Von Oliver Fink
Im Herbst 2011 ist mit „Kunst auf dem Campus“ eine umfassende Bestandsaufnahme von Werken erschienen, die seit 1945 vor allem im Zuge von Baumaßnahmen an der Ruperto Carola entstanden sind. Das Spektrum reicht von modernen Lichtinstallationen über Bilder bis zu Plastiken sowohl im Neuenheimer Feld als auch auf dem Campus Bergheim wie in der Heidelberger Altstadt. Ein Beispiel hierfür sind die Decken- und Wandmalereien von Hann Trier in der Bibliothek des Philosophischen Seminars (Foto: Altenkirch).
Zu den bekanntesten Werken Hann Triers (1915 bis 1999) zählt die Neugestaltung des Deckenspiegels im Weißen Saal des Charlottenburger Schlosses in Berlin, die er Anfang der 1970er-Jahre ausführte. Weniger bekannt ist, dass sich der Künstler, der als einer der wichtigsten Vertreter der ungegenständlichen Malerei gilt, einige Jahre später auch in Heidelberg einer Raumgestaltung widmete: 1978 und 1979 entstanden seine Decken- und Wandmalereien in der Augustinergasse 11.Bei der Einweihung erklärte Hann Trier, dass er danach gestrebt habe, „in voller Belesenheit dessen, was bisher die Malerei an Decken und Wänden hervorgebracht hat, eine Antwort zu finden, wie wir heute einem solchen Bau entsprechen könnten – sehr wohl die Nähe und Ferne von Farbformen bedenkend, deren Werte zwar tradierte sind, hier jedoch bei aller Methodik des Prozessualen, die sie zustande brachte, die Phantasie nicht binden, die Deutung offenlassen und durch ihre Mehrschichtigkeit der Wirklichkeit des Denkens auf ihre Weise antworten, einer Wirklichkeit, der Malerei besser dient, je weniger sie sich in den Dienst nehmen lässt.“
Der Heidelberger Kunsthistoriker Dr. Christmut Präger merkt an, dass der Raum im Philosophischen Seminar durch die Gestaltung des Künstlers seine „architektonische Belanglosigkeit“ verloren habe. Hann Trier knüpfe mit seiner Arbeit auf ganz eigene Weise – etwa mit den für ihn typischen nonfigurativen Formationen – an die „historische Illusionsmalerei“ an.
Der Bildband „Kunst auf dem Campus: Kunst am Bau der Universität Heidelberg nach 1945“ ist im Heidelberger AKA-Verlag erschienen. Die Texte stammen von Dr. Christmut Präger; Projektleitung und Gestaltung lagen in den Händen von Thomas Hoch. Ermöglicht wurde die Publikation durch das Engagement von Prof. Dr. Dietrich Götze, Ehrensenator der Ruperto Carola, und seiner Athenaeum Stiftung. Das Buch dokumentiert 87 Werke von 84 Künstlern, die nach Kriegsende an der Universität realisiert wurden, und ist für 68 Euro im Buchhandel erhältlich.