Nach Rang eins in den beiden Vorjahren belegt die Universitätsbibliothek Heidelberg erneut den Spitzenplatz im renommierten Bibliotheksindex BIX. Und als einzige Einrichtung unter den großen wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland gehört sie in allen vier Kategorien – Angebot, Nutzung, Effizienz und Entwicklung – jeweils zur Spitzengruppe. Die gute Leistungsbilanz ist dabei noch ausgeglichener als in den Vorjahren: Die UB konnte sich in der Kategorie Angebote weiter verbessern, sodass sie auch hier zur Spitze zählt. Nach der Neuausrichtung des BIX wurden die bisherigen festen Rangplätze jetzt durch Vergleichsgruppen ersetzt.
Entscheidend für die sehr gute Platzierung ist die ungewöhnlich starke Nutzung der Bestände. Rund 1,9 Millionen Ausleihen und 4,9 Millionen Zugriffe auf Datenbanken, E-Journals, E-Books, Dokumentenserver und digitalisierte Materialien pro Jahr sind Beleg für die Attraktivität der Angebote. Und mit etwa 2,3 Millionen Besuchern – dies entspricht rund 6500 täglich – ist die Besucherzahl erneut gestiegen. „Diese Entwicklung zeigt, dass sich ein umfangreiches elektronisches Angebot und die starke Nachfrage nach Lern- und Arbeitsräumen nicht ausschließen“, betont Bibliotheksdirektor Dr. Veit Probst. Dank des Bauprojekts zur Norderweiterung entsteht zurzeit eine großzügige Lern- und Studienlandschaft mit circa 1000 neuen Arbeitsplätzen; zudem wird der Zugang zu den Beständen durch rund eine Million zusätzliche Bände in Freihandaufstellung weiter verbessert.
Neben den zentralen bibliothekarischen Dienstleistungen liegt ein weiterer Schwerpunkt der UB auf Sonderaufgaben und Drittmittelprojekten – hier konnte der wichtige Indikator der Dritt- und Sondermittel mit mehr als 2,3 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr noch einmal gesteigert werden. Projekte wie die virtuelle Rekonstruktion der Klosterbibliothek Lorsch sowie Kooperationen mit der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom und dem Getty Research Institute in Los Angeles zeugen von der internationalen Vernetzung der Heidelberger UB.
Am Bibliotheksindex BIX, der 1999 erstmals erstellt wurde, nahmen in diesem Jahr 77 wissenschaftliche Bibliotheken teil – darunter 55 Universitätsbibliotheken in zwei Klassen. Vergeben werden Punkte in den Kategorien Angebot, Nutzung, Effizienz und Entwicklung. Das Rating im Rahmen des BIX wird vom Deutschen Bibliotheksverband und der Bertelsmann Stiftung vorgenommen.
Kontakt:
Dr. Veit Probst
Universitätsbibliothek Heidelberg
Telefon: 0 62 21/54-23 80
E-Mail: ub@ub.uni-heidelberg.de
Siehe auch: Perspektive Bibliothek – Die neue Bibliothekszeitschrift ist online
Im QS Subject Ranking 2012 hat die Universität Heidelberg ihre Spitzenposition im bundesweiten und internationalen Vergleich erneut unter Beweis gestellt: In der Biologie, der Medizin und in den Geowissenschaften ist die Ruperto Carola jeweils die beste Hochschule in Deutschland. Insgesamt ist sie in sechs Fächern unter den 50 Weltbesten vertreten. Und in fünf Fällen hat die Heidelberger Universität ihre Platzierung im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert.
In den Biowissenschaften konnte sich die Ruperto Carola 14 Plätze höher auf Rang 34 positionieren und ist damit wie zuvor die beste deutsche Universität. Ebenfalls verbessert hat sich die Platzierung in der Medizin – mit dem Aufrücken von Position 49 auf 41 ist sie deutschlandweit vorn. Auch in den Geowissenschaften steht Heidelberg an der Spitze in Deutschland: Hier ist die Universität von der Ranggruppe 51 bis 100 auf Platz 50 vorgestoßen.
Mit einer Positionierung auf Rang 42 gegenüber 48 im Vorjahr ist die Ruperto Carola in der Chemie die zweitbeste deutsche Hochschule nach der TU München. Ebenfalls Zweitplatzierte nach der Berliner Humboldt-Universität ist sie in der Philosophie, wo sie sich von Rang 50 auf 46 steigern konnte. Ihre hervorragende Platzierung des Vorjahres in der Physik mit Rang 26 hat die Heidelberger Universität mit Position 27 nahezu gehalten; hier ist sie die drittbeste deutsche Hochschule nach der Ludwig-Maximilians-Universität München und der RWTH Aachen.
Die Bewertung im QS Subject Ranking basiert auf den Daten des QS World University Rankings vom Herbst 2011. Als Indikatoren für die Einzelauswertungen der Fächer wurden aus dem Haupt-Ranking lediglich die Daten der Befragungen von Wissenschaftlern und Arbeitgebern sowie die Zitationsanalysen berücksichtigt. Das QS Subject Ranking wurde 2011 zum ersten Mal veröffentlicht.
Zur Bearbeitung aktueller geowissenschaftlicher Forschungsfragen, vor allem auf dem Gebiet der Kosmochemie, wird an der Universität Heidelberg ein nationales Labor für Sekundärionen-Massenspektrometrie eingerichtet: 4,8 Millionen Euro hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Anschaffung einer hochmodernen Ionensonde und die Finanzierung begleitender Infrastrukturmaßnahmen hierzu bewilligt. Das neue Großgerät wurde für Projekte im DFG-Schwerpunktprogramm „Die ersten zehn Millionen Jahre des Sonnensystems“ (SPP 1385) beantragt. Nach Angaben des Heidelberger Geowissenschaftlers Prof. Dr. Mario Trieloff, einer der beiden Koordinatoren des Programms, sind nur etwa zehn Sonden dieser Art weltweit im Einsatz.
Mit einer Ionensonde können Isotopendatierungen und Messungen von Spurenelementen in extraterrestrischen wie terrestrischen Gesteinen hochpräzise mit einer räumlichen Auflösung im Mikrometerbereich vorgenommen werden. „Mit den Ergebnissen solcher Untersuchungen wollen wir einen Beitrag leisten, um grundlegende Fragen der Kosmochemie zu beantworten, beispielsweise wie und wann die ersten Festkörper im Sonnensystem entstanden sind, oder wie sich kleine Planetesimale physikalisch und chemisch entwickelt haben, bevor sie zu größeren Planeten wuchsen“, erläutert Trieloff. „Wir erhoffen uns aber auch neue Erkenntnisse bei der Erforschung des Ursprungs unseres Heimatplaneten.“
Wie der Geowissenschaftler betont, ist das geplante Labor ein wichtiger Baustein, um von künftigen „Sample return“-Missionen Probenmaterial anderer Himmelskörper zu Analysezwecken erhalten zu können. Lieferung und Aufbau der Ionensonde werden ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen. Langfristig ist eine nationale Einrichtung der deutschen Geowissenschaften geplant, die von einem international besetzten „Advisory Panel“ der DFG beraten und in erster Linie durch DFG-geförderte Projekte ausgelastet sein soll. Neben der Kosmochemie will man Vorhaben aus den Bereichen Geochemie, Isotopengeologie, Klimatologie, Umweltstudien und Archäologie bearbeiten.
Das Schwerpunktprogramm „Die ersten zehn Millionen Jahre des Sonnensystems“ ist zu Beginn des Jahres 2012 nach einer erfolgreichen internationalen Begutachtung in die zweite Förderperiode gestartet. Es umfasst aktuell 45 Forschungsvorhaben an 16 Standorten in Deutschland. Aus der Analyse extraterrestrischen Materials wollen die am SPP 1385 beteiligten Wissenschaftler Rückschlüsse auf den Prozess der Planetenentstehung vor 4,5 Milliarden Jahren ziehen.
Kontakt:
Prof. Dr. Mario Trieloff
Institut für Geowissenschaften
Telefon: 0 62 21/54-60 22
E-Mail: mario.trieloff@geow.uni-heidelberg.de
Bei der Transplantation von Spenderorganen ist es nach Ansicht Heidelberger Rechtswissenschaftler verfassungsrechtlich zulässig und geboten, die Verteilung knapper Organe nicht nur an der medizinischen Dringlichkeit auszurichten sondern auch die Erfolgsaussichten zu berücksichtigen. Allerdings ist das „Erfolgskriterium“ an bestimmte Voraussetzungen gebunden, wie der Strafrechtsprofessor Dr. Gerhard Dannecker und seine Mitarbeiterin Anne Franziska Streng in einem Aufsatz der „JuristenZeitung“ darlegen. Die Veröffentlichung basiert auf Forschungsergebnissen eines interdisziplinären Projekts zur Organverteilung am Marsilius-Kolleg der Universität.
Da bei der Vergabe postmortal gespendeter Lebern aktuell ausschließlich das Kriterium der medizinischen Dringlichkeit berücksichtigt werde, sehen die Wissenschaftler nicht zuletzt angesichts der bestehenden Knappheit an Organen Reformbedarf. In Deutschland erfolgt die Verteilung von Spenderlebern seit Ende 2006 nach dem sogenannten MELD-Score, dem Model for Endstage Liver Disease, und orientiert sich somit maßgeblich an der Dringlichkeit. Gerhard Dannecker und Anne Franziska Streng plädieren dafür, den MELD-Score um einen weiteren Score zu ergänzen, der auch den Erfolgsaussichten Geltung verschafft.
Wie die Heidelberger Wissenschaftler erläutern, ist das Erfolgskriterium weder generell verfassungswidrig noch per se verfassungsrechtlich unbedenklich. „Die Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz steht und fällt mit der Frage, ob es darum geht, vorrangig die Zahl der überlebenden Organempfänger oder lediglich die ,Gesamtfunktionsrate des Patientenkollektivs‘ ohne Rücksicht auf die Anzahl der geretteten Patienten zu erhöhen“, so Prof. Dannecker. Hieraus ergebe sich die Notwendigkeit, zwischen verschiedenen Ausprägungen des „Erfolgskriteriums“ zu unterscheiden. Diese seien nur dann verfassungsgemäß, wenn sich durch ihre Verwendung die Zahl der geretteten Organempfänger steigern lasse.
Die Rechtswissenschaftler ziehen hieraus folgende Schlüsse: Zulässig sind Verteilungsregelungen, die Patienten mit besseren Chancen, die Operation zu überleben, und Patienten mit geringerem Abstoßungsrisiko bevorzugen – selbst wenn hierdurch Patienten mit höherer Dringlichkeit das Nachsehen haben. Gerhard Dannecker: „Je länger ein Organ bei einem Patienten funktioniert, desto später benötigt er ein neues Spenderorgan, sodass auch der ohnehin zu große Wartepool entlastet wird.“ Unzulässig sei es dagegen, einen Patienten nur deshalb zu benachteiligen, weil er wegen einer chronischen Grunderkrankung oder seines hohen Alters eine geringere Lebenserwartung habe.
Kontakt:
Prof. Dr. Gerhard Dannecker
Institut für deutsches, europäisches und internationales Strafrecht und Strafprozessrecht
Telefon: 0 62 21/54-74 70
E-Mail: dannecker@jurs.uni-heidelberg.de