Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
„SpeechAct!“: Studierende bestimmen Seminarthema selbst
Von Maria Becker, Evi Schedl, Katharina Jacob und Maria Mast
Wie können wir Einfluss auf unsere Gesellschaft nehmen? Und was können wir konkret zu unserer Gesellschaft beitragen? In der Seminar- und Forschungswerkstatt „SpeechAct!“ des Germanistischen Seminars wurde im vergangenen Wintersemester versucht, Antworten auf diese Fragen zu finden – und zwar ganz praktisch und konkret. Unter Anleitung von Dr. Friedemann Vogel betrieben Studierende und Promovierende „linguistische Gesellschaftsanalyse“.
Ausgangspunkt waren Themen, die viele bewegen und interessieren. Während der ersten Sitzungen wurde diskutiert, welche konkreten Fragestellungen bearbeitet werden sollten. Das Thema der Untersuchung bestimmten die Studierenden also selbst in der Diskussion mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen – ein Novum. Im Ergebnis entstanden drei eigenständige Projektgruppen rund um das Thema „Sprache und Wirtschaftskrise“.
Virtuelles Pergament
Der einzigartige, aus dem Mittelalter stammende Bestand der ehemaligen Klosterbibliothek Lorsch, der heute über 68 Bibliotheken weltweit verstreut ist, wird in einer virtuellen Bibliothek wieder zusammengeführt (Foto: UB Heidelberg; Gregorius Turonensis, Lorsch, um 800). In Kooperation mit der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen arbeitet die Universitätsbibliothek Heidelberg seit einem Jahr daran, die 330 erhaltenen Lorscher Handschriften und -fragmente für den Online-Zugriff verfügbar zu machen.
Das Projekt „Bibliotheca Laureshamensis – digital“ läuft bis Ende 2013 und wird mit rund 450 000 Euro aus Mitteln des Landes Hessen gefördert. Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, und ihre baden-württembergische Amtskollegin Theresia Bauer stellten das einmalige Vorhaben Ende März in Heidelberg der Öffentlichkeit vor.
„Die ganze Nazizeit war in jeder Hinsicht ein einziges Trauma“
Von Mirjam Mohr
Sie zählt zu den bekannten Alumni der Ruperto Carola: Margarete Mitscherlich (Foto: Breitinger), 1917 als Margarete Nielsen geboren. Nach ihrem Studium lernte sie 1947 den Arzt und Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich (1908 bis 1982) kennen, den sie 1955 heiratete und der sie mit der Psychoanalyse vertraut machte. 1950 hatte Alexander Mitscherlich die Abteilung für Psychosomatische Medizin an der Universität Heidelberg gegründet, die erste deutsche Klinik dieser Fachrichtung, die 2004 in der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik aufging. Ab 1951 arbeitete auch Margarete Mitscherlich dort. 1967 zog das Ehepaar mit dem gemeinsamen Sohn nach Frankfurt am Main; im gleichen Jahr veröffentlichten sie das viel diskutierte Buch „Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens“, das die Abwehrhaltung eines großen Teils der deutschen Bevölkerung bei der Verarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit thematisierte. Ab den 1970er-Jahren engagierte sich Margarete Mitscherlich in der Frauenbewegung. 2010 erschien ihr Buch „Die Radikalität des Alters“. Ein Interview:
Frau Mitscherlich, Sie haben insgesamt rund 20 Jahre in Heidelberg gelebt, seit 1967 leben Sie in Frankfurt. Was sehen Sie eher als Heimat an – Frankfurt oder Heidelberg?
Medizin für die Weiten des Weltalls
Klingt nach Science Fiction, ist aber schon Realität: Ein neues, von der europäischen Weltraumbehörde ESA entwickeltes System stellt Astronauten bei Bedarf medizinisches Sofortwissen bereit. Sie brauchen lediglich einen Datenhelm aufzusetzen (Foto: ESA/Space Applications Services NV) und erhalten bei medizinischen Diagnosen oder sogar bei Operationen 3D-Unterstützung. An der Entwicklung beteiligt waren auch Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Bei der Augmented Reality (AR) – zu Deutsch: erweiterte Realität – wird die reale mit der virtuellen Welt kombiniert, indem das tatsächliche Blickfeld des Trägers präzise um Ebenen computergenerierter Darstellungen ergänzt wird. Das neu entwickelte System mit der Bezeichnung „Computer Assisted Medical Diagnosis and Surgery System“ (CAMDASS) ist ein tragbarer Prototyp.
Überraschendes Wechselspiel der Membranbausteine
Biochemiker haben mit Hilfe eines neu entwickelten Verfahrens Licht in die bisher weitgehend unerforschte Funktionsweise von Membranbausteinen gebracht. Die Wissenschaftler am Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg (BZH) entdeckten in Zusammenarbeit mit Bioinformatikern der Universität Stockholm in der biologischen Membran, welche die Zelle eines Organismus umgibt, eine hochspezifische Erkennung und Wechselwirkung zwischen dem wasserabstoßenden Teil eines Proteins und eines Lipids (Abbildung: Erik Lindahl, Royal Institute of Technology & Stockholm University).
Der Lipidbaustein reguliert in der wasserabstoßenden Phase von biologischen Membranen einen intrazellulären Transportprozess. Bisher hatte die Forschung eine derartige Wechselwirkung in Membranen für nicht wahrscheinlich gehalten. Die Forschungsergebnisse wurden in der bekannten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.
Vom furchterregenden Nachthimmel und dem Kannibalen Milchstraße
Von Mirjam Mohr (Text) und Oliver Fink (Foto)
Dr. Andreas Koch hat einen der schönsten Arbeitsplätze an der Ruperto Carola: Hoch oben auf dem Königstuhl mit Ausblick über Heidelberg und die Rheinebene arbeitet der 34-Jährige an der Landessternwarte, die zum Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) gehört. Hier leitet Koch eine neue Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe, die eine der zentralen Fragen der modernen Astrophysik beantworten will: Wie entstehen Galaxien? Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt über fünf Jahre mit insgesamt 1,2 Millionen Euro.
Andreas Kochs Laufbahn als Astronom begann ungewöhnlich: Sein Interesse an Sternen entwickelte sich, weil er als kleiner Junge Angst vor dem Sternenhimmel hatte. „Ich habe mich nie getraut, nach oben zu schauen, weil da irgendetwas Unerklärliches, ganz Dunkles war, mit komischen Lichtern drin“, erzählt er. Dank seines Vaters, der ihm den anfangs so furchterregenden Nachthimmel geduldig näherbrachte, entwickelte er allmählich ein immer stärkeres Interesse an den fernen Welten. „Daraus ist eine Faszination entstanden, die ich dann zum Beruf gemacht habe.“