„Pro Bono“, eine von Studierenden betriebene Rechtsberatung, hat den diesjährigen „Preis der Freunde“ erhalten. Damit honoriert die Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg (GdF) das außergewöhnliche Engagement der studentischen Initiative, deren Anliegen es ist, Menschen unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten im Zivil-, Arbeits-, Sozial- und Migrationsrecht zur Seite zu stehen. Der Vorsitzende der GdF, Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Funke, überreichte die mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung beim Neujahrsempfang der Gesellschaft (Foto: Rothe). Die Laudatio hielt die Studentin Cosima Steck, die zur Preisjury zählte.
„Besonders gut gefällt uns die breite Wirkung. Von der aktuell sehr relevanten Gruppe der Asylbewerber über sozial benachteiligte Menschen bis hin zu Studierenden erreicht die Initiative Gruppen, die sich häufig keinen anderen Rechtsbeistand suchen oder suchen können. ‚Pro Bono‘ leistet damit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag“, begründete der Vorstand der Gesellschaft der Freunde seine Entscheidung für die Preisvergabe.
„Pro Bono Heidelberg“ wurde 2013 als gemeinnütziger Verein gegründet. Die Betreuung der Mandanten sowie die Bearbeitung der notwendigen juristischen Dokumente liegen in der Hand von Jurastudenten. Um qualitative Sicherheit zu gewährleisten und Fehler zu vermeiden, werden die juristischen Anträge vor Einreichung durch einen Beirat von „Pro Bono“ geprüft, dem vor allem praktizierende Anwälte angehören.
Der „Preis der Freunde“ wird seit 1995 jährlich an studentische Gruppen vergeben, die sich durch ihr herausragendes Engagement ausgewiesen haben. Neben dem Preisgeld umfasst die Würdigung einen Wanderpokal, der als abstraktes Kunstwerk ähnlich einer Flamme gestaltet ist und alle ausgezeichneten Initiativen symbolisch darstellt.
Zu einem „Offenen Forum: Flüchtlinge und Integration“ laden am Mittwoch, 3. Februar, Heidelberger Studierende und Stipendiaten der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) in Kooperation mit dem Institut für Gerontologie der Ruperto Carola ein. Die Veranstaltung umfasst eine Podiumsdiskussion und anschließend eine Vorstellung verschiedener Initiativen der Flüchtlingshilfe. Auf diese Weise wollen die Organisatoren Heidelberger Bürger und Geflüchtete ins Gespräch bringen mit bundesweit wie regional tätigen Politikern, Vertretern von Institutionen und Ehrenamtlichen. Die Schirmherrschaft hat der Gerontologe Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse übernommen. Die Veranstaltung in der Aula der Neuen Universität (Foto: Werschak) beginnt um 19 Uhr; der Eintritt ist frei.
„Der Charakter eines Offenen Forums soll es ermöglichen, eigene Fragen zu stellen und gemeinsam zu diskutieren, welche Herausforderungen und Chancen gelingende Integration mit sich bringt“, erklärt Ruben Drews aus dem Organisationsteam der studentischen Initiative. Teilnehmer der Gesprächsrunde sind Jan Mustafa, der aus Syrien flüchtete, und die frühere Bundesfamilienministerin und Psychologin Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr, die auch Gründungsdirektorin des Heidelberger Instituts für Gerontologie ist.
Ebenfalls Platz nehmen auf dem Podium werden Jana Ermakova von Amnesty International Heidelberg, die Freiburger Medienpädagogin Barbara Davids und die Leiterin der Heidelberger Geschwister-Scholl-Schule, Sabine Horn. Moderatorin der Podiumsdiskussion ist die Psychologin und Organisationsberaterin Dr. Friederike Bornträger von der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Im Anschluss wollen auf einer Initiativenmesse regionale aber auch bundesweit aktive Vereine sowie ehrenamtlich Tätige ihre Projekte zur Flüchtlingsarbeit präsentieren. Die Teilnehmer des Forums können dort die Gespräche fortsetzen und konkrete Formen der ehrenamtlichen Mitarbeit besprechen. Dieser „Markt der Möglichkeiten“ öffnet voraussichtlich gegen 21.15 Uhr.
Die Analyse des menschlichen Erbguts in der medizinischen Diagnostik schreitet immer weiter voran und steht vor der Einführung in die klinische Routine. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass Behandlung und Vorbeugung schwerer Krankheiten auf genetische Merkmale der Patienten abgestimmt werden können – so wurden für einige Krebserkrankungen bereits individuell zugeschnittene Therapien entwickelt. Bei der Genomsequenzierung (Foto: DKFZ) können jedoch zusätzliche Informationen zu möglichen, auch erblichen Erkrankungsrisiken anfallen, nach denen zunächst gar nicht gesucht wurde. Dabei stellt sich die Frage, wie Ärzte, Forscher und Patienten mit der Verantwortung, die sich aus diesem Erkenntnisgewinn ergibt, umgehen sollen.
Die von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen dazu erarbeiteten „Eckpunkte für eine Heidelberger Praxis der Ganzgenomsequenzierung“ sind jetzt in einer zweiten, aktualisierten Auflage erschienen. Nach ihrer Erstveröffentlichung 2013 hatten sie maßgeblich zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema beigetragen. Die Publikation ist aus dem am Marsilius-Kolleg der Ruperto Carola angesiedelten Projekt „Ethische und rechtliche Aspekte der Totalsequenzierung des menschlichen Genoms“ (EURAT) hervorgegangen. An der EURAT-Gruppe wirken Wissenschaftler der Universität und des Universitätsklinikums Heidelberg, des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht sowie der Leibniz Universität Hannover mit.
„Mit der Neuauflage wollen wir nicht nur auf neue Entwicklungen in der ethischen und rechtlichen Diskussion hinweisen, sondern auch Möglichkeiten der Selbstregulierung von Forschungsinstitutionen aufzeigen“, betont Prof. Dr. Dr. Eva Winkler von der Medizinischen Fakultät Heidelberg, die Sprecherin des Projekts ist. Ziel von EURAT sei es, die Balance zwischen dem Patientenwohl, dem Anspruch des Patienten auf Information und Mitsprache sowie der Forschungsfreiheit und dem klinischen Fortschritt in bestmöglicher Weise zu wahren.
Für ihre Stellungnahme haben die Wissenschaftler den Ansatz gewählt, nicht nur einzelne Fragen sondern alle zentralen Aspekte der Genomsequenzierung zu behandeln, also Ethik, Recht, Forschung, Medizin und Wirtschaft. Neben Forscher-Kodex und Patientenaufklärung gehören dazu auch der Umgang mit Zusatzbefunden, Orientierungspunkte für den Datenschutz oder die ökonomische Dimension beim Einsatz der Sequenzierungstechnologien. Die hierzu formulierten Grundsätze mit Lösungsvorschlägen bilden die „Eckpunkte für eine Heidelberger Praxis der Ganzgenomsequenzierung“.
Die „Eckpunkte für eine Heidelberger Praxis der Ganzgenomsequenzierung“ als PDF
Dank Assistenzrobotern Schmerzen im Rücken vorbeugen oder sie lindern: Das ist das Ziel eines neuen europäischen Forschungsprojekts, an dem Mitarbeiter des Interdisziplinären Zentrums für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) der Universität Heidelberg mitwirken. Im Zuge des von der Europäischen Union mit rund vier Millionen Euro geförderten Vorhabens wollen die Forscher ein sogenanntes Exoskelett für die Wirbelsäule (Abbildung: EU Projekt SPEXOR) entwickeln, das Menschen bei schwerer körperlicher Arbeit unterstützt. Zugleich kann ein solcher Roboteranzug auch in der Rehabilitation eingesetzt werden. Das auf vier Jahre angelegte Projekt SPEXOR startet diesen Januar.
Die beteiligten Heidelberger Wissenschaftler um Prof. Dr. Katja Mombaur wollen zur Simulation der unteren Wirbelsäule am Computer ein Modell des Menschen mit der Abbildung aller Muskeln entwerfen. Sie erhalten für ihre Arbeiten Fördermittel von knapp 680 000 Euro. „Exoskelett-Roboter werden als Schalen wie Kleidungsstücke an Körperteile oder den ganzen Körper angelegt. Sie können individuelle physische Einschränkungen kompensieren, indem etwa die Bewegungsfähigkeit von Armen und Beinen verbessert wird“, erklärt Katja Mombaur, die am IWR die Arbeitsgruppe „Optimierung in Robotik und Biomechanik“ leitet. Die Mathematikerin und Informatikerin analysiert Bewegungsabläufe des menschlichen Körpers – sie modelliert und simuliert die Prozesse am Computer, um sie auf Roboter zu übertragen.
Die SPEXOR-Forscher aus verschiedenen Disziplinen wollen nun ein Exoskelett für die Wirbelsäule entwickeln, um Schmerzen im unteren Rückenbereich zu verhindern sowie die Behandlung von Beschwerden zu unterstützen. Dabei werden die Heidelberger Wissenschaftler die Interaktion der Außenskelette mit dem menschlichen Körper modellieren und optimieren. Dazu wollen sie ein Menschmodell mit Muskeln, das die untere Wirbelsäule simuliert, und in diesem Zusammenhang sowohl passive als auch aktive Roboteranzüge entwerfen. Außerdem ist eine Analyse des Verhaltens von Menschen mit Rückenschmerzen und der Entlastungsmechanismen geplant, um anschließend das Design für Prävention und Rehabilitation anpassen zu können. Zusätzlich wollen die Wissenschaftler Kontrollstrategien für Exoskelette ausarbeiten.
Die Koordination des Projekts „Spinal Exoskeletal Robot for Low Back Pain Prevention and Vocational Reintegration“ (SPEXOR) liegt beim Forschungsinstitut „Jožef Stefan“ im slowenischen Ljubljana. Weitere Partner sind die Freie Universität Brüssel in Belgien und das Universitätsklinikum Amsterdam in den Niederlanden sowie verschiedene Unternehmen aus der Medizintechnik und Rehabilitation.