Die Universität Heidelberg erhält einen neuen „Supercomputer“, einen Verbund von mehreren Hochleistungsrechnern. Der sogenannte High-Performance Computing Cluster wird mit fünf Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Land Baden-Württemberg, außerdem aus Universitätsmitteln finanziert. Basis der Entscheidung war ein Antrag des Universitätsrechenzentrums (URZ) und des Interdisziplinären Zentrums für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) der Ruperto Carola gemeinsam mit dem Rechenzentrum der Universität Mannheim. Zudem hat der Ausschuss für Finanzen und Wirtschaft des baden-württembergischen Landtags einer umfangreichen Flächenerweiterung des URZ zugestimmt (Foto: URZ).
„Wenn wir exzellente Forschung unterstützen wollen, benötigen wir dafür eine hervorragende Infrastruktur in der Informationstechnologie“, sagte Prof. Dr. Vincent Heuveline, der seit Mai dieses Jahres Direktor des Heidelberger Rechenzentrums ist. Mit dem Erweiterungsbau, den das Land mit sechs Millionen Euro und die Universität mit zwei Millionen Euro finanzieren, wird Platz für drei neue Maschinenräume geschaffen. So sollen allein 160 Quadratmeter zur Unterbringung dezentraler Instituts-Cluster und -Server zur Verfügung stehen. Ein weiterer Raum wird eigens für den neuen „Supercomputer“ eingerichtet.
Der High-Performance Computing Cluster soll dabei eingebunden werden in ein Netzwerk für Hochleistungsrechnen, das von mehreren Universitäten Baden-Württembergs betrieben wird. Dieser „bwForCluster“ wird eine Leistung von mehreren Tausend Prozessorkernen haben und soll insbesondere im Bereich der Lebenswissenschaften, der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie der Methodenentwicklung zum Einsatz kommen. Die neuen Maschinenräume werden nach höchstem technischen Standard ausfall-, einbruch- und zugangsgesichert; bei der Kühlung setzt das URZ auf eine innovative Technologie, die jährliche Einsparungen in sechsstelliger Höhe verspricht. Prof. Heuveline: „Damit wird das Heidelberger Universitätsrechenzentrum landesweit ein Vorreiter in der IT-Energieeffizienz sein und gehört auch bundesweit zu den ersten Einrichtungen, die mit diesem ressourcenschonenden System arbeiten werden.“
Außerdem ist im Juli die erste Daten-Weitverkehrsstrecke mit einer Übertragungsrate von 100 Gigabit pro Sekunde im Landeshochschulnetz Baden-Württembergs (BelWü) in den produktiven Betrieb gestartet. Innerhalb von „BelWü“ verbindet sie die Universität Heidelberg und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit einer Geschwindigkeit, die etwa 10 000-mal höher ist als die einer üblichen privaten Internetverbindung. Das Land hat in den aktuellen Ausbau rund 500 000 Euro investiert. Nach der Ruperto Carola und dem KIT als Standorten der sogenannten Large Scale Data Facility soll das gesamte Landeshochschulnetz in den kommenden Jahren entsprechend erweitert werden.
Pressemitteilung des URZ: Land gibt Startsignal für groß angelegten Ausbau des URZ-Gebäudes
Pressemitteilung des MWK: Supercomputer: Grünes Licht für Neuanschaffungen an den Universitäten Heidelberg, Mannheim und Ulm
Pressemitteilung des MWK: Landeshochschulnetz BelWü auf der Überholspur: Datenverbindung mit 100 GBit/s zwischen KIT und Universität Heidelberg
Die drei großen Pakte zur Förderung von Forschung und Lehre – Hochschulpakt, Pakt für Forschung und Innovation sowie Exzellenzinitiative, die bis Ende des Jahrzehnts auslaufen – sollen in einem „Zukunftspakt 2025“ aufgehen. Das hat der Wissenschaftsrat in seinen Vorstellungen zu den Perspektiven des deutschen Wissenschaftssystems formuliert, die er im Juli vorgelegt hat. Darin fordert er eine Stärkung der Hochschulen als Zentren der Wissenschaft (Foto: Universität). Die Vorschläge umfassen eine erhöhte Grundfinanzierung von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ebenso wie eine Ausweitung der Lehre, die Erhöhung der Programmpauschalen von 20 auf 40 Prozent, Investitionen in den Hochschulbau, die Weiterführung der Forschungscluster und Graduiertenkollegs, den Erhalt der Landesmittel aus der Exzellenzinitiative sowie die Förderung regionaler und lokaler Verbundvorhaben.
Für die notwendige Stärkung der Hochschulen über eine verlässliche Erhöhung ihrer Grundfinanzierung ist es aus Sicht des Wissenschaftsrats erforderlich, dass der Aufwuchs mindestens ein Prozentpunkt über der Inflationsrate liegt. Gleiches soll für die außeruniversitären Forschungseinrichtungen gelten, die gegenwärtig eine jährliche Steigerung ihrer Mittel um fünf Prozent erhalten. „Wir haben einen höheren Handlungsdruck im Hochschulsektor gesehen als bei der außeruniversitären Forschung“, betonte Wolfgang Marquardt, der Vorsitzende des Beratergremiums von Bund und Ländern.
Teil des Zukunftspakts sollen auch neue Liebig-Zentren und Merian-Professuren sein. Die bis zu 40 Liebig-Zentren sollen einer langfristigen Förderung herausragender Schwerpunktbereiche an den Hochschulen und der Profilbildung dienen. Sie können damit ebenfalls Instrument zur Verstetigung von Graduiertenschulen und Forschungsclustern sein. Die bis zu 250, von Bund und Ländern mit etwa einer Million Euro pro Jahr ausgestatteten Merian-Professuren sollen nach den Vorschlägen des Rats der Rekrutierung national und international herausragender Wissenschaftler zugutekommen. Einen weiteren Fokus legen die Empfehlungen auf die Karriereperspektiven für das wissenschaftliche Personal. So soll die hohe Befristungsquote bei den Mitarbeitern sinken und das wissenschaftliche Personal an außeruniversitären Einrichtungen stärker in die Hochschullehre eingebunden werden.
Wichtig bei all dem sei eine „faire Lastenverteilung“ zwischen Bund und Ländern. Gegenwärtig stocken die politischen Verhandlungen über eine Aufhebung des sogenannten Kooperationsverbots von Bund und Ländern im Bildungsbereich, für die eine Änderung des Grundgesetzes notwendig ist. Marquardt: „Alle Maßnahmen fliegen auch ohne Grundgesetzänderung, aber sie fliegen viel schöner mit ihr.“
(tm)
Wissenschaftsrat: Perspektiven des deutschen Wissenschaftssystems (pdf)
Hintergrundinformation zum Zukunftspakt für das Wissenschaftssystem (pdf)
Eckpunktepapier der Allianz der Wissenschaftsorganisationen (pdf)
Positionspapier der DFG zur Zukunft des Wissenschaftssystems (pdf)
Positionspapier der Max-Planck-Gesellschaft zur Zukunft des Wissenschaftssystems (pdf)
Eckpunkte der Leibniz-Gemeinschaft für die Bundestagswahl 2013 (pdf)
Eckpunktepapier des MWK: Verlässliche Perspektiven für die Wissenschaft (pdf)
GermanU15 begrüßen Forderung nach Stärkung des deutschen Wissenschaftssystems
HRK-Präsident Horst Hippler im Deutschlandfunk: „Wir brauchen insbesondere zuerst mal eine Basisfinanzierung“
Entschließung des HRK-Senats: Künftiger Beitrag des Bundes zur Finanzierung der Hochschulen
Edelgard Bulmahn, Wolfgang Marquardt und Rektor Bernhard Eitel im Deutschlandfunk: „Wie Tanker im Nebel“
Siehe auch: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft: Hochschul-Bildungs-Report 2020 (pdf)
Siehe auch: Modellrechnung des Centrums für Hochschulentwicklung zum Nachfragepotenzial bei Masterstudienanfängern in Deutschland (pdf)
Ein Zentrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien wird an der Ruperto Carola eingerichtet. Der dafür erforderliche Forschungsbau auf dem Campus Bergheim erhält rund 20 Millionen Euro Förderung, nachdem die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern dem Antrag für das CATS – das Centre for Asian and Transcultural Studies – zugestimmt hat. „Mit der Realisierung dieses Neubaus können wir innovativen Konzepten an unserer Universität den Raum geben, der für die Umsetzung zukunftsweisender und profilgebender Projekte dringend benötigt wird“, erklärte der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel.
Der vom Bund und dem Land Baden-Württemberg finanzierte Forschungsbau soll 5000 Quadratmeter für Arbeits- und Unterrichtsräume sowie eine bibliothekarische Nutzung bieten (Foto: Lossen). Als multimedial angelegtes „Kollaboratorium“ wird das neue Zentrum einen zentralen Zugriff auf die drei Bibliotheken der Süd-, Ost- und Südostasienwissenschaften ermöglichen. Geplant sind außerdem Medienlabore und eine Digital Humanities Unit – eine Einrichtung zur Entwicklung und Nutzung digitaler Ressourcen in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Neben dem Neubau sollen bestehende Gebäude im Altklinikum in unmittelbarer Nachbarschaft des Karl Jaspers Zentrums für Transkulturelle Studien, das den Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ beherbergt, durch Umbau und Sanierung für das CATS nutzbar gemacht werden. Das Centre for Asian and Transcultural Studies wird das Südasien-Institut, das Zentrum für Ostasienwissenschaften, das Institut für Ethnologie und das Heidelberger Zentrum für Transkulturelle Studien aufnehmen.
„Mit der Arbeit am CATS verbinden wir aus wissenschaftlicher Sicht das Anliegen, Geschichte und Entwicklung Asiens nicht allein aus einem westlichen Blickwinkel heraus sondern auch von Asien ausgehend zu betrachten“, so der Indologe Prof. Dr. Axel Michaels, der gemeinsam mit der Sinologin Prof. Dr. Barbara Mittler federführend an der Antragstellung beteiligt war. Hierzu sollen theoretische Konzepte und Forschungsansätze, die im asiatischen Bereich entwickelt wurden, in europäisch-westlich geprägte Fachdisziplinen eingeführt und auf ihre „Wirksamkeit“ hin ausgelotet werden. Prof. Mittler: „Auf diese Weise wollen wir die Unterschiede zwischen Methodenfächern und Regionalwissenschaften aufheben und einen Perspektivwechsel innerhalb der sozial- und geisteswissenschaftlichen Kerndisziplinen initiieren.“ Im Fokus von CATS sollen sozioökonomische und transkulturelle Dynamiken von Macht sowie die Auswirkungen des sozialen, demographischen und kulturellen Wandels stehen. Weitere Schwerpunkte sind das Spannungsfeld Religion und die Veränderungen in Umwelt und Gesundheit, ferner die Folgen von Urbanisierung und Migration.
Mehr als 50 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen werden dazu am Centre for Asian and Transcultural Studies wirken. Aufbauend auf dem Exzellenzcluster „Asien und Europa“ wird das CATS auch von der Expertise des gerade nach der dritten und letzten Förderperiode auslaufenden Sonderforschungsbereichs „Ritualdynamik“ und den Arbeiten am neu eingerichteten Heidelberger SFB „Materiale Textkulturen“ profitieren.
Siehe auch Pressemitteilung des MWK: Wissenschaftsrat empfiehlt Förderung eines Forschungsneubaus der Universität Heidelberg
Ein besonderes Pilotprogramm hat der mexikanische Alumni-Club der Heidelberger Universität, HAMEX, auf die Beine gestellt: Studierende unterschiedlichster Fachrichtungen können Praktika in mexikanischen Einrichtungen absolvieren, in denen Ehemalige selbst arbeiten oder zu denen sie Kontakt haben. Das Angebot gilt für Hochschüler der Ruperto Carola, die über Grundkenntnisse in Spanisch und Englisch verfügen und denen sich ein Zeitfenster von mindestens zwei oder drei Monaten auftut.
Die Idee kam Dr. Luis Moch, dem Gründer und Präsidenten von HAMEX, vor ein paar Jahren, als er sah, welche Schwierigkeiten viele Studierende bei der Suche nach einem Praktikumsplatz im Ausland haben. Die Alumni-Gruppe möchte mit ihrem Programm die akademischen Beziehungen zur Ruperto Carola stärken und selbst etwas zur Ausbildung der Hochschüler beitragen. Außerdem entstehen durch das Projekt neue Verbindungen zwischen Universität und Studierenden sowie Unternehmen und Forschungszentren in Mexiko. 15 Studentinnen und Studenten haben seit 2010 schon an dem Programm teilgenommen (Foto: privat); die nächsten beiden reisen in Kürze nach Mittelamerika.
Den Hochschülern, die für ein Praktikum nach Mexiko kommen, greift ein HAMEX-Mitglied als Tutor unter die Arme, der schon vor der Abreise bei den Vorbereitungen und – falls nötig – bei der Suche nach einer günstigen Unterkunft hilft. Während des Aufenthalts in Mexiko stehen die Tutorinnen und Tutoren mit Rat und Tat zur Seite und erstellen mit den Studierenden gemeinsam einen Plan. Denn jede Woche, das ist ebenfalls Bestandteil des Programms, müssen die Praktikantinnen und Praktikanten einen Bericht anfertigen. Im Übrigen sollen die deutschen Hochschüler nicht nur für die jeweiligen Unternehmen tätig sein sondern auch an Projekten von HAMEX mitwirken, also Übersetzungen übernehmen oder Kongresse und Veranstaltungen mitorganisieren.
Bewerbungen sind jederzeit möglich – müssen jedoch mindestens drei Monate vor geplantem Praktikumsbeginn in Mexiko eingereicht werden. Die Bewerbungsunterlagen mit Motivationsschreiben und Lebenslauf in spanischer Sprache, Sprachnachweis, Auflistung der Studienleistungen und gegebenenfalls Abschlusszeugnis gehen an das Akademische Auslandsamt der Universität Heidelberg zu Händen von Nicoline Dorn, E-Mail: dorn@zuv.uni-heidelberg.de