Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Nicht mehr Flüchtling sondern Student

Von Oliver Fink

Abdulhamid Alsalhani (Foto: Fink), der aus Damaskus stammt, haderte ein wenig mit seinem Status: „Ich bin ja jetzt Student und kein Flüchtling mehr.“ Wie auch Sarah Shammaa (Foto: Fink) aus Aleppo arbeitet er nach der Ankunft in Deutschland gerade an seiner Zukunft. Gemeinsam mit acht weiteren Stipendiaten des Landes Baden-Württemberg werden die beiden derzeit am Internationalen Studienzentrum (ISZ) der Universität Heidelberg sprachlich und fachlich auf ein Studium hierzulande vorbereitet.

Insgesamt 50 dieser Stipendien für syrische Flüchtlinge wurden im vergangenen Jahr vom Land in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) vergeben. Die zehn Stipendiatinnen und Stipendiaten unter ihnen, die am ISZ ausgebildet werden und gleichzeitig als Studierende an der Ruperto Carola eingeschrieben sind, profitieren dabei von der breiten Ausrichtung des Heidelberger Kollegs: „Viele vergleichbare Einrichtungen in Deutschland sind reine Studienkollegs – das ISZ aber verfügt außerdem über das Kolleg für deutsche Sprache und Kultur und bietet nicht nur die klassischen Schwerpunktkurse des Studienkollegs an sondern auch propädeutische Vorsemester und eben auch Deutschkurse“, betont Monika Gardt, die Kommissarische Direktorin. Und dafür werden am ISZ und anderswo bald noch mehr Plätze zur Verfügung stehen, denn das Bundesministerium für Bildung und Forschung möchte mit einer entsprechenden Fördermaßnahme Flüchtlingen den Zugang zum Studium erleichtern.

Isz Alsalhani I1r

Die Bereitschaft der syrischen Studentinnen und Studenten, sich auf etwas Neues einzulassen, schätzt Monika Gardt generell sehr hoch ein. Manchmal muss sie die Stipendiaten eher zur Geduld ermahnen: „Viele von ihnen haben – verständlicherweise – das Gefühl, aufgrund der politischen Umstände und der Flucht viel Zeit verloren zu haben.“ Doch insbesondere das Erlernen der deutschen Sprache, so die Leiterin des Internationalen Studienzentrums, brauche seine Zeit – zumal wenn es nicht nur darum geht, sich im Alltag zu verständigen sondern ein Studium zu absolvieren. In diesem Kontext sei es von großem Vorteil, findet ISZ-Dozent Dirk Geissler, dass der Unterricht hier gemeinsam mit anderen Studieninteressierten aus aller Welt erfolgt und nicht getrennt: „Es hilft, wenn man sieht, dass der Kommilitone aus Argentinien bei einer bestimmten Grammatiklektion die gleichen Schwierigkeiten hat wie man selbst.“

Die Universität Heidelberg ist nicht erst in der aktuellen Situation mit der Frage befasst, wie sie Studieninteressenten mit Fluchthintergrund unterstützen kann, ein Studium aufzunehmen. Unter dem generell hohen Anteil internationaler Studentinnen und Studenten sind auch in der Vergangenheit immer schon studienwillige Asylsuchende und Flüchtlinge gewesen. Daher sind entsprechende Strukturen und Verfahren bereits geschaffen worden – von gesonderten Zulassungsbedingungen bis zu Sprachkursen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Internationale Studienzentrum, das Studieninteressierte aus aller Welt sprachlich und fachlich auf ein Studium in Deutschland vorbereitet. Die dortige Ausbildung der syrischen Flüchtlinge im Zuge des Stipendienprogramms wird vom Wissenschaftsministerium des Landes gefördert. Auf ihrer Internetseite informiert die Ruperto Carola ausführlich über universitäre Angebote und Initiativen für Flüchtlinge. Dort werden auch Projekte vorgestellt, in denen sich Universitätsangehörige für Geflüchtete einsetzen.

www.uni-heidelberg.de/universitaet/fluechtlingshilfe

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Abdulhamid Alsalhani und Sarah Shammaa haben bereits in ihrer Heimat ein Bachelorstudium absolviert – er in Jura, sie in Anglistik. Im Zuge ihrer Flucht nach Deutschland hat es sie jeweils in kleine Orte Süddeutschlands verschlagen. Die Erfahrungen, die sie dabei gemacht haben, sind durchweg positiv: Beide berichten davon, dass sie vielfältige Unterstützung erhalten hätten und dafür sehr dankbar seien. Abdulhamid Alsalhani möchte, sobald er seine Vorbereitung für das Fachstudium abgeschlossen hat, ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Mannheim aufnehmen. Sarah Shammaas Ziel ist es, Übersetzungswissenschaften in Heidelberg zu studieren und dann vielleicht als Dolmetscherin zu arbeiten. In Aleppo habe sie neben dem Bachelorstudium japanische Sprachkurse besucht, da sie sich auch für diese Kultur sehr interessiere.

Dank ihres Ehrgeizes und ihrer bislang erfolgreichen Teilnahme an Sprach- und Fachkursen des Internationalen Studienzentrums konnten die beiden nach ihrer Flucht aus Syrien bereits einen großen Schritt hin zu dem erhofften Neuanfang machen. Der Status „Flüchtling“, den Abdulhamid Alsalhani ohnehin nicht mehr so gerne auf sich beziehen möchte, da er etwas Trennendes zum Ausdruck bringe, steht daher für beide nicht mehr im Vordergrund. Sie sind jetzt Teil der vielen Studierenden aus aller Welt an der Ruperto Carola.

www.isz.uni-heidelberg.de