Der Betrieb des WLAN-Netzes innerhalb des Campus ist zum Tagesgeschäft des Universitätsrechenzentrums (URZ) geworden. Heute liegen die Alltagsprobleme bei der Einrichtung von Accesspoints, also der WLAN-Sender, wobei durch zentrale Controller die Handhabung der rund 800 Zugangspunkte auf dem gesamten Hochschulgelände gut zu bewältigen ist. Neben vielfältigen Abstimmungen mit dem Bauamt, Handwerkern oder den Instituten stellen sich eher Fragen im Bereich der Lizensierung und – besonders jetzt zu Semesterbeginn und nach Weihnachten – zur Anzahl der benötigten IP-Adressen.
Eine neue Herausforderung ist die massenhafte Versorgung von Nutzern mit vernünftigen Bandbreiten über WLAN. Bestes Beispiel hierfür ist das umgebaute Triplex-Gebäude, das Ende Juli eröffnet wurde und in dem die Universitätsbibliothek (UB) 1000 neue Lernarbeitsplätze bietet (Foto: Michael Miethe). Vor sieben Jahren, als die Planungen für den Umbau begannen, fragte die UB beim Rechenzentrum an, ob und wie all diese Plätze mit kabellosem Internetzugang versorgt werden könnten. Das Wort „versorgen“ enthielt dabei auch den Begriff „Sorge“: Wie sollten die Teilnehmer alle eine vernünftige Anbindung erhalten? Es ging ja nicht um 1000 verschiedene Nutzer am Tag – sondern gleichzeitig.Wenn man sieht, wie gut das Angebot angenommen wird und dass heute fast jeder Leser mindestens ein Laptop, Tablet oder Smartphone mitbringt – vor sieben Jahren wäre das kaum zu realisieren gewesen. Aktuell nutzen täglich etwa 6000 User das WLAN in der Bibliothek. Das URZ hatte den richtigen Riecher und behielt Recht, als es vor sieben Jahren auf eine rasante Entwicklung mit neuen Standards und höheren Bandbreiten für die Nutzer und den Uplink setzte.
Eine Nagelprobe für das WLAN-Netz war die Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Heidelberg im März dieses Jahres. Nach Klagen über die WLAN-Ausstattung in den großen Hörsälen wurde diese am Kirchhoff-Institut für Physik erneuert und ergänzt. Aber 2500 Teilnehmer mit ebenso vielen WLAN-fähigen Geräten, die in den vollbesetzten Vorträgen zum Einsatz kamen, waren eine echte Herausforderung. Doch zur Freude des URZ gab es keine Beschwerden.
Im Juni dann wurde die „Villa HeidelPräp!“ in Betrieb genommen. Hier war die Planung 2014 angelaufen – die 50 Arbeitsplätze sollten indes ohne kabelgebundenen EDV-Anschluss sondern nur mit WLAN ans Netz gebracht werden. Solche Anforderungen hört das Rechenzentrum häufiger: An der EDV-Dose sind 100 Megabit pro Sekunde nicht mehr ausreichend, es muss ein Gigabit sein. Wenn das zu teuer wird, dann soll stattdessen alles mit WLAN ausgestattet werden. Der Widerspruch liegt darin, dass bislang kabellos nur 54 Megabit pro Sekunde zur Verfügung standen. In der Villa wiederum konnten aufgrund des Denkmalschutzes keine Kabel in ausreichender Menge verlegt werden, sodass unter dem Label „Bibliotheks-Standard“ eine reine WLAN-Versorgung eingerichtet wurde. Bibliotheks-Standard heißt: „Falls an einem Arbeitsplatz das WLAN zu schwach oder ausgefallen ist, dann geht man eben an einen anderen Ort, wo noch Kapazitäten frei sind.“
Sollen alle Installationen über einen längeren Zeitraum vernünftig laufen, dann müssen bei der Frage „WLAN statt Verkabelung“ noch weitergehende Aspekte beleuchtet werden, so zur Sicherheit, den Rahmenbedingungen, der Verbreitung und Abdeckung. Denn vieles, was auf einem Switch-Port möglich ist, kann im WLAN-Netz noch nicht nachgebildet werden. Und ganz ohne Leitungen wird es letztlich wohl kaum gehen: Mindestens die Accesspoints benötigen bislang Kabel zur Anbindung an das Datennetz.