Empfehlung für den Nobelpreis
Den mit 250 000 Dollar dotierten Lasker~DeBakey-Preis für klinisch-medizinische Forschung hat Prof. Dr. Ralf Bartenschlager (Fotos: Universitätsklinikum Heidelberg) erhalten, Virologe und Krebsforscher an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Ruperto Carola, am Universitätsklinikum und am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Der Lasker-Preis, den die New Yorker Lasker Foundation jährlich in drei Kategorien vergibt, ist die höchste medizinisch-wissenschaftliche Auszeichnung in den USA. Viele Preisträger haben später den Medizin-Nobelpreis erhalten. Bartenschlager war es mit seiner Arbeitsgruppe erstmals gelungen, das Hepatitis C-Virus im Labor zu vermehren. Damit schuf er die wesentliche Voraussetzung dafür, zielgerichtete Medikamente gegen das Virus zu entwickeln. Ralf Bartenschlager ist erst der dritte deutsche Forscher, der den Lasker~DeBakey Award für klinisch-medizinische Forschung erhielt.
„Ich freue mich außerordentlich und bin zutiefst dankbar für die Auszeichnung“, sagte er in seiner ersten Stellungnahme, „vor allem danke ich auch meinen Mitarbeitern und Kollegen, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, diese erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeiten zum Hepatitis C-Virus zu leisten.“ Gleichzeitig gab der Geehrte zu bedenken: „Der Preis spornt uns dazu an, diesen tückischen Krankheitserreger weiter zu erforschen. Wenn man die weltweite Verbreitung des Virus bedenkt, wird klar, dass es noch lange nicht besiegt ist. Es fehlt nach wie vor ein Impfstoff, der vor der Infektion schützt; und viel zu viele Menschen sind ohne es zu wissen mit dem Hepatitis C-Virus infiziert.“ Bartenschlager bekam den Preis gemeinsam mit Charles Rice (Rockefeller University, New York, USA) und Michael Sofia (Arbutus Biopharma, USA).
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden weltweit etwa 130 Millionen Menschen an einer chronischen Infektion mit Hepatitis C-Viren (HCV). Die Erkrankung zerstört nach und nach die Leber, verursacht Leberzirrhose und -krebs. Die ersten in der Behandlung eingesetzten Medikamente dämmten lediglich die Leberentzündung ein. Bartenschlager hatte in den 1990er-Jahren ein Zellkultursystem entwickelt, das es erlaubt, Minigenome des Virus, sogenannte Replicons, in menschlichen Leberzell-Linien zu vermehren – und in den Folgejahren dieses System optimiert. Damit war der Weg geebnet, wesentliche Schritte des Vermehrungszyklus der Hepatitis C-Viren zu erforschen und wirksame Medikamente zu entwickeln. Das erste Medikament wurde 2014 zugelassen: Es führt bei 95 Prozent der Patienten zu einer vollständigen Heilung der Infektion.
„Mit diesem Zellkultursystem wurden alle heute verfügbaren Medikamente entwickelt. Auf Grund der hohen Heilungsrate ist die Medikamentenentwicklung bei HCV im Wesentlichen durch“, erklärt Ralf Bartenschlager. In den vergangenen zehn Jahren beschäftigte er sich daher hauptsächlich damit, den Lebenszyklus von HCV besser auszuleuchten und zu verstehen: „Schließlich gibt es noch keine Impfung gegen Hepatitis C und es ist noch nicht im Detail verstanden, wie die Therapien genau wirken. Und ob Resistenzen ein klinisches Problem darstellen – im Moment sieht es aber glücklicherweise nicht danach aus.“
Ralf Bartenschlager studierte Biologie an der Ruperto Carola. Nach Diplom (1987) und Promotion (1990) in Heidelberg am Zentrum für Molekulare Biologie ging er bis 1993 als Postdoc zu Hoffmann-La Roche im schweizerischen Basel. Hier begann er seine wissenschaftlichen Arbeiten am Hepatitis C-Virus. Zurück in Deutschland habilitierte er sich 1999 im Fachbereich Virologie an der Universität Mainz und wurde dort im Jahr 2000 zum Professor für Molekulare Virologie berufen. 2002 erhielt Bartenschlager eine Chica und Heinz Schaller Stiftungsprofessur für Molekulare Virologie an der Universität Heidelberg. Im Universitätsklinikum ist er seit dieser Zeit Direktor der Abteilung für Molekulare Virologie am Zentrum für Infektiologie. Seit Anfang 2014 leitet er parallel die Abteilung „Virus-assoziierte Karzinogenese“ am DKFZ und ist Sprecher des dortigen Forschungsschwerpunkts „Infektion, Entzündung und Krebs“.
Mary Lasker war eine einflussreiche US-amerikanische Aktivistin und Lobbyistin im Gesundheits- und medizinischen Forschungssektor. Gemeinsam mit ihrem Mann Albert gründete sie 1945 die Lasker Foundation und setzte sich dafür ein, dass mehr Geld in die medizinische Forschung fließt. Nachdem sie ihren Mann 1952 an den Krebs verloren hatte, war ihr der Kampf gegen die Krankheit ein besonderes Anliegen. So war sie die prominenteste Fürsprecherin für den National Cancer Act 1971, der den „War on Cancer“ der USA begründete und das Budget für das US-amerikanische National Cancer Institute deutlich erhöhte.