Für ihren Roman „Zurück zum Feuer“ hat Saskia Hennig von Lange den mit 10 000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Bei einer Konzert-Lesung am 30. Juni nahm die Autorin die Auszeichnung aus den Händen von Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner im Palais Prinz Carl entgegen (Foto: Philipp Rothe). Der Kulturbürgermeister verwies dabei auf die Besonderheit des Literaturförderpreises, dessen Alleinstellungsmerkmal es sei, dass in der Jury professionelle Literaturkritiker und Studierende des Germanistischen Seminars der Ruperto Carola auf Augenhöhe als gleichberechtigte Mitglieder miteinander diskutierten.
Der Brentano-Preis, so Gerner, stehe beispielhaft für die reiche Tradition und das lebendige literarische Leben Heidelbergs. Dass die Neckarmetropole im vergangenen Jahr von der UNESCO als erste und einzige deutsche „Literaturstadt“ in das UNESCO Netzwerk der kreativen Städte aufgenommen wurde, verstehe man als Anerkennung und Aufgabe zugleich. Die Jury des Brentano-Preises hatte bei ihrer Entscheidung Hennig von Langes Roman als ein sprachlich kompaktes, atmosphärisch dichtes Debüt gelobt, aufgebaut auf den Spuren der Boxlegende Max Schmeling: „Sie versteht es, drei Erzählstränge so zu verbinden, dass sich ganz unterschiedliche Verlusterfahrungen überlagern.“Markus Clauer, Kulturredakteur der „Rheinpfalz“ und Leiter der Brentano-Preis-Jury, bezeichnete „Zurück zum Feuer“ als einen erstaunlich dichten und virtuosen Roman „über Trauer, Verlust, die Verrücktheit am Rande des Bewusstseins, das Empfinden, die Einsamkeit, die Ehe, den Einbruch des Numinosen, den fast wissenschaftlich beschriebenen Lichteinfall durch den Riss, der sich bisweilen in die Wirklichkeit zeigt.“ So wie die Autorin Max Schmelings legendäres Leben schildere, habe man den umstrittenen Boxer noch nie gesehen: „Als sterblichen Menschen mit Kleidergröße XXL und filigraner Psyche, der sich am Ende fragt, was hätte sein können. Wie jeder andere auch.“ Wie Saskia Hennig von Lange dabei die Wahrnehmungsperspektiven verwirble, könne nur als große Kompositions- und Sprachkunst bezeichnet werden, rühmte Clauer.
Saskia Hennig von Lange, geboren 1976, studierte Angewandte Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte. Sie forscht und arbeitet an der Justus-Liebig-Universität Gießen an ihrer Dissertation zum Verhältnis von Bild, Rahmen und Körper in der spätmittelalterlichen Kunst. Für ihr literarisches Debüt – die Novelle „Alles, was draußen ist“ – bekam sie den Wortspiele Literaturpreis und den Rauriser Literaturpreis. „Zurück zum Feuer“ ist ihr erster Roman, der schon mit dem Hallertauer Debütpreis ausgezeichnet wurde. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Frankfurt.
Der Clemens Brentano Preis der Stadt Heidelberg wird seit 1993 jährlich im Wechsel in den Sparten Erzählung, Essay, Roman und Lyrik an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, die mit ihren Erstlingswerken bereits die Aufmerksamkeit der Kritik und des Lesepublikums auf sich gelenkt haben. Der Preis ist deutschlandweit einmalig, da die Jury sowohl mit professionellen Literaturkritikerinnen und -kritikern als auch mit Studierenden des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg besetzt ist. In diesem Jahr gehörten der Jury die Literaturkritiker Dr. Ina Hartwig (Frankfurt am Main), Felicitas von Lovenberg (Frankfurt am Main), Dr. Hubert Winkels (Köln) und Markus Clauer (Ludwigshafen) sowie die Germanistik-Studierenden Cristina Loesch, Alexander Mestekemper und Svenja Münster an.
Gewonnen haben den Clemens Brentano Preis bisher Maximilian Probst, Philipp Schönthaler, Alexander Gumz, Wolfgang Herrndorf, Sven Hillenkamp, Andreas Stichmann, Felicia Zeller, Ann Cotten, Clemens Meyer, Stefan Weidner, Anna Katharina Hahn, Raphael Urweider, Andreas Maier, Doron Rabinovici, Sabine Peters, Hendrik Rost, Oswald Egger, Norbert Niemann, Benjamin Korn, Daniel Zahno, Jörg Schieke, Barbara Köhler, Gabriele Kögl und Günter Coufal.
www.heidelberg.de/hd,Lde/HD/Rathaus/Clemens+Brentano+Preis.html
Siehe auch: „City of Literature – So geht's weiter“