Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Bunsens Brenner im Brennglas

Von Tina Schäfer

Die Heidelberger Chemiker Robert Bunsen, Gustav Kirchhoff und Theodor Curtius zählen zu den „Heroen“ ihres Faches. „Unsere Ausstellung spiegelt Meilensteine der Disziplin an der Ruperto Carola wider, auch solche, die weit über die Universität hinaus relevant sind“, sagt Dr. Thomas Oeser, Ansprechpartner für die Sammlung von historischen Geräten und Schriftstücken der Fakultät für Chemie und Geowissenschaften.

Das Fach Chemie wurde 1817 in Heidelberg etabliert. Seitdem wurden immer wieder bemerkenswerte Objekte in die Sammlung aufgenommen, die damit Einblicke ins Chemielabor vom 19. Jahrhundert an bis in die 1970er-Jahre gewährt. Fünf Vitrinen im Hörsaalzentrum Chemie sowie zwei weitere im dazugehörigen Institut präsentieren Arbeits- und Messgeräte, Präparate, in Heidelberg entwickelte Apparate sowie Kopien und Abschriften von Briefen bekannter Chemiker. Vor allem das Wirken Robert Bunsens ist reich dokumentiert: Neben Originalpräparaten von Rubidium und Cäsium – zwei von Bunsen entdeckte Elemente – sind Bunsenbrenner (Foto: Fink) sowie eine von ihm entwickelte Chromsäurebatterie zu sehen. Spektroskope, wie sie Bunsen und Kirchhoff bei der Entdeckung der Spektralanalyse verwendeten, sind ebenfalls Teil der Sammlung. Auch Bunsens Totenmaske ist ausgestellt.

Zu den jüngsten Exponaten zählen Apparate zum Zonenschmelzen und zur Kolonnenkristallisation: zwei Verfahren zur Trennung von Stoffen, die der Heidelberger Chemiker Hermann Schildknecht in den 1960er- und 1970er-Jahren entwickelt hat. Ergänzt werden diese „wegweisenden Instrumente“ durch Standardlaborgeräte von Rührmotoren über Schmelztiegel, Spatel und Retorten bis zu Polarimetern, Strom- und Spannungsmessern.

Eine chronologische oder thematische Ordnung der mehreren Hundert Exponate gibt es kaum – ausgestellt sind vor allem schöne und gut erhaltene Stücke. Etwa die Hälfte des Bestands, darunter viele reparaturbedürftige Geräte, wird in Lagern und Schränken der Chemischen Institute aufbewahrt. Katalogisiert sind die Objekte bisher nicht. „Leider fehlt uns jemand, der sich mit Engagement der Sammlung und ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung widmet“, bedauert Thomas Oeser. Zudem könne die laufende Renovierung der Chemischen Institute zum Problem werden, da die neue Raumplanung keine Lagerräume mehr vorsehe: „Wahrscheinlich müssen wir irgendwann anfangen, uns von manchen Dingen zu trennen. Alles, was historisch wertvoll ist, soll aber auf jeden Fall aufbewahrt werden.“

Eine erste Bekanntschaft mit dem Bunsenbrenner macht man in der Regel im Schulunterricht. Das hier gezeigte metallene Bunsen-Thermostat hat in seinem Aussehen allerdings nur wenig Ähnlichkeit mit dem vertrauten Gasbrenner. Die Bezeichnung Thermostat weist auf die Anwendung dieser von Robert Bunsen ersonnenen und gefertigten Konstruktion hin: Zweck der außergewöhnlichen Apparatur ist es, die Temperatur des in der Mitte angebrachten Gefäßes genau regulieren zu können. Jede nach unten zeigende Röhre bildet die Gaszufuhr für einen einzelnen Gasbrenner, dessen Flamme unter einer lampenschirmartigen „Haube“ brennt. Das Gefäß ist an beiden Seiten von je drei Brennern umgeben, zwei sind an der Vorderseite, einer dahinter angebracht. Jeder Brenner ist auf zwei dünnen Stäben montiert, auf denen man ihn hin- und herschieben und den Abstand zum Gefäß in der Mitte genau regeln kann – und damit auch die Temperatur, die dort herrscht. An der Vorderseite hat das Gefäß einige Löcher, die wahrscheinlich dem Druckausgleich während des Erhitzens dienen, eventuell ließen sich darüber aber auch Werkzeuge oder Stoffe ins Innere einführen. Wie die Temperatur dort letztlich bestimmt und wofür der Apparat verwendet wurde, bedarf allerdings noch der wissenschaftlichen Aufarbeitung.

Der nach Bunsen benannte Brenner ist übrigens keine ursprüngliche Erfindung des berühmten Heidelberger Chemikers. Sein Verdienst besteht in der Optimierung des Gasbrenners für eine rußfreie Verbrennung und verschiedene Anwendungsfälle, wodurch ein breites Formenspektrum dieser Geräte entstanden ist. In der Sammlung sind verschiedene Techniken zur Regulierung der Sauerstoffzufuhr ebenso zu sehen wie Brenner zur punktgenauen oder flächigen Erhitzung.

Weitere Infos: www.uni-heidelberg.de/unispiegel/chemie.html