Wie reagieren Zellen auf Schäden und auf welche Weise gelingt es, Störungen des zellulären Gleichgewichts zu vermeiden oder auszugleichen? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines neuen Sonderforschungsbereichs, der jetzt an der Ruperto Carola eingerichtet wird. Der SFB 1036 „Zelluläre Qualitätskontrolle und Schadensbegrenzung“ ist am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) angesiedelt; Sprecher ist ZMBH-Direktor Prof. Dr. Bernd Bukau. Der neue Forschungsverbund erhält für die zunächst vierjährigen Arbeiten Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) von mehr als zehn Millionen Euro.
Wie Prof. Bukau erläutert, laufen biologische Vorgänge trotz ihrer Komplexität im Normalfall mit einer unglaublichen Präzision ab. Die zugrundeliegenden Prozesse können jedoch fehlerbehaftet sein, hinzu kommen externe chemische oder physikalische Stressfaktoren. Als Antwort auf diese Problematik haben die Zellen aller Organismen leistungsfähige Netzwerke von Qualitätskontrollsystemen entwickelt, die auf verschiedenen Ebenen agieren. „Diese Netzwerke minimieren und beheben Schäden, die durch fehlerhafte Prozesse und defekte Moleküle verursacht werden“, so der Heidelberger Wissenschaftler.
Wie biologische Sicherungssysteme Fehler und Schäden vermeiden und auf welche Weise Reparatursysteme entstandene Schäden aufspüren und beseitigen, wollen die Heidelberger Forschungsgruppen in 17 Projekten am SFB 1036 untersuchen. Prof. Bukau betont: „Ein umfassendes Verständnis dieser Systeme wird auch neue Einblicke in die Entstehung von Krankheiten und den Ablauf zellulärer Alterungsprozesse ermöglichen.“ An dem neuen Forschungsverbund werden neben Wissenschaftlern der Ruperto Carola aus den Biowissenschaften und der Medizin auch Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL) mitwirken.
An der Universität Heidelberg werden aktuell acht Sonderforschungsbereiche gefördert. Hinzu kommen fünf SFB/Transregios mit maßgeblicher Beteiligung der Universität, vier davon mit Sprecherfunktion an der Ruperto Carola. Neben dem SFB 1036 hat die DFG auch die Einrichtung des SFB/Transregio 125 „Cognition-Guided Surgery – Wissens- und modellbasierte Chirurgie“ zum 1. Juli bewilligt. Sprecher ist hier der Heidelberger Mediziner Prof. Dr. Markus W. Büchler.
Kontakt:
Prof. Dr. Bernd Bukau
Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH)
Telefon: 0 62 21/54-68 50
E-Mail: direktor@zmbh.uni-heidelberg.de
Die Wiedereinführung der im Jahr 1977 abgeschafften Verfassten Studierendenschaft hat der Landtag von Baden-Württemberg Ende Juni beschlossen. „Mit der Einführung schaffen wir die gesetzliche Grundlage dafür, dass sich eine demokratisch gewählte Vertretung nachhaltig für die Belange der Studierenden einsetzen kann“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in Stuttgart.
Die Verfasste Studierendenschaft könne sich in Zukunft für die Verbesserung von Studienbedingungen einbringen und sich als starke Stimme der Hochschüler in die Debatte um die Bologna-Reform einmischen, machte die Ministerin deutlich. Zudem könne sie sich um das studentische Leben jenseits des rein akademischen Betriebs kümmern: Durch Beratungsleistungen, durch musikalische, kulturelle und sportliche Angebote werde sie das Leben an den Hochschulen bereichern. Auch die politische Bildung der Studierenden gehöre zu den Aufgaben der Verfassten Studierendenschaft. Sie müsse dabei jedoch die parteipolitische, religiöse und weltanschauliche Neutralität wahren, so Bauer.
Bei der Erarbeitung des Gesetzes wurde der Dialog mit den Studierenden und Hochschulen gesucht, um die verschiedenen Vorstellungen und Bedürfnisse berücksichtigen zu können. Das Wissenschaftsministerium nahm hierzu nach eigenen Angaben die erste Online-Beteiligung zu einem Gesetzgebungsverfahren des Landes vor. Das Internet-Verfahren lieferte neben den Gesprächen mit Hochschulen und Studierenden parallel zum klassischen Anhörungsverfahren Anregungen für das Gesetzesvorhaben.
Das Gesetz stärkt zugleich die akademische Weiterbildung. So wird der Übergang vom Beruf in die Hochschule erleichtert; außerdem werden bisherige Kontaktstudien zu Modulstudien weiterentwickelt. Für die Kontaktstudien können künftig Leistungspunkte im Sinne einer wissenschaftlichen Währungseinheit vergeben werden, die auf ein späteres Hochschulstudium anrechenbar sind.
Die Universität Heidelberg gehört zur Spitzengruppe der drittmittelstärksten Hochschulen in Deutschland: Im „Förderatlas 2012“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) belegt sie Platz fünf in der Liste der 186 Hochschulen, die in den Jahren 2008 bis 2010 bei DFG-Bewilligungen erfolgreich waren. Im Vergleich zu 2009 mit dem Vorgänger-Ranking für den Zeitraum zwischen 2005 und 2007 bedeutet dies eine Steigerung der Drittmittel von 215,4 auf 246,3 Millionen Euro. Auch ohne die Gelder aus der Exzellenzinitiative, die im aktuellen Förder-Ranking zum zweiten Mal Beachtung finden, hält die Ruperto Carola mit Platz sechs eine sehr gute Platzierung.
Aufgeschlüsselt nach Wissenschaftsbereichen liegen die Lebenswissenschaften auf Rang drei; das Fachgebiet Medizin ist dabei erneut bundesweit Spitzenreiter. Die Geisteswissenschaften, die für sich betrachtet auf Platz vier vertreten sind, werden im Förder-Ranking der DFG zusammen mit den Sozial- und Verhaltenswissenschaften erfasst und kommen damit als Gesamtbereich der Geistes- und Sozialwissenschaften auf Rang fünf. Die Naturwissenschaften liegen ebenfalls auf Platz fünf, wobei in diesem Wissenschaftsbereich die Chemie auf Rang drei positioniert ist.
Der Förderatlas bietet neben den Bewilligungen der DFG auch eine Übersicht über die Bundesförderung und die Einwerbung von Fördermitteln der Europäischen Union. Mit Platz acht bei den Bundesmitteln gehört die Heidelberger Universität ebenfalls zur Spitzengruppe der zehn besten Hochschulen. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Förderung von Großgeräten der Grundlagenforschung (Rang zwei).
„Besonders stolz sind wir auf die Entwicklung der Fördermittel im siebten EU-Forschungsrahmenprogramm“, so der Leiter des Forschungsdezernats, Dr. Sigurd Weinreich. „Hier belegen wir inzwischen Rang drei nach der Platzierung sechs im Vorgänger-Ranking. Ein Grund dafür ist der sehr erfreuliche Erfolg bei der Einwerbung der international angesehen ERC Grants.“
Siehe auch: DFG-Förderatlas: Ein Viertel des Gesamtbudgets der Hochschulen stammt aus Drittmitteln
Mit einer feierlichen Eröffnung hat das Universitätsklinikum Heidelberg jüngst den Neubau seines Pathologischen Instituts in Betrieb genommen. In nur 18 Monaten Bauzeit konnte das neue Institut, dessen Gesamtkosten 19,6 Millionen Euro betrugen, errichtet werden. Finanziert wurde es vom Land Baden-Württemberg, 75 Prozent der Mittel stammen aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm. Der Neubau wurde in Anwesenheit des Staatssekretärs im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, Ingo Rust, der Ministerialdirektorin Dr. Simone Schwanitz vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes sowie des Rektors der Ruperto Carola, Prof. Dr. Bernhard Eitel, seiner Bestimmung übergeben.
„Die Pathologie setzt einen weiteren wichtigen Baustein im Heidelberger Klinikring, der nach Fertigstellung einer der modernsten Klinikkomplexe sein wird“, sagte Dr. Schwanitz. Als bundesweit größtes universitäres Institut seiner Art sei es führend in der Gewebediagnostik und verfolge zudem zukunftsweisende Forschungsansätze – vor allem bei Krebs etwa im Sonderforschungsbereich/Transregio 77 „Leberkrebs – von den molekularen Entstehungsmechanismen bis zur gezielten Therapie“.
Diesen Anforderungen genügte das alte Gebäude nicht mehr. Da das 1964 auf dem Campus im Neuenheimer Feld erstellte Institut nicht saniert werden konnte, war ein Neubau dringend erforderlich. Auf rund 3400 Quadratmetern Fläche sind jetzt Labors und Diensträume für etwa 200 Mitarbeiter untergebracht. Nicht zuletzt spielt das Institut eine wichtige Rolle bei der Ausbildung von Medizin-Studierenden, die bei circa 250 Obduktionen im Jahr mit den Krankheiten des menschlichen Körpers vertraut gemacht werden. „Der Neubau sichert die Spitzenposition des Universitätsklinikums Heidelberg in Deutschland“, freute sich bei der Einweihung der kommissarische Leitende Ärztliche Direktor, Prof. Dr. Peter Nawroth.
Jedes Jahr werden in der Pathologie über 65 000 eingesandte Gewebeproben untersucht. Oft geht es dabei um Minuten – wenn etwa bei der Operation von Krebspatienten ein „Schnellschnitt“ analysiert werden muss, der klärt, ob der Tumor komplett entfernt ist. Nicht nur Proben aus dem Klinikum sondern auch aus mehr als 20 weiteren Krankenhäusern und vielen Fachpraxen in der Region werden analysiert. Hinzu kommen etwa 1000 Proben jährlich, zu denen das Institut um eine Zweitmeinung gebeten wird.
Faktenblatt zum Pathologischen Institut (pdf)
Kontakt:
Prof. Dr. med. Peter Schirmacher
Geschäftsführender Direktor
Pathologisches Institut
Telefon: 0 62 21/56-41 60
E-Mail: Peter.Schirmacher@med.uni-heidelberg.de
Siehe auch: Universitätsklinikum Heidelberg – Übergabe Neubau Pathologie