Es wird auch künftig ein Semesterticket für die Studierenden in Heidelberg geben. Bei der vom Studierendenrat (StuRa) an der Ruperto Carola organisierten Urabstimmung Anfang Mai sprach sich eine deutliche Mehrheit für den Semesterfahrschein aus. Gefragt worden war: „Möchtest Du, dass das Semesterticket in den nächsten fünf Jahren für einen von allen Studierenden bei Semesterbeginn gezahlten Grundbetrag von 25,80 Euro inklusive der bisherigen Abend- und Wochenendregelung und eine Preissteigerung des Ticketpreises von bisher 145 Euro um 4,50 Euro jährlich weiter angeboten wird?“ Bei einer Wahlbeteiligung von 20 Prozent, so das Auszählungsergebnis laut StuRa, bejahten gut 91 Prozent diese Frage; nur acht Prozent votierten mit Nein.
Die zweite Frage des Urnengangs zielte auf eine Erweiterung des bisherigen Angebots zum kostenfreien Abendverkehr. Alle Studierenden der Universität Heidelberg und der Pädagogischen Hochschule dürfen mit dem Studienausweis täglich ab 19 Uhr sowie am gesamten Wochenende und an Feiertagen Busse (Foto: RNV) und Bahnen kostenlos nutzen. Damit soll allen Hochschülern, die ja zur Leistung des Solidarbeitrags herangezogen werden, eine Gegenleistung geboten werden.
„Die bisherige Abend- und Wochenendregelung“, so die Frage der Urabstimmung, „gilt im Gebiet von Heidelberg, Eppelheim, Dossenheim, Schriesheim und Leimen. Möchtest Du darüber hinaus eine Ausweitung des Geltungsbereichs der bisherigen Abend- und Wochenendregelung auf das gesamte Verbundgebiet des VRN inklusive der Westpfalz für eine Erhöhung des Grundbetrags um 14,50 Euro, wenn der Vertrag zu den in Frage eins beschriebenen Konditionen zustande kommt? (Der Grundbetrag stiege dann von 25,80 Euro auf insgesamt 40,30 Euro.)“ Diese Angebotserweiterung fand mit 43 zu 57 Prozent keine Mehrheit unten den Studierenden der Ruperto Carola ist damit dem Verkehrsreferat des StuRa zufolge vom Tisch.
Das Quorum von zehn Prozent Wahlbeteiligung wurde bei der Urabstimmung erfüllt, somit ist das Ergebnis für den StuRa bindend. Es wird also ein Semesterticket geben, wenn auch ohne erweiterte Abendregelung. Die Stadt Heidelberg will den Semesterfahrschein für die Studierenden die nächsten fünf Jahre lang bezuschussen – das hat der Gemeinderat bereits im April entschieden. Mit dem Zuschuss soll die Differenz ausgeglichen werden, die sich durch die Begrenzung der geplanten jährlichen Erhöhung des Ticketpreises ergibt.
www.vrn.de/vrn/tickets/zeitkarten/studenten/vrn-semesterticket
Empfehlung des Studierendenrats zum Semesterticket vom April (pdf)
Mit einer Festveranstaltung ist das Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien (HCTS) offiziell an der Ruperto Carola eröffnet worden. Anliegen der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung ist es, den Dialog zwischen Forschern unterschiedlicher Disziplinen über die Austauschprozesse zwischen den Kulturen dauerhaft zu fördern. An der feierlichen Eröffnung nahmen die Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Theresia Bauer, und der künftige Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Matthias Kleiner, teil. In seinem Vortrag in der Aula der Alten Universität sprach Kleiner über „Das ,Trans‘ in der Wissenschaft“. Im englischsprachigen Festvortrag beschäftigte sich Prof. Dr. Avishai Margalit von der Princeton University mit dem Thema Gerechtigkeit im Krieg – nach einer Einführung von Prof. Dr. Joseph Maran vom HCTS-Direktorium. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch das Duo „SeidenStrasse“ aus Essen, das chinesische Klänge und Perkussions-Sounds aus Europa zusammenführte (Foto: Philipp Rothe).
Nach den Worten von Prof. Dr. Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg, ist mit dem HCTS das größte Asienzentrum seiner Art in Europa entstanden. Hier werde die Exzellenzinitiative „real“, betonte der Rektor. Für Ministerin Bauer ist das Heidelberg Centre for Transcultural Studies ein überzeugendes Beispiel dafür, wie die Anstrengungen und Maßnahmen in der Exzellenzinitiative nachhaltig zur Stärkung der Universität Heidelberg beitragen und auch über das Jahr 2017 hinaus ihre Wirkung entfalten werden. In ihrem Grußwort vor zahlreichen Gästen würdigte sie Konzept, Thema und Methoden sowie die strategische Bedeutung des HCTS.
Wie der Geschäftsführende Direktor des Zentrums, Prof. Dr. Axel Michaels, hervorhob, wird das Heidelberger Centre for Transcultural Studies die Erfahrungen des Exzellenzclusters „Asien und Europa im globalen Kontext“ erweitern und institutionalisieren. Basierend auf der Infrastruktur des Clusters will das HCTS weltweit herausragende Wissenschaftler vernetzen, um einen interdisziplinären Dialog mit Fokus auf den Dynamiken globaler transkultureller Prozesse zu fördern.
Dem Zentrum gehören dauerhaft die fünf Professorinnen und Professoren an, die in den vergangenen Jahren an den Cluster berufen wurden, darunter die Inhaberin der bundesweit ersten Professur für Globale Kunstgeschichte.
Das HCTS bietet ein Master- und ein Promotionsprogramm in Transkulturellen Studien an; es vergibt mehrere zeitlich befristete Fellowships für etablierte Forscher und für Nachwuchswissenschaftler aus allen Fachgebieten, vor allem aber aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Zudem organisiert das Zentrum öffentliche Vorträge, Seminare und Workshops, an denen auch die acht vor kurzem berufenen Gastwissenschaftler mitwirken werden.
Experten aus Wissenschaft und Industrie arbeiten an neuartigen Mikroskopiemethoden, um die molekularen Vorgänge bei der HIV-Infektion besser untersuchen und verstehen zu können. Für dieses Verbundprojekt „Chemische Schalter und Klickchemie zur hochauflösenden Mikroskopie“ hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Fördermittel von rund 4,6 Millionen Euro bewilligt. Inzwischen sind die Vorbereitungen für den Projektstart abgeschlossen. An dem dreijährigen „Switch-Click-Microscopy“-Vorhaben sind Wissenschaftler der Universität Heidelberg und des Universitätsklinikums, der Universität Würzburg und des European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg sowie Fachleute aus vier Unternehmen beteiligt. Projektkoordinator ist Prof. Dr. Dirk-Peter Herten, der dem Exzellenzcluster „CellNetworks“ angehört und am Physikalisch-Chemischen Institut der Ruperto Carola tätig ist. Die Forschungsarbeiten an der Universität Heidelberg werden aus den BMBF-Mitteln mit etwa 670 000 Euro gefördert.
Wie Prof. Herten erläutert, leben weltweit mehr als 35 Millionen Menschen mit dem Immundefizienz-Virus (Bild: National Institute of Allergy and Infectious Diseases, Wikimedia Commons). „Das durch diesen Virus verursachte Immundefektsyndrom AIDS ist in Industriestaaten mittlerweile gut behandelbar, jedoch muss die lebenslange medikamentöse Behandlung stetig angepasst werden. Da sich der Virus ständig verändert, sind neue Behandlungsstrategien notwendig“, erläutert der Heidelberger Wissenschaftler: „Durch die Aufklärung der Wirkungsweise und der Vermehrung von HIV können gezielt Methoden zur Diagnose und Therapie erforscht und entwickelt werden.“
Besonderes Augenmerk der am Verbundprojekt beteiligten Forscher liegt auf den Veränderungen der sogenannten T-Zellen des Immunsystems, die durch das HIV-Protein Nef hervorgerufen werden. Um diese Prozesse besser untersuchen zu können, sollen bisherige Methoden der Lichtmikroskopie erheblich erweitert werden. „Der Schlüssel liegt in der Entwicklung neuer Fluoreszenzsonden“, so Prof. Herten. Eine neuartige direkte Markierung der Proteine soll zu einer erheblichen Verbesserung der mikroskopischen Abbildung beitragen und es ermöglichen, biologische Strukturen hochaufgelöst und dreidimensional darzustellen. Dazu wollen die Wissenschaftler fluoreszierende Sonden synthetisieren, deren Eigenschaften durch chemische Reaktionen gesteuert werden. Dirk-Peter Herten: „Ziel ist es, die Fluoreszenz durch die Zugabe bestimmter Reagenzien gezielt zu kontrollieren. Der neue Ansatz zur hochaufgelösten Fluoreszenzmikroskopie kann dadurch unabhängig von lichtgetriebenen Prozessen funktionieren.“
Darüber hinaus werden die Forscher an Neuentwicklungen der Mikroskopietechnik arbeiten. Ein weiteres Arbeitsfeld sind optische Technologien, die eine hochaufgelöste, dreidimensionale Abbildung ermöglichen. Diese technischen Erweiterungen sollen auf der Basis handelsüblicher Mikroskopiesysteme realisiert werden, um so einen breiten und kostengünstigen Einsatz möglich zu machen, wie Projektkoordinator Herten erklärt: „Die Verbesserung der mikroskopischen Abbildung erleichtert das Verständnis der biologischen Prozesse um das Immundefizienz-Virus HIV. Mit diesem Wissen kann auch die Suche nach neuen AIDS-Wirkstoffen gezielter ausgerichtet werden.“
www.bioquant.uni-heidelberg.de/research/groups/single_molecule_spectroscopy.html
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat eine neue Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen für den Zeitraum von 2014 bis 2025 erstellt und frühere Prognosen damit deutlich nach oben korrigiert. Im Gegensatz zu vormaligen Berechnungen ist – nach dem Höhepunkt der Jahre 2011 und 2013 infolge der doppelten Abiturjahrgänge und der Aussetzung der Wehrpflicht – auch in den Folgejahren nur ein geringer Rückgang der Studienanfängerzahlen zu erwarten (Foto: Universität Heidelberg). So wird ausgehend von 507 124 Studienanfängerinnen und Studienanfängern 2013 bis zum Jahr 2019 mit Zahlen um 500 000 gerechnet. Erst danach ist ein allmählicher Rückgang auf 465 000 Studienanfängerinnen und Studienanfänger im Jahr 2025 abzusehen.
Ursächlich für die höheren Studienanfängerzahlen gegenüber der Vorausberechnung aus dem vorvergangenen Jahr ist laut Kultusministerkonferenz in erster Linie ein stärkerer Zustrom von Neuimmatrikulierten aus dem Ausland von rund 84 000 pro Jahr. Außerdem sei die Zahl der Abiturienten weiter gestiegen. Die Vorausberechnung wird benötigt, um das Studienangebot zu planen und für die Weiterentwicklung des Hochschulpakts 2020 von Bund und Ländern.
Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Horst Hippler, sieht sich durch die neue Vorausberechnung bestätigt: „Es handelt sich bei den hohen Studienanfängerzahlen mitnichten um einen einmaligen Gipfel sondern um ein Hochplateau. Diese Mahnung der HRK wird jetzt durch die neue KMK-Vorausberechnung untermauert. Um dramatische Konsequenzen für die studierwilligen jungen Menschen und einen Kollaps der Hochschulen zu verhindern, müssen Länder und Bund endlich ihre fortwährenden Kompetenzstreitigkeiten beenden und zusammenarbeiten.“ Hippler fordert die im Koalitionsvertrag vereinbarte Abschaffung des Kooperationsverbots, eine Beteiligung des Bundes an der Grundfinanzierung der Hochschulen ohne kompensatorische Einsparungen der Länder, eine Aufstockung des Hochschulpakts II, außerdem den Hochschulpakt III deutlich höher zu veranschlagen. Nach Schätzungen der HRK bedeuten die neuen Zahlen für den laufenden Hochschulpakt einen zusätzlichen Finanzbedarf bis 2015 von 600 Millionen und bis 2018 von einer weiteren Milliarde Euro. Für den Hochschulpakt III ergäbe sich ein erhöhtes Finanzvolumen bis 2020 von drei Milliarden und bis 2023 von mehr als einer Milliarde Euro.
„Seit fünf Jahren werden die Studienanfängerzahlen immer weiter nach oben korrigiert“, kommentierte Landeswissenschaftsministerin Theresia Bauer die neue Voraussage: „Inzwischen liegen wir in Baden-Württemberg um rund 30 Prozent über der Prognose von 2009. Mittlerweile dürfte auch dem Letzten klar geworden sein, dass im Hochschulbereich bis weit ins nächste Jahrzehnt große finanzielle Anstrengungen vor uns liegen. Ein neuer Solidarpakt muss das berücksichtigen.“
Zusammenfassung der Ergebnisse der KMK-Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen für 2014 bis 2025 (pdf)
Tabellenwerk zur Vorausberechnung (pdf)
Appell von DFG, HRK und WR: „Die Zukunft des Wissenschaftssystems nicht aufs Spiel setzen“ (pdf)
Siehe auch DSW: „Neue KMK-Prognose: Mehr preisgünstiger, staatlich geförderter Wohnraum für Studierende dringend nötig“
Siehe auch: „HRK-Mitgliederversammlung warnt eindringlich: Studienplätze drohen wegzubrechen“
Siehe auch MWK: „Land sichert Hochschulen substanzielle Verbesserung der Grundfinanzierung zu“
Siehe auch MWK: „Hochschulen eine gesicherte Zukunftsperspektive geben“