Von Mirjam Mohr
Rund 100 Millionen Euro will die Bundesregierung in den kommenden Jahren zur Verfügung stellen, um studierwilligen Flüchtlingen schnell und unkompliziert zu helfen. Auch die Universität Heidelberg hat spezielle Angebote eingerichtet: So hat das Internationale Studienzentrum die Deutsch-Ausbildung der syrischen Flüchtlinge übernommen, die in Baden-Württemberg studieren, und zusätzlich seine studienvorbereitenden Deutschkurse ausgeweitet. Zudem stehen Ansprechpartner für Betreuung und Beratung bereit, und die Angebote im Studierendenportal wurden entsprechend ausgebaut. Neben diesen Unterstützungsmaßnahmen der Ruperto Carola gibt es aber auch persönliche Initiativen von Lehrenden und Studierenden, die über die Hochschule hinausreichen (Symbolbild: Stadt Heidelberg/Diemer).
Beispielhaft dafür steht eine Fortbildungsofferte des Instituts für Deutsch als Fremdsprachenphilologie (IDF) zum ehrenamtlichen Deutschunterricht für Flüchtlinge. „Unser Angebot richtet sich an Laien, die ehrenamtlich Flüchtlingen Deutsch beibringen wollen, die also keinerlei Vorerfahrung mit der Thematik haben“, erklärt Juniorprofessor Dr. Giulio Pagonis, der die Fortbildung koordiniert: „Ihnen vermitteln wir Wissen für den Anfangsunterricht mit Menschen, die noch gar keine Deutschkenntnisse haben.“Im Zuge der Fortbildung wird dabei zwischen Sprachlehrern für Kinder einerseits sowie für Jugendliche und Erwachsene andererseits unterschieden, da der Sprachlernprozess und folglich das didaktische Vorgehen bei diesen beiden Gruppen unterschiedlich ausfällt. Alle Teilnehmer der Schulung erhalten zunächst eine Einführung in die Grundlagen und Strukturen der deutschen Grammatik. Danach werden die zwei Gruppen gebildet, die sich mit der Frage beschäftigen, auf welche Weise sich Kinder oder Erwachsene die deutsche Sprache aneignen.
„Wir geben den Teilnehmern einen Überblick darüber, wie Menschen verschiedenen Alters die zuvor erklärten Strukturen der deutschen Sprache lernen, also welche Zwischenschritte sie beim Kompetenzerwerb zurücklegen“, schildert Giulio Pagonis, „denn an diesen Erwerbsprozessen muss sich die Didaktik des Deutschunterrichts orientieren. Beispielsweise lernen Kleinkinder den Satzbau der Zweitsprache Deutsch über Zwischenschritte, die dem muttersprachlichen Erwerb des Deutschen ähneln, während Erwachsene einen qualitativ anderen Erwerbsweg gehen, sodass sich bei ihnen auch andere Probleme mit der Syntax zeigen – und darauf kann im Sprachunterricht gezielt eingegangen werden.“
Giulio Pagonis weiter: „Am zweiten Tag unserer Fortbildung gehen wir dann in die Praxis – wir beschäftigen uns mit der Frage, wie man dem Lernenden dabei helfen kann, sprachliches Wissen aufzubauen, also mit Fragen der Didaktik.“ Die erste Schulung vergangenen November war bei der Abschlussdiskussion von positiver Resonanz der Teilnehmerinnen – es hatten nämlich fast nur Frauen teilgenommen – geprägt. „Sie haben uns aber auch empfohlen, den Praxisteil noch zu erweitern. Die größte Frage war jedoch, wie man das neu erworbene Wissen nun tatsächlich in der Praxis umsetzen kann, also wo es überhaupt möglich ist, ehrenamtlich Deutsch zu unterrichten.“ Dazu stehen die Veranstalter in Kontakt mit dem Asylarbeitskreis Heidelberg e.V. und anderen Institutionen, die Bedarf an ehrenamtlichen Deutschlehrern haben.
Neben dieser Fortbildung bieten auch andere Mitglieder der Universität Unterstützung und Hilfe an. So ist ebenfalls am IDF ein Konversationskurs für Flüchtlinge mit fortgeschrittenen Deutschkenntnissen angesiedelt, den die Fachschaft des Instituts in Kooperation mit dem Asylarbeitskreis ins Leben gerufen hat.
Am Institut für Bildungswissenschaft wiederum gibt es seit dem Sommersemester 2014 das Seminar „Förderung der Bildungschancen junger Migrantinnen und Migranten im deutschen Bildungssystem“, das Theorie und Praxis verbindet: Die Studierenden setzen sich unter anderem damit auseinander, wie Schulen mit den Herausforderungen der Heterogenität umgehen und wie sie Kinder mit Migrationshintergrund fördern können. Zugleich übernehmen sie für ein Semester die individuelle Förderung eines Kindes oder Jugendlichen an einer Schule im Raum Heidelberg.
Ein weiteres Beispiel für eine studentische Initiative ist der Heidelberger Verein „Pro Bono“: Unterstützt von erfahrenen Volljuristen beraten die Jurastudierenden unentgeltlich Menschen bei rechtlichen Problemen. Ein Schwerpunkt ist dabei das Migrationsrecht – die Mitglieder helfen bei Fragen zum Asylrecht und bereiten Asylbewerber und Geflüchtete gezielt auf deren Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vor. Jüngst wurde „Pro Bono“ mit dem „Preis der Freunde“ der Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg (GdF) ausgezeichnet.