Von Ute Müller-Detert
Gerade hat Frank Ulrich Montgomery, der Präsident der Bundesärztekammer, gefordert: „Wir brauchen Menschen und keine Abiturzeugnisse!“ Bei der Zulassung zum Medizinstudium an der Ruperto Carola haben auch Studierende, die nicht zu den Abiturspezialisten gehören, die Chance auf einen Studienplatz (Foto: Yan de Andres). Sie profitieren davon, dass mit der Einführung einer hochschuleigenen Auswahlquote seit 2009 auch andere Faktoren als ausschließlich der Schulabschluss nebst Wartezeit zum Tragen kommen. Dieses „Auswahlverfahren der Hochschulen“ (AdH) hat zu einer größeren Diversität unter den Hochschülern geführt und zeigt zugleich positive Auswirkungen auf den Studienerfolg, wie Untersuchungen der Medizinischen Fakultät in Heidelberg belegen.
In der hochschuleigenen Auswahl der beiden Medizinischen Fakultäten der Ruperto Carola werden – fernab der Vergabequoten seitens der Stiftung für Hochschulzulassung – jährlich rund 270 Bewerber zum Studium zugelassen. Zum Tragen kommt dabei das Prinzip des kompensatorischen Auswahlverfahrens: Wer Defizite in einem Auswahlkriterium hat, kann sich durch Erfolg in einem anderen die Chance auf einen Studienplatz erarbeiten.Die Medizinischen Fakultäten Heidelberg und Mannheim nutzen dafür vorrangig die Durchschnittspunktzahl der Hochschulzugangsberechtigung und das Ergebnis im freiwilligen Test für Medizinische Studiengänge (TMS). Bewerber, die eine durchschnittliche Abiturnote von beispielsweise 2,3 haben, können so durch ein hervorragendes TMS-Ergebnis dennoch erfolgreich an der Bewerbung um die Medizin-Plätze an der Universität teilnehmen. Obwohl die Studierenden mit den besten Abiturnoten nach wie vor in der Mehrheit sind, gibt es seit 2009 auch eine beträchtliche Zahl von Studentinnen und Studenten mit Zensuren zwischen 1,6 und 2,3.
Um nach der Einführung der kompensatorischen Zulassung die Eignung dieses Verfahrens für die Auswahl der besten Bewerber zu evaluieren, hat die Heidelberger Fakultät im Zuge eines kontinuierlichen wissenschaftlichen Qualitätsmanagements die Leistungen der Hochschüler und den Studienverlauf bis zum Abschluss untersucht und mit den Eingangsdaten verglichen. Demnach haben sich im Vergleich zu vorhergehenden Jahrgängen die Lernleistungen insgesamt deutlich verbessert. Zugleich konnte der Anteil der Studentinnen und Studenten gesenkt werden, die ihre Ausbildung verlängern oder abbrechen.
Der Erfolg zeigt sich auch in den Examina: Im Herbst lagen die Studierenden der Ruperto Carola mit ihren Ergebnissen beim bundesweit einheitlichen schriftlichen Teil des ersten Staatsexamens ganz vorn. Den Spitzenplatz teilten sie sich mit den Hochschülern der Medizinischen Fakultät in Regensburg – bezogen auf den prozentualen Mittelwert der Gesamtteilnehmer erzielten alle drei Standorte denselben Wert, nämlich im Schnitt 78,9 Prozent korrekt gelöste Aufgaben. Nach Aufgabenpunkten hatten die Heidelberger Mediziner mit 246,2 gegenüber den 246,1 der Teilnehmer aus der Mannheimer Fakultät und den 246,0 Punkten der Kommilitoninnen und Kommilitonen aus Regensburg sogar minimal die Nase vorn.