Vor 625 Jahren, keine zwei Jahre nach der Gründung der Universität Heidelberg, sorgte der erste Rektor Marsilius von Inghen dafür, dass wichtige Dokumente der Hochschule sicher aufbewahrt wurden. Dokumentiert ist dieser Vorgang vom 8. Februar 1388 in einer Handschrift. „Die erstmalige Erwähnung einer Archivkiste kann als Geburtsstunde des Heidelberger Universitätsarchivs gelten“, sagt der heutige Direktor desselben, Dr. Ingo Runde.
In der Handschrift ist überliefert, dass Marsilius von Inghen die von den Pfalzgrafen und der Stadt gesiegelten Privilegien der Universität Heidelberg in einer kleinen Kiste, einer „parva archella“, innerhalb der sogenannten Universitätstruhe hinterlegte. Diese „archa universitatis“ wurde an einem sicheren, da heiligen Ort hinter dem Hauptaltar der Heiliggeistkirche verwahrt. Der Rektor verteilte die Schlüssel zu dieser Truhe an die Fakultäten, sodass nur alle gemeinsam Zugang zu den wichtigsten Dokumenten der Universität Heidelberg hatten.Da mit zunehmender Verwaltungstätigkeit auch die Zahl der Schriftstücke in Registratur und Archiv anwuchs, wurde im Oktober 1553 ein Syndikus eingestellt. Nur wenig später – im April 1555 – wies die kurfürstliche Kanzlei dem Archiv einen neuen Ort in der Sakristei des damaligen Augustinerklosters zu. Im Dezember 1604 beschloss der Senat, die alten Annalen- und Matrikelbände in die Archivbestände zu überführen. „Dies war angesichts der für Heidelberg und seine Universität sehr wechselvollen Geschichte des 17. Jahrhunderts eine wahrhaft vorausschauende Maßnahme, die entscheidend für den Erhalt der wertvollen Dokumente gewesen sein dürfte“, freut sich der heutige Archivleiter.
Der erste von insgesamt 15 Matrikelbänden der Universität Heidelberg enthält Eintragungen aus den Jahren 1386 bis 1432, darunter die ihres ersten Rektors Marsilius von Inghen. | Foto: Universitätsarchiv Heidelberg |
Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges berichtet der seinerzeitige Syndikus in einem Protokoll vom 5. September 1620, dass die Originalurkunden, Bullen, Rentenbriefe, Verrechnungen und Akten der Universität zusammen mit dem Silbergeschirr in Fässer und Kisten verpackt wurden. Vor der Einnahme Heidelbergs durch die Truppen der Katholischen Liga evakuierte man die „Uhralten Universitet Documenta und Originalia“ vermutlich Ende September oder Anfang Oktober 1621 nach Heilbronn. Von dort aus gelangten sie offenbar nach Frankfurt am Main, bevor das Archiv durch Rektor Peter von Spina 1651 in einem feierlichen Akt wieder der Universität in Heidelberg übergeben werden konnte.
Wie Dr. Runde erläutert, gelang es auch in späteren Zeiten, das Archiv zumeist rechtzeitig vor kriegerischen Ereignissen in Sicherheit zu bringen. So entging es bis auf wenige in Heidelberg zurückgelassene Archivalien dem Großen Brand während des Pfälzischen Erbfolgekrieges im Jahr 1693. Anders als zuvor kam es mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aber zu Verlusten in den Archivbeständen, vor allem aus der jüngeren Zeit.
Heute weist das Heidelberger Universitätsarchiv mit 4400 Regalmetern eine stattliche Zahl von bis in das 14. Jahrhundert zurückreichenden Dokumenten zur Geschichte der Ruperto Carola auf. Zu den Beständen des Archivs, die aktuell für eine Reihe von Forschungsarbeiten genutzt werden, gehören 1800 Pergamenturkunden und etwa 14 000 Bilder.