernhard Eitel, Landeswissenschaftsministerin Theresia Bauer sowie den Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg Dr. Eckart Würzner in der Aula der Neuen Universität. | Foto: Kresin |
Seinen Rückblick verband Prof. Eitel mit Forderungen für eine strategische Neuausrichtung der Wissenschaftspolitik. Dazu gehört nach den Worten des Heidelberger Rektors mehr Eigenverantwortung für die „Flaggschiffe der deutschen Universitätslandschaft“ und eine Ausstattung, wie sie konkurrierenden internationalen Spitzenuniversitäten entspricht.
„Wenn man, wie es in den Zielen der Exzellenzinitiative formuliert ist, die besten deutschen Universitäten dauerhaft in der Weltspitze etablieren will, dann müssen die Forschungsmittel fokussiert und eine arbeitsteilige Hochschullandschaft entwickelt werden“, betonte Eitel. Er forderte Bund und Länder dazu auf, gemeinsam neue Strukturen zu schaffen: An den Standorten, die im globalen Wettbewerb mit den Hot Spots der Forschung mithalten könnten, müssten Bundes- und Landeseinrichtungen zusammengeführt werden. Dabei gelte es, die Fragmentierung der deutschen Wissenschaft zu beenden, um im internationalen Wettbewerb mit den „Global Universities“ bestehen zu können.
Der Begrüßung des Rektors und der Festrede des Bundespräsidenten folgten Grußadressen der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und des Oberbürgermeisters der Stadt Heidelberg, Dr. Eckart Würzner. Ministerin Bauer unterstrich die Rolle der Hochschulen als Zukunftslabore der Gesellschaft. Insbesondere beim notwendigen Aufbruch in ein Zeitalter der Nachhaltigkeit komme den Universitäten eine Schlüsselrolle zu: „Hochschulen ermöglichen kritische Reflexion und geben Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen.“ Die Landesregierung, versprach sie, werde die Hochschulen bei ihren Aufgaben unterstützen und ihre Autonomie stärken.
Oberbürgermeister Eckart Würzner verwies in seiner Ansprache auf die gemeinsame Charta der Zusammenarbeit unter dem Leitbild „Wissen schafft Stadt“, die Universität und Stadt vor Kurzem ratifiziert haben. „Wir wollen auf 625 Jahre Erfolgsgeschichte der Ruperto Carola aufbauen und zusammen unsere Potenziale erschließen und unsere Chancen nutzen.“
Ein Wissenschaftsgespräch mit dem Titel „Wieviel Forschung braucht die Lehre?“ gestalteten anschließend Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, Direktor des Historischen Seminars, Dr. Ingrid Lohmann, Nachwuchsgruppenleiterin am Exzellenzcluster „Cellular Networks“, und Martin Wagner, Student und Vertreter der Fachschaftskonferenz an der Universität Heidelberg. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von FAZ-Redakteurin Heike Schmoll.
Verliehen wurde im Zuge der Jahresfeier auch der Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis. Er ging in diesem Jahr an Privatdozentin Dr. Isabelle Bekeredjian-Ding vom Department für Infektiologie, Dr. Stefanie Höhl vom Psychologischen Institut und Dr. Jivanta Schöttli vom Südasien-Institut der Universität Heidelberg. Die drei Auszeichnungen, die vom Rektor in Anwesenheit von Dr. Klaus-Georg Hengstberger überreicht wurden, sind mit jeweils 12 500 Euro dotiert; das Preisgeld ist für die Ausrichtung eigener Symposien am Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg (IWH) vorgesehen. Die Laudationes hielt IWH-Direktor Prof. Dr. Peter Comba.
Rede von Rektor Prof. Dr. Bernhard Eitel
Rede des Bundespräsidenten Christian Wulff
Rede von Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner
Pressemitteilung des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums
Siehe auch: „Auszeichnung für drei Heidelberger Nachwuchswissenschaftlerinnen“