Von Oliver Fink
Vier große Forschungsbereiche, auf die sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Universität Heidelberg konzentriert, haben sich in der ersten Förderphase der Exzellenzinitiative herausgebildet. In der zweiten Förderperiode werden diese vier interaktiven Felder, die sogenannten Fields of Focus (FoF), nun weiterentwickelt – als Kern der Heidelberger Forschungsstrategie. Das Field of Focus 1 trägt den Titel „Molekular- und zellbiologische Grundlagen des Lebens“.
Im FoF 1 versammelt sind Heidelberger Forscherinnen und Forscher aus der Fakultät für Biowissenschaften, den beiden medizinischen Fakultäten sowie den außeruniversitären Partnerinstitutionen: dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und dem Max-Planck-Institut für medizinische Forschung. Die Wissenschaftler befassen sich mit der Identifikation von Stammzellen in Pflanzen und Tieren, mit biochemischen Abläufen in der Zelle oder auch mit dem Auf- und Abbau von Proteinen. Die Analyse schließt morphologische, molekulare, quantitative und strukturbiologische Methodik ein.Schwerpunkte im medizinischen Bereich sind die Infektionsforschung zu Erkrankungen wie Aids, Hepatitis und Malaria, Herz-Kreislauf-Fragestellungen, Krebsforschung, Transplantations- und Immuntherapie sowie die Neurowissenschaften. Auf einer übergeordneten Ebene geht es darum, Organe und Organismen bis hin zum Menschen in ihrer Gesamtheit zu verstehen.
Wie in den anderen Fields of Focus kommt dem Research Council als institutionenübergreifender Plattform zur Bündelung und Koordination gemeinsamer Forschungsaktivitäten, zur Beratung bei der Weiterentwicklung der technischen Infrastruktur aber auch als Ideengeber bei der Entwicklung neuer Konzepte eine wichtige Rolle zu. Erdacht wurde dieses Instrument bereits in der ersten Phase der Exzellenzinitiative – als Teil der Initiative Heidelberg Molecular Life Sciences (HMLS) zur besseren Vernetzung der lebenswissenschaftlichen Forschung. Der Research Council des FoF 1, in dem alle beteiligten Institutionen vertreten sind, stellt somit gewissermaßen den erfolgreichen Prototyp dar, der in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative auf die drei anderen Fields of Focus übertragen wurde.
„Neunzig Prozent der Arbeit sind gute Kommunikation und Netzwerkbildung“, betont Prof. Dr. Thomas Rausch (Foto: Schwerdt) vom Centre for Organismal Studies, der als Sprecher des Research Council’s die Aktivitäten im FoF 1 koordiniert: „Die Diskussionen in diesem Gremium dienen etwa dazu, Doppelungen zu vermeiden und zu fragen, wie man sich gemeinsam verstärken kann, etwa auch im Bereich Core Facilities.“ Diesen technischen Forschungsinfrastrukturen zur gemeinsamen Nutzung – dazu gehören aufwändige Sequenziergeräte oder große Mikroskopanlagen – kommt in den „teuren Lebenswissenschaften“, so Rausch, eine bedeutende Rolle zu. Der Research Council habe in diesem Zusammenhang nicht zuletzt eine Art Gutachterfunktion und gebe Empfehlungen ab.
Im vergangenen Sommer konnte so seitens der Universität die Zustimmung zur Weiterförderung der gemeinsam mit dem EMBL und dem DKFZ genutzten „Chemical Biology Core Facility“ eingeholt werden. Diese umfasst große Bibliotheken mit mehreren Zehntausend Molekülen, die man als mögliche Interakteure mit biologischen Systemen testen kann. Überhaupt ist die noch stärkere Förderung der Chemischen Biologie, zu der auch eine neu eingerichtete Professur sowie der im Wintersemester 2012/13 gestartete BA-Studiengang Biochemie gehören, nicht zuletzt auf die Bestrebungen des Research Council’s zurückzuführen.
Was in nächster Zeit im Hinblick auf interdisziplinäre Projekte noch an Bedeutung gewinnen könnte, umschreibt Thomas Rausch mit den Worten „societal impact“: „Der Heidelberg Molecular Life Sciences Campus ist nicht nur ein Ort exzellenter Grundlagenforschung, sondern gibt auch starke Impulse für deren Übertragung in die Anwendung zum Nutzen der Gesellschaft.“ So ist die Ruperto Carola an einem Konsortium beteiligt, das sich um eine hochdotierte Förderung des European Institute of Innovation & Technology zum Thema „Healthy Living and Active Ageing: Innovations for Improving the Quality of Life“ beworben hat. Hier geht es um Forschung an der Schnittstelle zwischen Medizin und Sozialwissenschaften. Industry-on-Campus-Aktivitäten sollen in Zukunft ebenfalls vermehrter in den Blick genommen werden.
Und wie geht es nach 2017, nach Auslaufen der Förderung der Exzellenzinitiative, in diesem Field of Focus weiter? Das Ziel, die lebenswissenschaftliche Forschung noch stärker am Standort Heidelberg zu vernetzen, hat Thomas Rausch zufolge in den vergangenen Jahren vielfältige Formate hervorgebracht. Dazu zählen der sehr erfolgreiche Exzellenzcluster CellNetworks und die Hartmut Hoffmann-Berling Internationale Graduiertenschule für Molekular- und Zellbiologie. Hinzu kommen die DKFZ-ZMBH-Allianz, die Molecular Medicine Partnership Unit zwischen EMBL und Medizinischer Fakultät Heidelberg, aber auch das Projekt BioSquare, von dem eine große Strahlkraft ausgehe.
Professor Rausch: „Unser Research Council hat sehr viel dafür getan, dass dabei die unterschiedlichen Interessen gut aufeinander abgestimmt wurden, und wird das auch weiterhin tun. Wie die Förderlinie nach 2017 aussieht, wissen wir jetzt noch nicht genau. Aber mit den entwickelten Strukturen sind wir bestens vorbereitet.“