Aktuelle Forschungsfragen der Teilchenphysik geht ein neues Graduiertenkolleg an, das mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Kernphysik eingerichtet wird. Für die Doktorandenausbildung im Kolleg „Particle Physics Beyond the Standard Model“ hat die DFG für einen Zeitraum von viereinhalb Jahren Fördermittel von rund 3,5 Millionen Euro bewilligt. Damit erhalten 30 Nachwuchswissenschaftler die Möglichkeit, in ihren Promotionsprojekten Brücken zwischen verschiedenen Bereichen der theoretischen und experimentellen Elementarteilchenphysik zu schlagen. Das Graduiertenkolleg wird seine Arbeit im April kommenden Jahres aufnehmen.
Im Fokus des Kollegs steht die Untersuchung und einheitliche Beschreibung teilchenphysikalischer Effekte von sehr niedrigen bis zu den höchsten Energieskalen (Bild: ATLAS-Experiment am CERN). „Die Entdeckung des Higgs-Teilchens, die in diesem Jahr mit dem Nobelpreis für Physik gewürdigt wurde, bietet uns die Möglichkeit, Fragen aus den unterschiedlichen Bereichen der Teilchenphysik durch eine gemeinsame Theorie zu verbinden und so neue Einsichten in fundamentale Strukturen der Natur zu gewinnen“, erläutert Prof. Dr. Tilman Plehn vom Institut für Theoretische Physik, der gemeinsam mit Prof. Dr. Stephanie Hansmann-Menzemer vom Physikalischen Institut die Sprecherfunktion übernehmen wird.
Die beiden Wissenschaftler sehen in dem Kolleg einen weiteren Schritt zu einer integrierten Ausbildung von theoretischen und experimentellen Teilchenphysikern: „Heidelberg ist in der Elementarteilchenphysik traditionell einer der international führenden Standorte. Dieses Graduiertenkolleg erlaubt es uns, in den kommenden Jahren unser Forschungsengagement direkt in die Ausbildung exzellenter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler umzusetzen und damit die Zukunft unseres Forschungsfeldes ebenso wie unseren Wissenschaftsstandort weiter zu stärken.“
Ebenfalls ein positives Votum erhielt der SFB/Transregio 83: Als gemeinsamer Verbund der Lipidforschung an den Universitäten Heidelberg, Dresden und Bonn kann der Sonderforschungsbereich/Transregio „Molekulare Architektur und zelluläre Funktionen von Lipid/Protein-Komplexen“ seine Arbeit in einer zweiten Förderperiode fortsetzen. Für weitere vier Jahre erhält er dafür nach erfolgreicher Begutachtung von der DFG Fördermittel von knapp elf Millionen Euro. Sprecherhochschule ist die Ruperto Carola – im Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg (BZH) werden die standortübergreifenden wissenschaftlichen Projekte koordiniert.
www.uni-heidelberg.de/einrichtungen/forschung/graduiertenkollegs.html
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Zweibeinigen Robotern ein stabiles und robustes, ein menschengleiches Gehen beizubringen – dieses Ziel verfolgt das internationale Forschungsprojekt „KoroiBot“ mit Wissenschaftlern aus sieben Institutionen in Deutschland, Frankreich, Israel, Italien und den Niederlanden. Die Experten aus den Bereichen Robotik, Mathematik und Kognitionswissenschaften wollen dazu die Fortbewegung des Menschen exakt studieren und diese mithilfe neuer mathematischer Verfahren und Algorithmen auf technische Apparaturen übertragen. Finanziert werden die dreijährigen Forschungsarbeiten, die im Oktober dieses Jahres begonnen haben, von der Europäischen Union mit 4,16 Millionen Euro. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Dr. Katja Mombaur von der Universität Heidelberg.
Ob als Retter in Katastrophengebieten, Helfer im Haushalt oder als Kollegen im modernen Arbeitsumfeld: Die möglichen Einsatzgebiete für humanoide Roboter sind vielfältig (Bild: Katja Mombaur). „Eine der großen Herausforderungen auf dem Weg dorthin ist es, Roboter in die Lage zu versetzen, sich in verschiedenen Situationen unfallfrei auf zwei Beinen fortzubewegen – trotz unbekannter Untergründe und auch bei eventuellen Störungen“, erläutert Mombaur, die am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) der Ruperto Carola die Arbeitsgruppe „Optimierung in Robotik und Biomechanik“ leitet. Am IWR ist ebenfalls die Arbeitsgruppe „Simulation und Optimierung“ an dem Vorhaben beteiligt.
Im Rahmen des KoroiBot-Projektes werden die Forscher menschliche Laufbewegungen – so auf Treppen und über schiefe Ebenen, auf weichem und rutschigem Untergrund oder über Balken und Wippen – experimentell untersuchen und mathematisch modellieren. Neben der Entwicklung von neuen Optimierungs- und Lernverfahren für zweibeiniges Gehen ist auch die praktische Implementierung auf aktuellen Robotern das Ziel. Außerdem sollen die Forschungsergebnisse in die Planung neuer Design-Prinzipien für die nächste Robotergeneration eingehen. Von den Resultaten ihrer Arbeit erwarten die Wissenschaftler ferner Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin wie zur Steuerung intelligenter Prothesen, für sogenannte Exoskelette sowie auf dem Gebiet der Computeranimation und des Game Design.
Aus Fördermitteln der EU fließen für das Projekt knapp 900 000 Euro nach Heidelberg. Partner in dem internationalen Konsortium sind neben der Ruperto Carola führende Einrichtungen auf den Gebieten der Robotik. Dazu gehören das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das französische Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) mit drei Laboren, das Istituto Italiano di Tecnologia (IIT) und die Technische Universität Delft in den Niederlanden. In den Kognitionswissenschaften werden Experten der Universität Tübingen und des israelischen Weizmann Institute of Science mitwirken.
Siehe auch: Auf der Suche nach dem Optimum – Porträt von Prof. Katja Mombaur
Das Ansehen bestimmter Berufe in der Bevölkerung untersucht seit Jahrzehnten regelmäßig das Institut für Demoskopie Allensbach. In der neuesten Erhebung findet sich die Medizin dabei unangefochten an der Spitze der Berufsprestige-Skala: 76 Prozent der Deutschen zählen den Arzt (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg) zu den fünf Berufen, die sie am meisten schätzen. Den zweiten Rang belegt abermals die Krankenschwester mit 63 Prozent. An dritter Stelle folgt der Beruf des Polizisten (49 Prozent), dahinter kommen Lehrer (41 Prozent) und Handwerker (38 Prozent). Zu den Schlusslichtern der Rangliste gehören unverändert Fernsehmoderatoren und Banker mit jeweils drei Prozent. Nur geringfügig besser schneiden die Politiker ab, deren Beruf von nur sechs Prozent der Bevölkerung zu jenen gezählt wird, vor denen man die meiste Achtung hat.
In der Betrachtung der vergangenen beiden Jahrzehnte zeigt sich, dass das Ansehen vieler Berufe erstaunlich stabil ist. So trifft dies auf den Arzt zu, der seit zwei Dekaden Werte deutlich oberhalb von 70 Prozent erreicht. Auch der Ingenieur hat in dieser Zeit kaum etwas von seinem Prestige eingebüßt, das sich konstant zwischen 26 und 32 Prozent bewegt. Auf niedrigem Niveau, wenn auch verhältnismäßig stabil, rangieren die Journalisten mit 13 bis 18 Prozent.
Bei einigen Berufen hingegen gibt es deutliche Veränderungen: Das Ansehen von Pfarrern und Geistlichen hat sich mittlerweile bei unter 30 Prozent eingependelt, Mitte der 1990er-Jahre erfuhren sie noch von mehr als 40 Prozent der Befragten Zuspruch. Auch die Reputation von Hochschulprofessoren ist seit Anfang der 1990er-Jahre tendenziell abnehmend und hat im Vergleich zur letzten Erhebung sogar einen deutlichen Rückgang von 33 auf jetzt 26 Prozent hinnehmen müssen. Über längere Zeit rückläufig ist ebenfalls die Stellung des Rechtsanwalts – zählten zu Beginn der 1990er-Jahre noch 38 Prozent der Bürger den Anwaltsberuf zu den angesehensten Berufen, sind es derzeit nur noch 24 Prozent. Einen schweren Stand haben zudem Politiker, deren Reputation zwischen 1991 und 2005 von 14 auf sechs Prozent zurückgegangen ist und seitdem auf diesem niedrigen Niveau verharrt.
Interessante Unterschiede bei der Beurteilung einzelner Berufe bestehen zum Teil zwischen West- und Ostdeutschland. So ist das Ansehen des Arztes in Ostdeutschland um mehr als zehn Prozentpunkte höher als im Westen der Bundesrepublik (85 zu 74 Prozent). Auch die Profession des Lehrers erfreut sich im Osten Deutschlands mit 47 Prozent einer höheren Achtung als in Westdeutschland, wo 40 Prozent den Lehrern besonderen Respekt entgegenbringen. Populärer als im Westen ist gleichfalls der Ingenieur mit 32 zu 25 Prozent. Dagegen sind Pfarrer und Geistliche in Ostdeutschland weniger beliebt als im Westteil der Republik.
Seit Oktober 2011 gibt es an der Ruperto Carola das Netzwerk Research-Alumni, das an internationale Wissenschaftler adressiert ist, die einen Forschungsaufenthalt in Heidelberg absolviert haben oder absolvieren. Zu den speziellen Angeboten gehörte das Wiedereinladungsprogramm HAIreconnect, das es 18 Monate lang ehemaligen Gastwissenschaftlern – sogenannten Research-Alumni – ermöglichte, für einen kurzen Forschungsaufenthalt von maximal 14 Tagen nach Heidelberg zurückzukehren (Foto: Werschak). Das Netzwerk besteht unter dem Dach der zentralen Ehemaligen-Initiative der Ruperto Carola, Heidelberg Alumni International (HAI).
29 Research-Alumni konnten in dieser Zeit einen derartigen Kurzaufenthalt antreten und besuchten die Neckarstadt zwischen zwei Tagen und zwei Wochen. Beworben hatten sich 52 frühere Gastwissenschaftler aus zwölf Ländern. Die Mehrzahl der Bewerbungen kam aus Indien, den USA und Italien – den drei Ländern, die in der Startphase des neuen Netzwerks den Schwerpunkt bildeten und dessen Konzeption von der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgezeichnet wurde. Aber auch Forscher aus Pakistan, Argentinien, Kanada, Mexiko oder Ägypten interessierten sich für eine kurze Rückkehr an die Ruperto Carola.
Das Stipendium in Form von Tagespauschalen ermöglichte es den Wissenschaftlern, an fachliche Kontakte in Heidelberg anzuknüpfen und diese aufzufrischen. Die Stipendiaten nutzten ihre Aufenthalte auch, um Studierende, Wissenschaftler und andere Interessierte über ihre Forschungsvorhaben zu informieren, Projekte oder Austauschprogramme mit ihrem Heimatinstitut zu initiieren oder Vorträge zu halten. Darüber hinaus wurden sie mit einem halbtägigen Seminar auf eine Tätigkeit als „Botschafter“ des Forschungsstandorts Heidelberg vorbereitet. Denn Ziel des Programms ist es, Research-Alumni enger in die Arbeit der Ruperto Carola einzubinden: Im Anschluss an ihren Aufenthalt repräsentieren und bewerben sie unter ihren Kollegen und Studierenden den Standort Heidelberg.
„Wir sind begeistert von den Ideen und der Einsatzbereitschaft der ersten Heidelberger Botschafter aus dem Research-Alumni Netzwerk“, so HAI-Leiterin Silke Rodenberg. Während der Aufbauphase lag der Schwerpunkt auf Ländern, mit denen die Ruperto Carola bereits zahlreiche Forschungskontakte unterhält. Das Netzwerk steht aber allen Gastwissenschaftlern weltweit offen – derzeit kommen die rund 240 Mitglieder aus 40 Ländern. Zwischen März 2012 und Februar 2013 fanden drei Treffen in Neu-Delhi, Boston und Rom statt. (mm)