Von Oliver Fink
Vier große Forschungsbereiche, auf die sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Universität Heidelberg konzentriert, haben sich in der ersten Förderphase der Exzellenzinitiative herausgebildet. In der zweiten Förderperiode werden diese vier interaktiven Felder, die so genannten Fields of Focus (FoF), weiterentwickelt – als Kern der Heidelberger Forschungsstrategie. Das Field of Focus 4 trägt den Titel „Selbstregulation und Regulation: Individuen und Organisationen“. Hier arbeiten Wissenschaftler in erster Linie der verhaltens- und sozialwissenschaftlichen und der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen zusammen. Zu den außeruniversitären Kooperationspartnern gehören die Pädagogische Hochschule Heidelberg und das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht.
Inhaltlich geht es um die Analyse menschlichen Handelns in unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten. „Menschen können ihre Gefühle und Gedanken so regulieren, dass eine flexible Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen möglich ist. Während in der Psychologie das Individuum selbst im Vordergrund steht, beschäftigen sich beispielsweise Rechtswissenschaftler vor allem mit Regulationsprozessen zwischen Individuen. Immer aber geht es um die Frage, wie Menschen ihr Verhalten steuern – nicht zuletzt in Abhängigkeit von dem, was an externen Rahmenbedingungen vorgegeben ist“, erklärt Prof. Dr. Sabina Pauen (Foto: Benjamin) vom Psychologischen Institut, die als Sprecherin des Field of Focus 4 fungiert.Neben Regulationsprozessen auf der Ebene des Individuums geht es in diesem Forschungsbereich auch um solche Prozesse innerhalb und zwischen Gemeinschaften wie Familien, Organisationen, Unternehmen, Parteien oder Staaten. Eine Rolle spielen dabei Fragestellungen der Art: Was passiert, wenn zwischen Mitgliedern einer Gruppe oder zwischen Gruppen Konflikte entstehen? Oder: Wie werden Entscheidungen in komplexen sozialen Systemen getroffen?
Entsprechende Projekte werden durch den „Research Council“ des FoF 4 zum Beispiel durch Anschubfinanzierungen mit einer Laufzeit von bis zu 18 Monaten gefördert. Ein Blick auf die vergangenen November bewilligten Forschungsvorhaben illustriert das weite Spektrum an Themen. So geht es in einem Projekt um „Urteils- und Entscheidungsdilemmata-Situationen von Lehrkräften im Schulalltag“, ein weiteres Vorhaben beschäftigt sich mit der „Regulation virtueller Räume“ und der „Selbstregulation der Netzbürger zwischen transnationalem Freiheitsversprechen und informationeller Fremdbestimmung“.
Wie in den anderen Fields of Focus ging es auch in der Gründungsphase des FoF 4 erst einmal darum, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den unterschiedlichen Disziplinen und Fächerkulturen miteinander ins Gespräch zu bringen. Zu diesem Zweck, berichtet Sabina Pauen, wurden Round-Table-Gespräche eingeführt oder Workshops veranstaltet; in diesem Wintersemester wurde erstmals auch eine fächerübergreifende Ringvorlesung angeboten. „Ein weiterer wichtiger Schritt in diesem Zusammenhang war die Einrichtung eines gemeinsam erarbeiteten Wikis. Dort gibt es eine große Begriffsrecherche zu ‚Regulation‘ und ‚Selbstregulation‘ und ihren Bedeutungen in den unterschiedlichen Disziplinen“, erläutert die Heidelberger Psychologin.
Zu den großen Zielen zählt die Sprecherin des FoF 4 die Einrichtung eines DFG-Sonderforschungsbereichs in diesem Themenfeld. Das wäre auch eine mögliche Form, in der die wissenschaftliche Arbeit in anderen Strukturen fortgeführt werden könnte, wenn 2017 die Förderung im Zuge der Exzellenzinitiative ausläuft. Sabina Pauen: „Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind alle sehr engagiert. Und ich hoffe sehr, dass es bei diesem außerordentlich motivierenden Schwung bleibt und noch weiter nach vorne geht. Daran arbeiten wir.“