Die Afrikanische Union, das Bundeskriminalamt, der Klett-Verlag und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen haben eines gemeinsam: Sie alle arbeiten mit dem Datenmaterial des Konfliktbarometers, das jedes Jahr vom Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) erstellt wird. Jetzt wurde der eingetragene Verein, der eng an das Institut für Politische Wissenschaft der Ruperto Carola angebunden ist, mit dem „Preis der Freunde“ ausgezeichnet (Foto: Rothe). Damit würdigt die Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg studentische Initiativen für ihre herausragenden Leistungen.
„Im vergangenen Jahr haben unter anderem die Tagesschau, Radio Vatikan, aber auch Medien aus Übersee über das HIIK und unser Konfliktbarometer berichtet“, erzählt Simon Ellerbrock vom HIIK, der wie seine Vorstandskollegin Yasemin Altintop an der Ruperto Carola Politikwissenschaft studiert. Regelmäßig gebe es Anfragen, wobei das Medieninteresse kurz nach der Veröffentlichung des Konfliktbarometers im Februar natürlich am größten sei. Pro Jahr verzeichnet das 1992 gegründete HIIK zudem mehr als 50 000 Zugriffe auf seine Homepage und das Konfliktbarometer. Das Konfliktbarometer selbst entsteht durch die Auswertung und Analyse nationaler und internationaler Medien. Die gewonnenen Daten werden anschließend in die weltweit größte Datenbank zu politischen Konflikten eingetragen – dem ebenfalls in Heidelberg angesiedelten „Conflict Information System“ (CONIS).
Studierende aller Fachrichtungen sind dem HIIK als ehrenamtliche Mitarbeiter sehr willkommen. Dafür müssen sie eine Eingangsschulung mit anschließendem Aufnahmetest durchlaufen. Besonders gefragt sind Hochschüler, die einen Bezug zu exotischen Regionen haben und – neben den obligatorischen Englischkenntnissen – ungewöhnliche Sprachkenntnisse mitbringen. Wird ein Bewerber für geeignet befunden, erfolgt seine Zuordnung zu einer der fünf Regionalgruppen, in der ihm die Beobachtung und Dokumentation mehrerer Konflikte übertragen wird. Geübt wird außerdem der richtige Umgang mit Informationen. Denn: Nicht jeder Quelle ist zu trauen, gerade in Krisenregionen widersprechen sich die Meldungen häufig. Der Zeitaufwand beläuft sich auf einige Stunden in der Woche; für die Vorstände und die Regionalgruppenleiter ist die Arbeit hingegen fast schon ein Ganztagsjob.
Künftig möchte man am HIIK noch mehr auf die außeruniversitäre Öffentlichkeit zugehen. Angedacht sind Informationsveranstaltungen mit dem Titel „Heidelberger Konfliktgespräche“, in denen aktuelle Krisen vorgestellt und diskutiert werden. Auch wenn man es im vergleichsweise sicheren Europa kaum spürt: Das „Conflict Barometer 2011“ verzeichnete weltweit so viele Kriege wie noch nie seit 1945; vergangenes Jahr hat diese Zahl der aktuellen Erhebung zufolge leicht abgenommen.
Till Seemann
Siehe auch: Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung erhält „Preis der Freunde“
Siehe auch: 18 Kriege in 15 Staaten
Bei Recherchen zu Schriftzeugnissen aus der Zeit Karls des Großen (gestorben 814) ist Dr. Tino Licht von der Universität Heidelberg in einer Handschrift des Klosters Corbie auf den bislang frühesten Beleg der sogenannten karolingischen Minuskel gestoßen, auf der die heute gebräuchliche lateinische Schrift basiert. Viele Forscher nahmen bislang an, dass die einflussreiche Schriftart an der Hofschule Karls des Großen entstanden sei. Der neue Fund belegt, dass diese These nicht aufrecht erhalten werden kann. Eine umfassende Dokumentation und Analyse findet sich im „Mittellateinischen Jahrbuch“. (Tino Licht: Die älteste karolingische Minuskel. Mittellateinisches Jahrbuch. Internationale Zeitschrift für Mediävistik und Humanismusforschung 2012, 3. Heft, Band 47, Seite 337 bis 345.)
Zweifel an der These zur Entstehung der mittelalterlichen Schriftart gab es bereits in früherer Zeit, weiß Tino Licht vom Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften (ZEGK). So existiert eine Bibelabschrift in karolingischer Minuskel, die im Kloster Corbie angefertigt wurde – allerdings konnte das Entstehungsjahr nicht exakt ermittelt werden. Der Zeitraum, in dem die Bibel gestaltet wurde, überschneidet sich mit der Frühzeit der Hofschule Karls des Großen. Bei Recherchen zur Vorbereitung eines Projekts am Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen“ stieß Dr. Licht auf eine weitere Handschrift aus dem Kloster Corbie, in der auf drei Seiten die karolingische Minuskel verwendet wird. Dieser Codex, der sich heute in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin befindet, wurde nachweislich vor der Regierungszeit Karls des Großen geschaffen (Foto: Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Theol. lat. fol. 354, fol. 1 verso).
„Die Verwendung der neuen Schrift wirkt wie ein Experiment; sie wurde möglicherweise ausprobiert“, erklärt der Heidelberger Mittellateiner: „Im Mittelalter wurde eine Schrift nicht – wie heutzutage – kreiert sondern musste sich in einer Schreibwerkstatt, einem lebendigen Skriptorium mit Tradition entwickeln. Corbie im heutigen Frankreich war im 8. Jahrhundert so etwas wie ein Laboratorium für neue Schriften.“ Gerade das spreche auch gegen das oft verbreitete Bild, Karl der Große habe im Zuge seiner kultur- und bildungspolitischen Anstrengungen die Entwicklung dieser Schriftart mehr oder weniger in Auftrag gegeben, um eine einheitliche, gut lesbare Schrift zu etablieren.
Für die Forschung, meint der Heidelberger Wissenschaftler, stellen sich mit seinem Fund neue Fragen: Wurde die karolingische Minuskel vom Hof des fränkischen Königs direkt von Corbie übernommen? Oder sind Hof und Corbie nicht sauber zu scheiden und die Schreibwerkstatt der Hofschule Karls des Großen war Corbie selbst? Tino Licht: „Antworten auf diese Fragen der Schriftgeschichte erlauben uns auch neue Einblicke in die Kulturgeschichte dieser Zeit.“
Kontakt:
Dr. Tino Licht
Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit
Telefon: 0 62 21/54-27 36
E-Mail: tlicht@ix.urz.uni-heidelberg.de
Das sogenannte Kooperationsverbot von Bund und Ländern im Bildungsbereich bleibt weiter bestehen. Bei einem Treffen am 31. Januar konnten die Wissenschaftsminister der Länder mit dem Bund keine Einigung hinsichtlich der hierfür notwendigen Grundgesetzänderung erzielen. Beide Seiten vereinbarten, miteinander im Gespräch zu bleiben und nach Wegen der Zusammenarbeit zu suchen, die innerhalb der geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen möglich sind.
Die mittlerweile zurückgetretene Bundesforschungsministerin Annette Schavan hatte im Vorfeld eine Änderung des Grundgesetzartikels 91b vorgeschlagen, die es dem Bund ermöglicht hätte, herausragende Wissenschaftsprojekte von überregionaler Bedeutung an den Hochschulen dauerhaft finanziell zu unterstützen. Dieses Vorhaben war im Bundesrat am Widerstand der oppositionell regierten Länder gescheitert. SPD und Grüne fordern, dass sich die Aufhebung des Kooperationsverbots nicht nur auf wenige Leuchtturmprojekte in der Wissenschaft erstrecken dürfe sondern den gesamten Bildungsbereich umfassen müsse.
Trotz festgefahrener Verhandlungen zeichnet sich ein Konsens unter den Ländern ab, dass bei den Themen Inklusion, Ausbau der Ganztagsschulen, Schulsozialarbeit und Fortführung des Hochschulpakts neue Wege der Zusammenarbeit notwendig sind. So soll ausgelotet werden, inwieweit der Bund schon heute Möglichkeiten hat, die Länder hierbei auch ohne eine Verfassungsänderung zu unterstützen. Auch soll auf der nächsten Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) über einen Bildungsstaatsvertrag zur besseren Vergleichbarkeit von Schulabschlüssen und zur wechselseitigen Anerkennung der Lehrerausbildung beraten werden. Dieser ist Voraussetzung für den Start der vom Bund initiierten Lehrerbildungsoffensive (Foto: Copyright Deutscher Bundestag/Marc-Steffen Unger).
Noch am Tag des Treffens der Ministerinnen und Minister hatte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Horst Hippler, die Politik aufgefordert, die Verfassungsänderung nicht von der Tagesordnung zu nehmen. „Die baldige Rücknahme des sogenannten Kooperationsverbots von Bund und Ländern sollte nicht aus politisch-taktischen Gründen auf die lange Bank geschoben werden“, wird Hippler in einer Pressemitteilung zitiert. Der HRK-Präsident befürchtet angesichts der defizitären Grundfinanzierung der Hochschulen negative Auswirkungen auf das gesamte Wissenschaftssystem. Hippler: „Die Verantwortung für die Zukunft unserer Hochschulen tragen die Länder. In diesem Sinn müssen sie entweder einer Änderung des Artikels 91b Grundgesetz zustimmen oder einen anderen gangbaren Weg suchen, die Grundfinanzierung der Hochschulen zu sichern.“
(tm)
Quellen: dpa, FAZ, HRK
Für mehr als 20 Jahre betrieb das Universitätsrechenzentrum (URZ) einen Modem- und später auch ISDN-Zugang für streckenweise über 300 Nutzer gleichzeitig. Dieser Modemzugang war anfangs einer der wenigen und später einer der kostengünstigsten Wege in das entstehende Internet. Eine der wichtigsten Anwendungen war seinerzeit der Zugang für Lehrer in der Umgebung von Heidelberg, die so mit einem Ortsgespräch den Lehrer-Server in Karlsruhe erreichen konnten. Die Alternative wäre der Modemeingang in Karlsruhe gewesen, wobei dann Kosten für ein Ferngespräch angefallen wären.
Zur Zeit der Einführung des Service war die Situation im Internet noch eine ganz andere: Begriffe wie DSL oder Flatrate waren vor zwei Dekaden noch gar nicht besetzt, weil die dazugehörigen Technologien und Geschäftsmodelle noch nicht verfügbar waren. Inzwischen kann man sich kaum mehr vorstellen, wie es ist, wenn eine Web-Seite mehrere Minuten zum Laden braucht, weil die heutigen Anschlüsse hundertmal schneller sind als jene zur ISDN-Zeit (6000 Kilobit und mehr pro Sekunde gegenüber 64).
So gilt auch die beim Modemzugang verwendete Technik inzwischen als veraltet. Das ist sie im wahrsten Sinne des Wortes: Das letzte, nun ausgefallene Gerät war mehr als 15 Jahre rund um die Uhr in Betrieb. Da heute eine Vielzahl von Providern bequeme und schnelle Anschlüsse bieten und da die Eingänge nur noch vereinzelt genutzt wurden, wird das URZ diese Zugangsmöglichkeit nicht weiter unterstützen.
Richtig nostalgische Gefühle bekommen Technikfreunde beim Anblick eines Akustikkopplers. Dieser war eine Variante des Modems, mit dem Daten über eine Telefonleitung verschickt wurden – man benötigte hierfür ein Telefon, weil der Koppler keine eigene Verbindung an das Telefonnetz hatte. Mit dem Akustikkoppler auf dem Bild (Foto: Duwe/Peeck) konnte der Modemzugang des Universitätsrechenzentrums genutzt werden. Dazu musste der Nutzer seinen Telefonhörer in die Aufnahmemuscheln des Gerätes legen.