„Auch selten gespielte Werke“
Für ihn ist es bereits sein sechstes Semester in Heidelberg: Seit über zweieinhalb Jahren leitet Michael Sekulla das Universitätsorchester und den Universitätschor, das Collegium Musicum. In beiden Ensembles – dem Großen Chor und dem Orchester (Foto: Collegium Musicum) – wirken vor allem Studierende aus sämtlichen Fakultäten, aber auch Universitätsmitarbeiter, Wissenschaftler und Externe mit. Zusätzlich zu den festen Ensembles haben sich in den vergangenen Jahren kleinere Gruppen wie beispielsweise ein Blechbläserkreis herauskristallisiert, die zu besonderen Gelegenheiten spielen. Oliver Fink sprach mit Michael Sekulla über vergangene und künftige Konzerte, über den Heidelberger Studenten und späteren Komponisten Robert Schumann sowie über die Voraussetzungen, um im Collegium Musicum mitzuwirken.
Jedes Semester studieren Sie mit Ihren beiden Ensembles ein musikalisches Programm ein, das schließlich im Rahmen eines großen Abschlusskonzerts präsentiert wird. Was ist es diesmal?
„Für das Wintersemester haben wir uns Richard Wagners Vorspiel zum Bühnenweihfestspiel ‚Parsifal‘ sowie Johannes Brahms’ ‚Ein deutsches Requiem‘ vorgenommen. Damit führen wir die Werke zweier Zeitgenossen aus dem 19. Jahrhundert auf, die gerne als Antipoden wahrgenommen werden.“
Die bisherigen Konzertprogramme offenbaren ein großes zeitliches und stilistisches Spektrum, das von englischer Chormusik aus dem 16. Jahrhundert bis zu George Gershwins „Rhapsody in Blue“ reicht. Nach welchen Kriterien stellen Sie Ihre Programme zusammen?
„Jedes Programm hat ein mehr oder weniger konkretes Thema. Die ‚Rhapsody in Blue‘ etwa war Teil eines Konzerts, das sich unter dem Titel ‚Aus der Neuen Welt‘ mit dem amerikanischen Kontinent beschäftigt hat. Im vergangenen Semester haben wir verschiedene Kompositionen aus der Epoche der Romantik unter das Motto ‚Von Elfen, Hexen und Wassergeistern‘ gestellt. Generell strebe ich Vielseitigkeit an, in jeder Hinsicht. Neben populären Stücken – etwa der Aufführung von Carl Orffs ‚Carmina Burana‘ im letzten Jahr – präsentieren wir auch selten gespielte Werke.“
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
„Im Februar dieses Jahres haben wir die ‚Missa sacra‘ von Robert Schumann aufgeführt. Schumann hat ja um 1830 Jura an der Universität Heidelberg studiert – und sich hier dann doch für den Beruf des Musikers entschieden. Dieser biographische Ortsbezug hat natürlich seinen Reiz. Entschieden haben wir uns schließlich für eine Rarität, für ein sakrales Werk dieses Komponisten. Das Besondere dieser ‚Messe‘ besteht darin, dass Robert Schumann ja kein Kirchenmusiker war, der fest in der Tradition dieser Gattung verankert war. Das merkt man dieser wunderbaren Musik deutlich an und macht sie so spannend.“
Welche Fähigkeiten müssen Studierende mitbringen, um im Collegium Musicum mitzuwirken? Und welche Instrumente und Stimmlagen sind besonders gesucht?
„Sein Instrument sollte man schon ganz gut beherrschen. Orchester- beziehungsweise Chorerfahrung sind auf jeden Fall von Vorteil. Wir suchen derzeit vor allem Holz- und Blechbläser, Schlagzeuger und auch Kontrabässe. Und willkommen sind auch neue Sängerinnen und Sänger aus allen Stimmlagen, vor allem Männerstimmen.“
www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/philosophie/zegk/collegium_musicum/index.html
Michael Sekulla, geboren 1971, genoss bereits als Schüler eine breite musikalische Ausbildung in den Fächern Klavier, Posaune, Gesang und Komposition. Nach dem Studium der Klavierpädagogik und Schulmusik an der Musikhochschule Heidelberg-Mannheim folgte ein Diplomstudiengang Dirigieren an der Musikhochschule Karlsruhe. Als Dirigent im Konzert- und Musiktheaterbereich wirkte er mit zahlreichen Chören und Orchestern mit einem besonderen Augenmerk auf Aufführungen musikalischer Raritäten. Seit dem Sommersemester 2012 ist Michael Sekulla Universitätsmusikdirektor in Heidelberg. Neben der Leitung des Collegium Musicum gehören zu seinen Aufgaben auch der Unterricht in Satzlehre sowie Gehörbildung am Musikwissenschaftlichen Seminar.