Dienstag, 07.01.2025
17:15 | DR. DAYANA LENGAUER (Akademie der Wissenschaften, Wien; IfE Heidelberg) |
Praktikant ließ Kunstgeschichte alt aussehen
Von Oliver Fink
Praktika dienen der beruflichen Orientierung. Das hatte auch der Karlsruher Abiturient Georg Kabierske (Foto: Fink) im Sinn, als er sich im vergangenen Jahr an der Staatlichen Kunsthalle seiner Heimatstadt um ein solches bewarb. Doch dann geschah etwas Unerwartetes: Im Fundus des Museums entdeckte er bislang unbekannte Zeichnungen des italienischen Kupferstechers und Architekten Giovanni Battista Piranesi aus dem 18. Jahrhundert – eine kleine Sensation, die ein großes Echo nicht nur in Deutschland verursachte. Mittlerweile studiert der 21-Jährige Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg.
Zu den Hauptaufgaben von Georg Kabierske während seines Praktikums zählte vor allem die Mitarbeit beim Inventarisieren, die Bestandsaufnahme von Objekten der Sammlung. Gleichzeitig wollte der Abiturient, der in der Oberstufe einen Kunst-Leistungskurs belegt hatte, aber auch die Gelegenheit nutzen, „andere Originale anzuschauen“. Unter anderem fiel die Wahl auf den klassizistischen Architekten Friedrich Weinbrenner (1766 bis 1826), zu dem gerade eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Karlsruhe vorbereitet wurde.
Ostasien importiert deutsches Recht
Von Mirjam Mohr
Als weltweit erstes Gericht sprach im Juli 2013 der Oberste Gerichtshof in Seoul südkoreanischen Soldaten Schadenersatz zu, weil sie im Vietnam-Krieg als Verbündete der amerikanischen Streitkräfte Opfer des Entlaubungsmittels „Agent Orange“ wurden. Ein Thema, das Christian Förster (Foto: Fink) in seiner Heidelberger Antrittsvorlesung als Start-up-Professor für Transkulturelle Studien aufgriff, denn der Jurist befasst sich mit der Frage, wie sich das Recht eines Landes auf Menschen anderer Länder auswirken kann. Seit gut einem Jahr forscht und lehrt der 43-Jährige am Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf einem noch weitgehend unerforschten Gebiet: den Einflüssen des deutschen Rechts auf Rechtssysteme in Ostasien.
„Das Spannende am ostasiatischen Recht ist, dass die wesentlichen Rechtsordnungen dort auf dem deutschen Recht beruhen – vor allem in Japan und Korea, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert viele Gesetze aus dem deutschen Recht übernommen und in ihr System transformiert haben. Auch heute noch werden neue Entwicklungen im deutschen Recht in diesen Ländern genau zur Kenntnis genommen, und man orientiert sich daran“, legt Christian Förster dar. Deutsche Juristen brächten daher die besten Voraussetzungen mit, um in Asien oder mit asiatischen Unternehmen in Europa zu arbeiten, was sich aber bislang kaum in der juristischen Ausbildung niederschlage.
Klonkrebs für die Krebsforschung
Heidelberger Wissenschaftler haben eine neue Tierart entdeckt: Der Marmorkrebs (Foto: Chris Lukhaup, DKFZ) ist vermutlich vor 30 Jahren in einem einzigen Schritt aus dem Everglades-Sumpfkrebs hervorgegangen und hat sich seither weltweit verbreitet. Alle bisher untersuchten Tiere sind weiblich, pflanzen sich ohne männliche Hilfe durch Jungfernzeugung fort und weisen exakt das gleiche Erbgut auf, sind also Klone. Daher müssen durchaus vorhandene Unterschiede einzelner Exemplare in Aussehen oder Verhalten auf epigenetische Vorgänge zurückzuführen sein. Weil auch die Krankheit Krebs häufig epigenetische Ursachen hat, ist der Marmorkrebs damit ein höchst interessantes Modell für die Krebsforschung.
Prof. Dr. Frank Lyko, Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und am Exzellenzcluster „Cellular Networks“ der Universität Heidelberg, interessiert sich für Epigenetik. PD Dr. Günter Vogt, ein Zoologe der Ruperto Carola, hatte dem Wissenschaftler vom DKFZ den Tipp gegeben, sich mit dem Marmorkrebs zu beschäftigen. „Ich hatte vermutet, dass sich dieser Krebs durch Klonen fortpflanzt, weil es von ihm ausschließlich Weibchen gibt“, erzählt Vogt: „Die Tiere müssten daher alle das gleiche Erbgut besitzen und ihre große Vielfalt in Aussehen oder Verhalten könnte nur auf epigenetische Ursachen zurückzuführen sein.“
In Gold wirkt Einstein besonders stark
Einige fundamentale Eigenschaften der Münzmetall-Elemente Gold, Silber und Kupfer – wie chemisches Verhalten oder Farben – sind bereits in ihren Atomen angelegt. Dabei lassen sich die einzigartigen Eigenschaften von Gold zum großen Teil mit der Relativitätstheorie von Albert Einstein erklären. Das konnten Chemiker der Universität Heidelberg mit ihren Untersuchungen an Gold-, Silber- und Kupfercarbenen (Foto: Hussong) zeigen. Für den Vergleich der drei Elemente haben sie jeweils nur einzelne Atome in den Blick genommen. Die Arbeiten unter Leitung von Prof. Dr. Bernd Straub wurden in der deutschsprachigen wie der internationalen Ausgabe der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ veröffentlicht.
Die Eigenschaften von chemischen Elementen wiederholen sich periodisch, da verwandte Elemente die gleiche Anzahl relevanter Außenelektronen besitzen und sich nur durch zusätzliche innere Elektronenschalen unterscheiden. Die besagten Münzmetalle weisen eine solche Verwandtschaftsbeziehung auf. „Der Vergleich von Kupfer, Silber und Gold mit ihren extrem vielen benachbarten Atomen war und ist kein Problem, da die reinen Metalle seit Jahrtausenden zugänglich sind“, erläutert Bernd Straub, der am Organisch-Chemischen Institut lehrt und forscht. Die Unterschiede konnten der Chemiker und sein Team jetzt jedoch an einzelnen Atomen festmachen: an einem ansonsten identischen Molekül, in dem die Metallatome sehr stark über zwei Bindungen mit einem Kohlenstoffatom wechselwirken.
Kopf oder Besiegter
Ihr Ursprung lässt sich auf den berühmten Heidelberger Altphilologen und Althistoriker Georg Friedrich Creuzer (1771 bis 1858) zurückführen. Und obschon die Kriterien Seltenheit oder außergewöhnlicher Erhalt beim Erweitern der Bestände in den vergangenen 150 Jahren lediglich eine untergeordnete Rolle spielten, enthält die Münzsammlung des Zentrums für Altertumswissenschaften (ZAW) der Ruperto Carola doch eine Reihe außerordentlicher Prägungen, die sie für die numismatische Forschung aber auch für ihren Einsatz in der Lehre wertvoll macht.
Einen Schwerpunkt der insgesamt rund 4000 Objekte umfassenden Sammlung bildet die römische Kaiserzeit (Foto: Münzsammlung). Aus ihr stammt mehr als die Hälfte aller Objekte, dazu gesellen sich zahlreiche Prägungen aus den Provinzen des Römischen Reichs wie beispielsweise Ägypten. Ebenfalls umfangreich ist der Bestand an griechischen Münzen aus der Antike. Darüber hinaus finden sich einige wenige keltische Prägungen sowie diverse Münzen aus dem islamischen Kulturkreis, aus dem Mittelalter und aus der Frühen Neuzeit.
Er hat einen Traum
Von Oliver Fink
Leicht fiel ihm die Entscheidung nicht und dennoch erscheint sie im Nachhinein konsequent: Im Jahr 1994 beschloss Dr. Matomora K.S. Matomora (Foto: privat), seine Stelle als Dozent für Public Health an der Universität Heidelberg aufzugeben, um in sein Heimatland Tansansia zurückzukehren. Dort erwartete ihn eine ganz besondere Herausforderung – die Betreuung eines Entwicklungsprojekts im Tunduru-Distrikt, aus dem er selbst stammt. Überredet hatte ihn dazu ein alter Freund, der im Herbst 2014 verstorbene Unternehmer Heinz-Horst Deichmann, der Gründer der Schuheinzelhandelskette.
Dessen Stiftung „wortundtat“ sicherte die finanzielle Unterstützung des Vorhabens. „Für die Dozententätigkeit in Heidelberg gab es auch andere qualifizierte Menschen, die Aufgabe in meinem Heimatdistrikt aber schien wie auf mich zugeschnitten“, schildert Matomora, der an der Universität Heidelberg auch studiert hatte, seine damaligen Beweggründe.