Nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO werden jedes Jahr rund 50 Millionen Frauen schwanger, die in Malariagebieten leben. Geschätzte 10 000 dieser Frauen und 200 000 ihrer Kinder sterben infolge einer Malariainfektion während der Schwangerschaft. Ein vielversprechender Impfstoffkandidat, der Schwangere und ihre Kinder schützen soll, wird jetzt im Zuge einer neu gegründeten europäischen Kooperation entwickelt.
Dazu haben EVI (European Vaccine Initiative), eine an der Universität Heidelberg niedergelassene europäische Impfstoffinitiative, und das französische Inserm (Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale) das Projekt EVI PRIMALVAC (Pregnancy Malaria Vaccine) gestartet. Mit rund 4,4 Millionen Euro wird es über die Kreditanstalt für Wiederaufbau vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.Odile Leroy, geschäftsführende Direktorin von EVI, macht deutlich: „Das Problem wurde lange nicht beachtet und einen Impfstoff gegen Schwangerschafts-assoziierte Malaria gibt es noch nicht. Solch ein Impfstoff würde jedes Jahr Hunderttausende von Leben retten.“ Neue Vorgehensweisen und vermehrtes Engagement geben Hoffnung, die Folgen von Malaria bei schwangeren Frauen vermindern und die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen verbessern zu können. Dazu zählt das neue Kooperationsprojekt PRIMALVAC.
Schwangere sind besonders anfällig für Malaria, weil ihr Immunsystem geschwächt ist. Schwangerschafts-assoziierte Malaria ist eine spezielle Unterkategorie der Krankheit, bei der mit dem Malariaerreger Plasmodium falciparum infizierte Blutkörperchen in der Plazenta verklumpen. Ein bestimmtes Eiweiß des Parasiten, var2CSA, welches in der Membran der roten Blutkörperchen verankert ist, stellt derzeit den vielversprechendsten Kandidaten für einen Impfstoff dar. Denn nach mehreren Schwangerschaften bilden nicht-geimpfte Frauen, die zuvor die Schwangerschafts-assoziierte Malaria überlebt haben, Antikörper gegen dieses Protein und werden so resistent.
„Das Problem wurde lange nicht beachtet und einen Impfstoff gegen Schwangerschafts-assoziierte Malaria gibt es noch nicht. Solch ein Impfstoff würde jedes Jahr Hunderttausende von Leben retten.“ | Foto: privat |
„Wir haben eine Region von var2CSA identifiziert, welche ein wichtiger Angriffspunkt für inhibierende Antikörper ist. Das Hauptziel von PRIMALVAC ist es, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, die belegt, dass ein auf var2CSA basierender Impfstoff sicher und geeignet für den Einsatz am Menschen ist“, erläutert Dr. Benoit Gamain, der Entdecker des Impfstoffkandidaten bei Inserm. Der Kandidat soll im nächsten und übernächsten Jahr in die präklinische und klinische Entwicklung überführt werden und hoffentlich dazu beitragen, Schwangerschafts-assoziierte Malaria zu verhindern.
Das BMBF fördert insgesamt drei Produktentwicklungspartnerschaften, um so über einen Zeitraum von vier Jahren vielversprechende Initiativen gegen vernachlässigte und armutsbedingte Krankheiten zu unterstützen. EVI ist davon die einzige Partnerschaft, die in Deutschland angesiedelt ist und die sich der Entwicklung von Impfstoffen widmet. Sie ist eine der führenden europäischen Initiativen, die effektive, zugängliche und finanziell tragbare Impfstoffe gegen Malaria und andere armutsbedingte Leiden entwickelt.
In den vergangenen zehn Jahren hat EVI zu 29 Impfstoffkandidaten beigetragen, von denen bisher 15 bis zur Phase der klinischen Studien weiterentwickelt werden konnten. Drei dieser Kandidaten sind momentan in der klinischen Erprobung in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. EVI hat seinen Sitz an der Ruperto Carola, die gemeinsam mit dem Heidelberger Universitätsklinikum über das Forschungsprogramm „Heidelberg Centre for Infectious Diseases“ am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung beteiligt ist. Koordinator für Heidelberg ist Prof. Dr. Hans-Georg Kräusslich, Direktor des Departments Infektiologie am Klinikum.
Inserm, das 1964 gegründete „Nationale Institut für Gesundheit und Medizinische Forschung“, ist ein wissenschaftliches und technologisches Institut, welches unter der gemeinsamen Führung des französischen Ministeriums für Gesundheit und des Ministeriums für Wissenschaft operiert. Als einziges öffentliches Forschungsinstitut mit ausschließlichem Schwerpunkt auf dem Bereich Gesundheit übernahm Inserm 2008 die Verantwortung für die strategische, wissenschaftliche und operative Koordination der biomedizinischen Forschung.
www.euvaccine.eu/portfolio/project-index/primalvac
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