Was sind die wichtigsten Projekte und Ziele der Verfassten Studierendenschaft in der aktuellen Legislaturperiode und wo sehen Sie die VS in fünf Jahren?
„Die wichtigste Baustelle stellt die Konstitution der Studienfachschaften dar, also der Studierendenvertretungen auf Fachebene. Ziel ist, dass am Ende der Legislaturperiode in allen Fächern ein Fachschaftsrat gewählt wurde. In vielen Fächern ist dieser Prozess bereits in vollem Gange, die meisten Studienfachschaften werden Anfang des nächsten Semesters ihre Wahlen durchführen. Ein weiteres Großprojekt besteht darin, die Urabstimmung zum Semesterticket zu organisieren. Zudem gilt es, die Kommunikationskultur der Universität zu bereichern und die Anliegen der VS in den gesamtuniversitären Diskurs und die Gremien der akademischen Selbstverwaltung einzubringen. Nicht zuletzt muss der Haushalt so gestaltet werden, dass Studienfachschaften, Gruppen und studentische Initiativen ihre Projekte finanziell verwirklichen können. Wir hoffen, dass in fünf Jahren noch mehr Engagierte an den unterschiedlichsten Projekten mitwirken und sich für die Belange der Studierenden einsetzen. Natürlich ist es schwierig, langfristige Prognosen zu treffen. Im Zeitalter der Credit Points können es sich viele Studierende nicht ,leisten‘, sich längerfristig zu engagieren; für Aktivitäten jenseits des Anrechenbaren bleibt oft wenig Freiraum. So viel aber ist zu sagen: In fünf Jahren wird sich die VS auf allen Ebenen etabliert haben und hoffentlich auf vielfältige Weise das Studium an der Ruperto Carola bereichern.“
Die Wahlbeteiligung bei der Urabstimmung zur VS (17,6 Prozent) und den Wahlen zum StuRa (13,8 Prozent) war relativ niedrig. Wie wollen Sie die Studierenden in Zukunft zu einer höheren Beteiligung animieren, damit die Organe der VS durch mehr als nur ein knappes Fünftel der Studierenden legitimiert sind?
„Zunächst ist festzuhalten, dass die Wahlbeteiligung an der Universität Heidelberg eben nicht relativ niedrig, sondern im Baden-Württemberg-weiten Vergleich die dritthöchste ist. Niedrig ist allerdings die absolute Wahlbeteiligung. Hier sehen wir großen Handlungsbedarf für die kommenden Jahre. Wir planen, über ,konkrete‘ Themen wie zum Beispiel das Semesterticket, das Interesse der Studierenden an politischem Engagement zu wecken, sie mit der Studierendenvertretung vertraut zu machen und so auch an andere, ,abstraktere‘ Themen wie die Arbeiten an Prüfungsordnungen heranzuführen. Außerdem sollen die von der VS finanzierten Projekte zeigen, wie die VS den studentischen Alltag verbessern kann. So erkennen die Studierenden, dass sie mit der Wahl konkret Einfluss auf ihre Situation nehmen können. Wir möchten allerdings auch anmerken, dass die Universität aus unserer Sicht momentan kein Ort ist, der zu mehr demokratischer Beteiligung anregt. Hier möchten wir gerne mit allen anderen Statusgruppen kooperieren, um in Zukunft die Universität dem Ideal einer demokratischen Hochschule näherzubringen.“
Ein Semesterbeitrag von 7,50 Euro bringt bei 30 000 Studierenden mehr als 200 000 Euro Einnahmen für die VS. Die enorme finanzielle Verantwortung bringt auch einen Erfolgsdruck mit sich, diese Gelder sinnvoll einzusetzen. Wie gehen Sie mit dieser Erwartungshaltung um?
„Über die Gelderverteilung und Finanzierungsanträge entscheidet der Studierendenrat (StuRa). Die Vertreterinnen und Vertreter aus allen Fachbereichen und politischen Hochschulgruppen diskutieren dort von den unterschiedlichsten Standpunkten aus über den Haushalt und die Mittelvergabe, um eine gemeinsame und sinnvolle Lösung zu finden. Insofern sind wir davon überzeugt, dass die Mittel nicht kopflos oder leichtsinnig verausgabt werden und die finanzierten Maßnahmen sich als tragfähig erweisen. Ganz im Gegenteil: Debatten über Geldervergabe werden schon jetzt lebhaft und umfassend geführt.“
Katharina Peters studiert Rechtswissenschaften auf Staatsexamen sowie Chemie auf Bachelor,
Georg Wolff im Bachelorstudiengang Geschichte und Politische Wissenschaft.