Von Till Seemann
Seit 1996 gibt es das Universitätsmuseum in der Alten Universität der Ruperto Carola in seiner jetzigen Form. Dass es trotz eines überschaubaren Budgets sechs Tage in der Woche geöffnet hat, ist den vielen Ehrenamtlichen zu verdanken, die das Museum beaufsichtigen und den Besuchern als Ansprech- wie Gesprächspartner zur Verfügung stehen.
„Der tägliche Kontakt zu Touristen und Gästen aus aller Welt macht unsere Arbeit hier abwechslungsreich und anregend“, erzählt Marret Sarkowski, die zusammen mit ihrer Kollegin Ursula Koppe einmal pro Woche im Museum ehrenamtlich tätig ist. „Besonders schön ist es natürlich, wenn die Besucher viel Zeit mitgebracht haben, um sich über die Geschichte der Uni zu informieren. Daraus können sich dann die spannendsten Gespräche über Gott und die Welt entwickeln.“Neben den beiden Seniorinnen sind im Museum 14 weitere Ehrenamtliche mit festen Arbeitszeiten sowie sieben „Springer“ tätig, die nach Vereinbarung Dienste übernehmen. Es gibt feste Zweier-Teams, die einmal pro Woche von 10 bis 13 oder von 13 bis 16 Uhr das Museum betreuen. Abends und am Wochenende übernehmen studentische Hilfskräfte diese Aufgabe.
Die Ehrenamtlichen, überwiegend Frauen, sind zum großen Teil keine Ur-Heidelberger oder Alumni der Ruperto Carola aber dennoch der Stadt und der Region aus unterschiedlichsten Gründen eng verbunden. Gemeinsam ist ihnen zudem, dass sie nach dem Ende ihres Berufslebens eine neue und anspruchsvolle Aufgabe gesucht und im Universitätsmuseum gefunden haben.
Ehrenamtliche: Sie stellen an der Ruperto Carola die ausgedehnten Öffnungszeiten des Universitätsmuseums sicher. | Foto: Hentschel |
Eine Voraussetzung für die Tätigkeit sind gute Kenntnisse von Universitäts-, Stadt- und Landesgeschichte. „Außerdem sollte man auch vor größeren Gruppen frei sprechen können; Fremdsprachenkenntnisse sind sicherlich hilfreich aber nicht unbedingt notwendig“, betont Anja Meissner, die die Betreuung des Museums durch die Ehrenamtlichen organisiert. Gleichwohl sprechen einige von ihnen Englisch, Französisch oder Spanisch.
Um die zahlreichen asiatischen Touristen über das Museum und die Geschichte der Universität informieren zu können, wurden Broschüren in chinesischer und japanischer Sprache erstellt. Großen Wert legt Anja Meissner darauf, dass den Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit kein „Standardprogramm“ aufgezwungen wird. Jeder von ihnen kann sich den Touristen gegenüber entsprechend seiner Persönlichkeit verhalten. Eine grundsätzliche Offenheit den häufig ausländischen Besuchern gegenüber sollte natürlich vorhanden sein.
Und dort, wo viele Menschen zusammenkommen, mangelt es natürlich auch nicht an Anekdoten: Von dem amerikanischen Touristen, der vor Jahrzehnten mit einer Arbeit über den Heidelberger Philosophen und Theologen Cusanus promoviert wurde, aber im Uni-Museum zum ersten Mal dessen Abbild sah und vor Freude darüber völlig außer sich geriet, wissen die Ehrenamtlichen genauso zu berichten wie von dem Ehepaar, das sich mit Blick auf die Deckentondi (Deckenrundbilder) in der Aula der Alten Universität einen lautstarken Disput über die Gleichberechtigung in den Wissenschaften lieferte. Die verzweifelten Versuche des Führers, eine neutrale Position zu beziehen, heizten den Streit nur noch weiter an.
Kontakt:
Anja Meissner
E-Mail: meissner@zuv.uni-heidelberg.de