Von Katharina Dück (Text) und Anton Gorbunov (Foto)
„Was er liest und was er schreibt / Ist, was dem Menschen und / Vom Menschen selber / Bleibt“ aus der Feder von Marco Jammermann ist das Motto des studentischen Dichterkreises KAMINA an der Universität Heidelberg. Seit inzwischen drei Semestern lädt dieser ins Lesecafé im Marstallhof zu seinen Literaturabenden ein.
„Wir wollen Studierende, deren Leidenschaft für Literatur soweit führt, dass sie sie selbst erschaffen und in Sprache nach Ausdruck für ihre Sicht auf Zeit und Geist suchen, eine Plattform bieten, wo sie unter Gleichgesinnten eigene Werke vortragen und darüber diskutieren können“, erklären die Organisatorinnen Elena Kisel und Katharina Dück, die sich nicht nur als Salonières verstehen. Und damit in die großen Fußstapfen der literarischen Zirkel der Frühromantik treten wie etwa des Jenaer Salons der Caroline Schelling oder des Berliner Salons der Rahel Varnhagen.Kisel und Dück sehen ihren „roten Salon“, der seinen Spitznamen den roten Polstermöbeln verdankt, als einen interaktiven Raum des Austauschs auf Augenhöhe. Einmal im Monat trifft sich der inzwischen auf rund 20 Mitglieder angewachsene Kreis im Lesecafé des Marstalls, das diesem vom Heidelberger Studentenwerk zur Verfügung gestellt wurde, um im ersten Teil des Abends Fertiges und Unfertiges aus den Bereichen Lyrik, Prosa und Drama vorzutragen und um dann im zweiten Teil über die Texte zu diskutieren. Dabei stellen auch einige Jungschriftsteller theoretische Konzepte zu Weltbild und -ordnung vor oder überraschen mit einer Performance.
Die Zusammenkünfte sind von einer entspannten Atmosphäre geprägt, obschon der Kreis durchaus heterogen ist: Geisteswissenschaftler sind genauso vertreten wie Naturwissenschaftler, Erstsemester ebenso wie Doktoranden, Inländer wie Studierende aus dem Ausland, erfahrene Schreiber desgleichen wie Anfänger. Doch gerade aus dieser Verschiedenartigkeit heraus lebt und nährt sich der Dichterkreis. Denn auf dem Gebiet der Kunst finden alle eine gemeinsame Sprache, auch wenn nicht alle in der Sprache vortragen, die allen gemein ist.
So experimentieren einige mit onomatopoetischen (lautmalerischen) Formen des Code-Switchings und beobachten die Reaktionen. Das Ergebnis ist oft erstaunlich: Worte werden selten verstanden, der interpretierte Inhalt liegt der Wahrheit indes meist verblüffend nahe. Und so gelingt im Dichterkreis KAMINA etwas, was häufig misslingt – Verständigung.
Das Konzept geht offensichtlich auf: Mit zehn Neuanmeldungen in diesem Semester und zehn weiteren Interessierten, die an den kommenden Treffen teilnehmen wollen, verzeichnet der studentische Dichterkreis schon jetzt sein erfolgreichstes Semester.
Die nächsten Sitzungen von KAMINA nach der Weihnachts- und Winterpause an der Universität finden an den Freitagen 13. Januar und 3. Februar jeweils um 19 Uhr im Lesecafé im Marstallhof statt. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter der E-Mail-Adresse: info@kamia-dichter.de
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