„Als sehr bereichernd. Ich bin freundlich aufgenommen und von Beginn an sehr unterstützt worden. Die Universität Heidelberg ist unglaublich facettenreich. Ich arbeite hier mit ausgesprochen interessanten Leuten zusammen – sowohl in der Wissenschaft als auch in der Verwaltung.“
Im Verlauf Ihrer bisherigen Berufslaufbahn haben Sie das Land Baden-Württemberg und insbesondere die hiesige Wissenschaftslandschaft aus ganz unterschiedlichen Perspektiven kennengelernt. Was glauben Sie, welche der dort gesammelten Erfahrungen Ihnen für Ihre Heidelberger Tätigkeit besonders zugutekommen werden?
„Gelernt habe ich bei meinen bisherigen Stationen im Wissenschaftsbereich, zu denen auch das Studium und die Promotion gehören, vor allem, was Universität eigentlich ausmacht. In Karlsruhe habe ich als Dezernentin die Arbeitsweise einer Universitätsverwaltung von innen kennengelernt. Später im Stuttgarter Wissenschaftsministerium war ich unter anderem für die Betreuung der Privathochschulen zuständig. Bei ihrem Ringen um die staatliche Anerkennung geht es immer um die Frage, was eine solche Einrichtung vorweisen muss, um Universität sein zu können. Darüber hinaus hat mich die Arbeit im Ministerium für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Hochschulen im Land sensibilisiert, die gerade in Baden-Württemberg gar nicht überschätzt werden kann.“
Welche besonderen Akzente und Schwerpunkte wollen Sie in Ihrer Amtszeit setzen? Worin werden die größten Herausforderungen liegen, etwa auch im Hinblick auf die vom Rektor jüngst wieder kritisierte mangelnde Grundfinanzierung der Universitäten?
„Die mangelnde Grundfinanzierung ist gewiss eine der größten Herausforderungen. Uns stehen schwierige Zeiten bevor. Bei der Verteilung der knappen Ressourcen dürfen wir kein Potenzial ungenutzt lassen. Was die Schwerpunkte angeht: Wichtig ist, die Verwaltung für die Zukunft gut aufzustellen – eine exzellente Universität braucht eine exzellente Verwaltung. Mit den Dekanen habe ich bereits Gespräche geführt, wie die Zusammenarbeit mit der Verwaltung bislang funktioniert. Das Feedback war durchweg positiv, an der einen oder anderen Stelle wurde aber auch Verbesserungsbedarf angemeldet. Jetzt gilt es, gemeinsam festzustellen, wo wir noch besser werden können. Worüber wir uns intensiv Gedanken machen müssen, ist das Thema Recruiting, und zwar auf allen Ebenen. Wir müssen uns weiter stark bemühen, die besten Studierenden aus dem In- und Ausland zu gewinnen und auch die besten Wissenschaftler an uns zu binden. Wenn wir – etwa bei Stellenbesetzungen – in finanzieller Hinsicht an unsere Grenzen stoßen, dann müssen wir noch mehr attraktive Angebote im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen anbieten. Dazu zählt beispielsweise die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das gilt auch für die Verwaltung. Wenn der Fachkräftemangel richtig durchschlägt, wird es mit den Vorgaben des Landes- und Besoldungsrechts und den Restriktionen des Stellenplans schwer, auch in diesem Bereich die besten Mitarbeiter zu gewinnen. Heidelberg ist grundsätzlich eine sehr attraktive Universität, eine starke Marke. Das ist ein Standortvorteil.“
Denken Sie auch über Strukturveränderungen nach?
„Veränderungen in diese Richtung werden kommen. Ich bin gerade dabei, die Spielräume auszuloten. Dies wird aber etwas sein, das ich gemeinsam mit meinen Dezernentinnen und Dezernenten entwickeln werde. Zusammen müssen wir schauen, wo es Bereiche gibt, in denen es klemmt, aber auch Bereiche, bei denen wir überlegen müssen, ob man sie in Zukunft in dieser Form weiterführen muss. Ein konkretes Programm dafür gibt es aber noch nicht.“
In der Verwaltung sind mehrere Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sehr unterschiedlichen Bereichen beschäftigt. Wie hält man da eigentlich den Kontakt und organisiert den Informationsaustausch?
„Am Anfang habe ich alle Mitarbeiter in ihren Arbeitssituationen besucht, um die Gesichter schon einmal kennenzulernen. Im Alltag gibt es mittlerweile natürlich feste Besprechungsrunden und Termine. Viel Wert lege ich auf eine enge Taktung der Kommunikation. Mir ist das persönliche Gespräch mit meinen Mitarbeitern sehr wichtig, und ich halte die Kommunikation für die Hauptaufgabe einer Führungskraft. Generell habe ich das Gefühl, dass die Mitarbeiter hier in Heidelberg sehr motiviert sind. Das muss erhalten werden.“
Bei Ihrem Amtsantritt haben Sie sich als „bekennende Kurpfälzerin“ vorgestellt. Was schätzen Sie an Heidelberg, dieser Region und ihren Menschen am meisten?
„Es ist die Lebensart – die Offenheit und Direktheit der Menschen, natürlich auch das gute Essen und der gute Wein. Das alles spielt eine Rolle. Deshalb habe ich bei der Begrüßung auch gesagt, dass ich durch meinen Wechsel an die Universität Heidelberg ein Stück weit wieder nach Hause gekommen bin.“
Angela Kalous (Jahrgang 1960) studierte von 1983 bis 1989 Rechtswissenschaft an der Universität Mannheim, an der sie nach dem Ersten und Zweiten Juristischen Staatsexamen im Jahr 1999 auch promoviert wurde. Ihren Berufsweg begann Kalous 1995 in der Wissenschaftsverwaltung der Universität Karlsruhe. Vom Jahr 2000 an war sie in verschiedenen Positionen im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg tätig. Nach der Teilnahme an einem Lehrgang der Führungsakademie Baden-Württemberg in Karlsruhe mit Stationen in der Personalabteilung der BASF und beim Scottish Further and Higher Education Funding Council in Edinburgh übernahm Dr. Kalous im Jahr 2007 die Leitung des Referats für Medien, Film und Popularmusik im Staatsministerium Baden-Württemberg. 2008 wurde sie dort Leiterin des Referats Landesmarketing.