Von Oliver Fink
„Ach, würde doch die Uni nicht nur bis zum Oktober feiern“, schrieb Mitte Juni die Rhein-Neckar-Zeitung. Rund drei Jahre lang hat Prof. Dr. Jochen Tröger (Foto: Universität Heidelberg) als Rektoratsbeauftragter für das Universitätsjubiläum das Festjahr zum 625-jährigen Bestehen der Ruperto Carola organisiert und begleitet. Zeit, am Ende dieses Jahres im Interview ein Resümee zu ziehen über die Glanzlichter des Veranstaltungsreigens und das Verhältnis zwischen Universität und Stadt.
Herr Tröger, mit der Jahresfeier im Oktober sind die Jubiläumsfeierlichkeiten offiziell beendet worden. Damit endete auch Ihre Arbeit als Leiter des Jubiläumsstabes. Was vermissen Sie am meisten?„Natürlich die Sitzungen und die Zusammenarbeit mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Fehlen wird mir die kreative, diskussionsfreudige, offene Atmosphäre der montäglichen Besprechungen. Das Jubiläum war für mich ein voranbringendes, Freude bereitendes und auch geistig forderndes Ereignis.“
Wohl niemand hat so viele Jubiläumsveranstaltungen besucht wie Sie. Was war – auch aus dieser Perspektive betrachtet – für Sie das Besondere am Jubiläumsjahr?
„Unter den Veranstaltungen war für mich die Wiedereröffnung der Neuen Universität der emotionale und sachliche Höhepunkt. Das Engagement von Freunden und Förderern bei der Finanzierung der Sanierung und Modernisierung dieses Hörsaalgebäudes war überwältigend. Geschaffen wurde etwas, was die Universität für die Zukunft sehr gut gebrauchen kann und der Lehre einen erheblichen Schwung gebracht hat. Mir wurde von vielen bestätigt, dass es nun ein ganz anderes Gefühl sei, in dieser Neuen Universität Vorlesungen zu hören. Wertvoll war auch die Erfahrung, wie sich Studierende, Wissenschaftler und Mitarbeiter aus allen Bereichen der Universität mit vielen Ideen und tatkräftiger Unterstützung in das Jubiläum eingebracht haben – in einem Jahr, in dem es immerhin auch um die Bewerbung für die Exzellenzinitiative II ging.“
Zum Jubiläumsjahr gehörte auch der Dialog zwischen Wissenschaft(lern) und Öffentlichkeit – viele Veranstaltungstypen wie etwa die „Stunde der Universität“ oder die „Astronomischen Sternstunden“ in der Peterskirche zeugen davon. Wie hat dieses Gespräch aus Ihrer Sicht funktioniert?
„Das Interesse an diesen Veranstaltungen, zu der auch die UniMeile zum Auftakt der Festwoche zählte, war erfreulich hoch. Die Öffentlichkeit hat das gut angenommen. Das habe ich auch daran gemerkt, dass wir auf diese Veranstaltungen immer wieder angesprochen wurden. Diesem Dialog ein solches Gewicht zu verleihen lag mir auch deswegen am Herzen, weil ich das Verhältnis zwischen Stadt und Universität für verbesserungswürdig halte. Wir sind aufeinander angewiesen, tun aber oft so, als ob wir lediglich gute Nachbarn wären.“
Im Vorwort zum letzten Jubiläums-Newsletter schreiben Sie vom Schwung des Jubiläumsjahres, den wir uns bewahren sollten. Was meinen Sie damit?
„Damit meine ich eben auch, den angesprochenen Dialog mit der Öffentlichkeit weiterzuführen. Es reicht nicht, dass eine Fakultät oder ein Institut gelegentlich eine Veranstaltung macht, zu der alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind. Es muss ein gezieltes und regelmäßiges Angebot geben. Ich freue mich, dass zurzeit ein Arbeitskreis darüber nachdenkt, wie im nächsten Sommersemester in der Peterskirche erneut eine ,Mittagspause‘ mit kurzen Vorträgen realisiert werden kann. Der Bevölkerung muss vermittelt werden, wozu die Universität eigentlich da ist, wovon die Stadt in geistiger, gesellschaftlicher und auch wirtschaftlicher Hinsicht profitiert. Das hilft uns gleichzeitig, um Verständnis bei konfliktbeladenen Themen zu werben und Identifikation zu schaffen.“